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Jeans Team im Interview

Seien wir doch mal ehrlich: Jeans Team waren das definitive Highlight beim diesjährigen Immergut Festival, was auch nicht verwundert angesichts der Tatsache, dass die gebürtigen Bremer auch in China oder den USA riesige Erfolge zu verzeichnen haben. Am verkaterten Samstag Nachmittag nutzten wir die Chance, ein freundschaftliches Gespräch mit Franz Schütte und Reimo Herfort zu führen – Über Musik und das spannende Drumherum.

Es war ja eigentlich schon letztes Jahr ein Auftritt von euch auf dem Immergut geplant. Was kam denn da dazwischen?

Franz: Das war einfach krankheitsbedingt. Es ist ganz selten, dass angekündigte Konzerte von uns nicht stattfinden. Das war einmal dieser Immergut-Fall und dann gab es ein anderes Konzert, wo es aufgrund technischer Probleme für uns nicht möglich war, aufzutreten.
Reimo: Die waren aber nicht bei uns, die technischen Probleme!
Franz: Nee nee. Wir hatten angefangen, da ganz normal aufzubauen…
Reimo: – In der Bar der Rolling Stones!

Und dort gab es technische Probleme?!

Reimo: Jaa, das ist ja eben ein alter Rockschuppen. Der ist gemacht für Bands mit Amps und Schlagzeug. Und dann kamen wir da an und die Veranstalter fragen uns [imitiert Schlagzeug]: „Macht ihr auch Musik?“ – Und wir so [imitiert Keyboard]: „Ja, wir machen auch Musik.“ … Und dann gab es Probleme mit den Kabeln und irgendwann kam nur noch „Krchbrchkrrbchgr“.

Sowas geht doch aber auch.

Reimo: Das geht natürlich auch, aber das war irgendwie nicht das, was wir an dem Abend wollten. Und so ging das dann ne ganze Stunde, bis der Soundtechniker meinte, er könne nichts machen. Und dann fragten wir, ob wir selbst da nochmal rankönnten. Und er meinte nur, es sei nicht seine Geschichte und er könne uns da nicht ranlassen und solche Scherze. Dann haben wir unser Zeug eingepackt… „Schönen Abend noch, Leute!“
Franz: Das passierte dann auch vollkommen ohne böse Gefühle, es ging dort halt einfach nicht.

Aber um zum Immergut zurückzukommen, freut es euch, dass es dieses Jahr klappt?

Franz: Ja, auf jeden Fall.
Reimo: Sicher. Wie lang gibt es das schon?

10 Jahre jetzt.

Reimo: Uns gibt es auch schon über 10 Jahre. Dann hätte man ja mal früher zusammenkommen können.
Franz: Obwohl das hier ja doch größtenteils Gitarre/Bass/Schlagzeug-Formationen sind, die hier spielen, oder?

In den letzten Jahren aber immer elektronischer, zumindest abends. Da kann man dann auch gleich die Frage anbinden, ob ihr zufrieden damit seid, verhältnismäßig früh zu spielen?

Franz: Ich kann eigentlich jedem nur dazu raten, uns spät spielen zu lassen, weil das immer geiler ist. Ich denke mal, die Leute, die das Festival hier machen, werden eine Show von uns schon mal gesehen haben und sich was dabei gedacht haben, uns so zu legen.
Reimo: Naja, andere Variante: Sie haben noch keine Show von uns gesehen, sonst hätten sie uns nicht gebucht, hehe. Aber die Uhrzeit ab 22 Uhr ist schon okay, denn es gibt ja auch DJs danach.
Franz: Normalerweise spielen wir aber immer so ab Mitternacht. Aber heute so kurz nach Sonnenuntergang zu spielen find ich auch mal ganz geil.
Reimo: Ich finde auch auf Festivals ist das was anderes als in Clubs. Wir kommen ja aus Berlin und da ist es so, dass man eigentlich vor 1 Uhr nachts nirgends hinzugehen braucht. Aber nach unserem Auftritt kommen noch DJs, ja?

