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Taubertal Festival, 08.-10. August 2008

Die „Clubshow unter den Festivals“, das möchte das Taubertal-Festival gerne für seine Besucher sein. In der eindrucksvollen Kulisse mit Blick auf die idyllische Stadt Rothenburg wurde auch im Jahr 2008 wieder kräftig gerockt. Vom Show-Spektakel auf der Hauptbühne bis hin zum Mini-Konzert auf dem Dach eines Busses war alles vertreten und ganze 22000 Besucher konnten sich über ein abwechslungsreiches Programm freuen. Ein voller Erfolg für Veranstalter wie Besucher. Hier ein Rückblick aus eigener Erfahrung.

Am Freitag, dem Hauptanreisetag für die Besucher des 13. Taubertal-Festivals, geht es im sonst eher ruhigen Städchen Rothenburg o.d. Tauber hektisch zu. Eine Autoschlange zieht sich durch die Stadt, vorbei an der historischen Altstadt und Richtung Eiswiese, dorthin, wo den Rest des Jahres nur ein mehr oder weniger beschauliches Plätzchen am Fluss zu finden ist.

Diesmal ist einiges anders als die letzten Jahre. Der neue Einlass, weiter hinten gelegen, ist noch etwas ungewohnt, wie auch die Tatsache, dass die Shuttle-Busse zum Camping-Platz nur noch bis 19 Uhr fahren. Wenn nachts ein paar tausend Menschen vom Gelände Richtung Campingplatz pilgern, wäre ohnehin auch mit dem Bus nur Schrittgeschwindigkeit angesagt, vor allem ist es aber eine Sache der Sicherheit, denn bei den Besucherzahlen, die das Taubertal-Festival mittlerweile verbucht, ist darauf besonders das Augenmerk gerichtet.

Doch der größte Teil der Sicherheitsleute hat bei Sonnenschein (entgegen des letzten Jahres) und toller Stimmung kaum mehr zu tun als das Must-Do. Das Publikum ist in Feierlaune. Während wir uns entschließen, den Basar zu erkunden (auch den gibt es hier noch nicht allzu lange), rocken bereits Blackmail die Hauptbühne.

Auf der Sounds-For-Nature Bühne kann man sich anschließend bei rotzigem berliner und flensburger Punkrock mit She-Male-Trouble und den Jungs vom Turbostaat auf einen perfekten Festival-Abend einstimmen. Exzessiver Pogo ist angesagt. Netterweise weist She-Male-Sängerin Carola schon zu früher Stunde auf die Aftershow-Party mit 2/5 der Beatsteaks hin, die sich von Samstag auf Freitag verschoben hat, was bedeutet, mögliche Energiereserven auch gleich in der ersten Nacht zu verballern.

Nach Nephew aus Dänemark gerät dann die Hauptbühne völlig in Schwabenhand, als die Fantastischen Vier von ihren Live-Qualitäten überzeugen. Als alteingesessene HipHop-Band liefern sie eine Rock-Show vom Feinsten. Da werden gerne mal Plattenteller gegen Gitarren getauscht, seien die nun von Michi Beck gespielt oder vom Gitarristen der Fanta-Band bei „Ernten was wir säen“. Schade nur die etwas zu starke Einnebelung der Bühne, die bei „Krieger“ zwar schön zur Atmosphäre beiträgt, im Großen und Ganzen jedoch eher störend wirkt.

Am Ende können die Fans in der ersten Reihe sogar noch ein paar Autogramme von Smudo abgreifen, der sich da unten sichtlich wohl fühlt.

Für uns ist danach noch lange nicht Zapfenstreich, denn die Donots spielen im Steinbruch auf. Die Konzerte wie auch die Party im Steinbruch ist ein satter Zugewinn für das Festival, nicht nur von der Lage her (auf halbem Wege zum Campingplatz), denn auch die Location überzeugt sofort. Dafür ignoriert man auch den immer stärker werdenden Regen.

