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Egotronic – Egotronic

„Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir sind hier, um zu stören. Doch wenn ihr ehrlich zu euch seid wollt ihr genau sowas hören!“ – So lautet die Einleitung der neuen, respektive dritten Platte der Jungs von Egotronic. Die wohl erfolgreichste Band des Hamburger Labels Audiolith haut nach „der richtigen Einstellung“ und dem „Lustprinzip“ nun (gerade mal ein Jahr später) ihr Selftitled heraus.

Und offen gesagt fällt das Rezensieren verdammt schwer, das sei an dieser Stelle mal gesagt. Nicht nur, weil man der Musik gerecht werden möchte, sondern auch, weil die Rezensenten dieses Landes direkt zu Beginn ihr Fett weg bekommen. So lautet es: „Du kennst die letzte Platte, hast dazu was geschrieben. Du sagst: ‚Was soll der Quatsch mit Raven Gegen Deutschland?‘ …Sei doch mal konstruktiv und höre auf zu motzen! Denk ich an die Normalität hier, muss ich kotzen!“ – Nichts desto trotz, meine Ohren fassen die dritte Ausgabe wie folgt auf:

Mit der neuen Platte hauchen Egotronic dem Begriff Electropunk erneut Leben ein. Wummernde Basslines, tanzbare Melodien und eingängige Rhythmen gehen Hand in Hand unter der Fahne des Auf-Die-Fresse Gesangs vom Vorzeige Anti-Schwiegersohn Torsun. Als wenn das nicht schon hinreißend genug wäre, haben sich die Berliner noch Unterstützung von allerhand Labelokollegen geholt. Im Song „Rampue vs Egotronic (vs Rampue)“ – wer hätte es gedacht – haut Rampue mit in die Tasten und bei „What I don’t do“ steht Jan Elbeshausen von Dance Inc. am Mikrofon. Auch Walter Schreifels hatte sein Finger im Spiel, beim Song „Kotzen“.

Ob nun aber allein oder mit Unterstützung, es ist noch immer der einzigartige Gesang Torsuns und die Texte, von denen die Musik lebt. Egotronic sind Meister darin, „Partymusik“ mit Ernsthaftigkeit zu verbinden. Welche Band kann es sonst schon bringen, Sätze wie „Es gibt kein Halt, der Beat, der knallt!“ mit politischen Kampfansagen und inneren Gefühlswelten zu kombinieren? Der gesellschaftskritische Aspekt mag aufs erste Hören bei dieser Platte geringer ausfallen. Dem ist aber nicht unbedingt so, die Botschaften sind nur nicht mehr ganz so aufdringlich und offensichtlich, wie es zum Beispiel bei „Raven gegen Deutschland“ der Fall war.

„Es gibt viel absurde Sachen, die ich nicht versteh.
Ich hab keine Lust auf Arbeit, das müsst ihr verstehen.
Heute Abend will ich tanzen gehen.
Ich steh nur da und beweg mich nicht.
Und dabei starre ich in dein Gesicht.
Ich steh nur da und du schaust mich an.
Und ich stell fest, dass ich nicht tanzen kann.“

Bei dieser Platte, mehr als noch bei den Alben davor, wird auch viel mit Zitaten und Anleihen gespielt. Sei es nun ein Ronald Schill Sample („Jetzt wirkt das Koks bei mir, ich fühl mich total wach.“) im Song „Verspult“ oder ein Zitat von Lützenkirchens „3 Tage Wach“-Motiv. Auch das Cover und der erste Song, „Berlin Calling“, sind eindeutig als ironischer Zaunpfahlwink auf The Clash zu sehen. Sogar ein Cover eines Songs von Grauzone gibt es zu hören: „Der Weg Zu Zweit“ wurde von Egotronic neu aufgemischt, nachdem eine Solo-Version von Torsun schon seit einiger Zeit im Netz kursierte.

Das Fazit all dessen: Egotronic sind noch immer Egotronic. Torsun, Endi und KT&F werden stetig besser, nicht nur technisch mischen sie in der oberen Liga Audioliths mit. Dennoch brauchte ich nun eine ganze Weile, um die Platte vollkommen akzeptieren zu können… Sagt man so etwas „Grower“? Whatever, inzwischen find ich den Neuling grandios. Im Bereich Hedonismus meets Gegenwartskritik kann ihnen nun mal keiner das Wasser reichen. In diesem Sinne:
Move your ass and your mind will follow!

VÖ: „Egotronic“ erscheint am 14.11.2008 auf Audiolith.

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