Ja schon, aber die legen dann üblicherweise auch eher die Indie-Kracher auf.

Reimo: Wenn ich jemanden treff hier vom Festival, dann sag ich dem, dass wir gerne auch auflegen.

Ihr seid auch DJs?

Reimo: Ja. Techno, House.

Jeans Team DJ Team?

Reimo: „Tracht & Prügel“ heißen wir dann.

Ihr wart in letzter Zeit häufig außerhalb Deutschlands unterwegs, zum Beispiel in China oder in den USA. Wie kommt denn die Musik von Jeans Team, die ja deutsche Texte hat, vor internationalem Publikum an?

Franz: Die Tatsache, dass wir deutsche Texte haben, spielt dabei keine große Rolle. Die Leute checken die Energie, die auf der Bühne rüberkommt, sofort. Obwohl es natürlich auch immer drauf ankommt, wo du bist. USA ist ja meist eher auf Rock fixiert und es gibt viele Singer/Songwriter. Und daher ist es für das dortige Publikum immer erfrischend, wenn da mal was anderes kommt.
Reimo: Auch das chinesische Publikum ist besonders gut, die feiern uns da regelrecht ab! Aber es ist ja auch so, dass wir sehr einfache und sloganhafte Bilder verwenden. So Sätze wie „Kein Gott, kein Staat, keine Arbeit, kein Geld!“ kommen dem ein oder anderen vom Hören her eventuell bereits bekannt vor und das kann dann problemlos vermittelt werden, da ist die Sprache wirklich egal.

Stimmt eigentlich die Geschichte, dass ihr euren LED-Schriftzug von einer Bar geklaut habt?

Franz: Das hing draußen an einer Straße über einem Schuhladen, der früher mal ein Jeansladen war. Der Schriftzug ist also schon recht alt und wir fanden das Motiv und die Typografie super. Und dann dachten wir uns, bevor man sich irgendeinen Schwachsinn ausdenkt, ist es besser, etwas zu übernehmen, das einem gefällt und das dann mit neuem Inhalt auszufüllen. Wir sind also quasi der Einsiedlerkrebs, der sich in diese Schnecke eingenistet hat. Und das war damals ein echt wichtiger Schritt für uns. Weil es war schon immer so – und ist auch heute noch so – dass uns tausend Namen einfallen, wie man die Band benennen könnte. Aber dieses Jeans Team-Ding ist einfach so fantastisch neutral und so weit weg von uns, denn das hat sich ja eigentlich ein anderer überlegt. Das finden wir gut. So haben wir uns, nach Jahren des gemeinsamen Musizierens, dann irgendwann dazu entschlossen, diesen Schriftzug da einfach abzuschrauben und mitzunehmen.
Reimo: Wir haben den ja auch dabei.

Den habt ihr live doch immer dabei?

Reimo: Immer, wenn wir mit dem Auto fahren. Denn das ist Neon, das ist Glas, wenn du es drückst, dann zerspringt es. Wir können damit also noch nicht fliegen. Wir haben diesen Schriftzug aber einmal reproduziert. Vielleicht sollten wir dieses Duplikat irgendwo auf einem anderen Kontinent unterbringen, dann hat man das da auch immer stehen. Australien, oder so.
Franz: Helgoland!
Reimo: Es gab auch noch die Probleme wegen Copyright, oder so. Aber zweimal kam es vor, dass Leute nach dem Konzert zu uns kamen und sagten: „Alles super, aber der Name ist echt scheiße!“ – Wo ich mir dann so denk: Ja, und, Depeche Mode ist jetzt ein geiler Name, oder was?

Auf Myspace gibt es jetzt den Song „Keine Melodien“ und auch einige andere in einer 2009-Version. Was hat es damit auf sich?

Franz: Wir haben jetzt ein Best Of-Album gemacht, welches wir in China rausbringen und zu dem Anlass habe wir einige Songs neu aufgenommen. Und außerdem wurde „Keine Melodien“ dieses Jahr re-released. und zusätzlich gab es in UK einen VW-Deal, die haben das dort für eine Werbung verwendet.
Reimo: Autos sind voll fett dieses Jahr!

Auto – Das neue Ding!

Reimo: Genaaaau.
Franz: Und als wir halt mitbekommen haben, dass das nochmal so groß wird, dachten wir, dass man da was Neues machen kann, weil wir auch nicht mehr ganz so zufrieden waren damit, wie es damals klang – Also mit dem Mastering. Es ist ja an sich noch der gleiche Song, aber einfach dynamischer und auf neuem Stand.

Und was hat es mit dem Song „Cocktailständer“ auf sich?

Franz: Das ist ein neuer Song von uns. Und der Text rührt daher: Man kennt ja diese Situation, wenn man ausgeht, dass man leicht denkt: „Bin ich hier jetzt der Cocktailständer, oder was?“ – Wenn man die ganze Zeit Drinks in der Hand hält von denjenigen, die tanzen gehen wollen. Und dass man trotzdem denkt, es ist ja ganz nett, hier mit euch zu sein. Man darf diesen Beziehungsaspekt darin auch nicht vernachlässigen.

Wenn das ein neuer Song ist, kann man denn auch bald wieder mit einem Album rechnen?

Reimo: Ja, wir machen diesen Sommer neue Aufnahmen. „Alkomerz“ ist der Titel des Albums und das Grundthema. Und es sind ganz einfache, dancige, punkige Tracks. Es ist ja so, dass die Leute von uns immer Livelieder haben wollen. Und wir versuchen das dann immer und finden das aber gar nicht so lustig. Daher machen wir das dieses Mal so, dass wir erst die Songs produzieren, dann so lang spielen, bis es auch für live passt und dann nehmen wir die in dem Format richtig auf. Wir haben auch schon drei Songs fertig im Kopf, von denen wir heute Abend auch zwei Stück spielen werden, da kann man dann schon sehen, in welche Richtung das geht. Stulle! Es wird stulle!

Aber wann das Album letztendlich kommt, ist noch nicht abzusehen?

Franz: Nee, das ist noch nicht abzusehen. Wir haben ja auch gar kein Label derzeit, wir sind ja nicht mehr bei Louisville. Und wir arbeiten da gerade dran, wissen aber auch gar nicht, wie wir zu diesem Labelthema derzeit stehen sollen.
Reimo:
Es ist ja auch schwer, irgendwas zu finden, wo wir gut hinpassen. Sag mal, kennt ihr dieses „Tutenchamun“ von HGich.T?

Ja, ich mach da mit bei der Band sozusagen. Ich hab bei „Künstlerschweine“ gesungen.

Reimo: NEIN! Wie witzig ist das denn! Hammer, lass uns was zusammen machen. Diese Songs haben uns den vergangenen Sommer gerettet, wie geil.
Franz: Wir sind nur mit dieser Musik Auto gefahren!

[Nicht enden wollende Diskussion über die Kunst hinter HGich.T folgt.]

Reimo: …Ja. Das kannst du im Interview auch gern erwähnen, dass wir die Musik gut finden! Wir sind große Fans.

Zurück zu eurer Musik: Ihr tretet ja live nur noch zu zweit auf, seid ihr also offiziell ein Duo?

Franz: Ja, schon. Also, es gibt Henning noch. Der kommt gerne vorbei und trinkt einen Kaffee mit uns und redet.
Reimo: Aber dem war das alles zu viel.
Franz: Aber vielleicht produziert er dann was beim neuen Album oder spielt auch einige Instrumente ein wieder.
Reimo: Er hat jetzt Gitarre gespielt bei einem anderen Projekt, dem Soloalbum von Jochen Distelmeyer.

[Reimo fängt an, „Tutenchamun“ zu singen]

Eine schöne Abschlussfrage: Was findet ihr immer gut?

Franz: Bier.
Reimo: Und Porno!

So mögen wir das. Danke fürs Gespräch!


Bilder vom Auftritt nach dem Interview findet ihr hier.

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