Die Donots-Bühne ist ein Bus, und Sänger Ingo lässt es sich nicht nehmen, später noch von dessen Dach zu klettern, um mit den Fans im strömenden Regen zu feiern.

Kaum ist der letzte Ton der fünf Jungs aus Ibbenbühren verklungen, heizen Arnim und Torsten von den Beatsteaks der nassen Masse ein. Die beiden haben sich als DJs vorgenommen, die Nacht noch ein bisschen zur Party-Zone zu erklären und so schallt bis fünf Uhr morgens Punk, Indie, Rock, tighte Atzenmucke und allet wat Spaß macht durch den Steinbruch.

Der Samstag beginnt für uns wie für viele andere mit grandiosem ReggaeRockSka aus Mexiko. Panteón Rococó sind dieses Jahr viel mit den Ärzten unterwegs gewesen, bieten außerhalb der Vorbandverpflichtung aber ein mindestens genauso beeindruckendes Bild und sind schon fast kein Geheimtipp mehr. Auf der Bühne wird gerockt und Show gemacht was das Zeug hält, vor der Bühne wird Ska getanzt, gehüpft und abgegangen.

Einen krassen Kontrast bieten danach die Editors mit ihrem New Wave-lastigen Sound und den eher dunkel geratenen Texten des letzten Albums.

Danach regiert mal wieder der HipHop, diesmal aus Hamburg, denn Fettes Brot sind am Start und haben eine Band mit Bläsern mitgebracht, die Boris, Björn und Martin stilsicher unterstützen und besonders bei „Bettina“ und „Emanuela“ ihren Beitrag leisten.

Nassgeschwitzt und abgekämpft bahnen wir uns nach diesem höchst genialen Auftritt zufrieden unseren Weg zur Sound-For-Nature Bühne, um die ebenso tolle Show von Moneybrother zu genießen. Statt mit der gewohnten Besetzung steht Anders Wendin heute mit drei Sängerinnen auf der Bühne, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Mit tollen Lichteffekten und einer gut gewählten Mischung aus alten und neuen Songs ist das fast der perfekte Ausklang eines wunderschönen Sommerabends – zumal sich die Regenwolken aus der vorigen Nacht bereits heute Morgen verabschiedet haben.

Vielleicht haben wir Recht mit unserer Vermutung, hinter der Bühne habe vielleicht jemand ein schwedisch-deutsches Wörterbuch liegenlassen, denn nicht nur bei Moneybrother ist man fleißig bemüht, deutsch zu sprechen, sondern auch die Hives, Hauptact am Samstag, animieren ihr ohnehin schon frenetisch jubelndes Publikum mit kleinen Sätzen wie „Meine Damen und Herren!“ – energiegeladen wie immer zeigen sie ihren deutschen Fans, wo der Hammer hängt.

Der Sonntag, der letzte Tag des Festivals, steht ganz im Zeichen der Ärzte. Nicht nur, dass sich die an den vorigen Tagen noch einfacher zu zählenden Ärzte-Shirts langsam häufen. Heute besetzen erstmals Fans vor Einlass die Schleusen und der Bereich vor der Bühne ist vom ersten Act an fest in deren Hand.

Die Schröders haben es mit witzigen deutschen Texten und einer großen Klappe da nun wirklich nicht schwer, einen Stein ins Brett zu bekommen. So herrscht schon am Nachmittag ausgelassene Partystimmung vor der Hauptbühne.

Danach dürfen die Sieger des Emergenza-Wettbewerbes ihr Bestes geben, was im Falle der Gloria Cycles heißt, die geneigten Zuhörer mit einer guten Dosis British Rock zu beglücken und zu zeigen, dass der erste Platz durchaus gerechtfertigt ist.

Ab 18 Uhr sind wir dann wieder bei der richtig großen Rockshow angelangt. Danko Jones zeigt, was Posing wirklich bedeutet. Ziel einiger mehr oder weniger fieser Rockstar-Sprüche ist der Hang, von dem aus man auch im Sitzen einen ganz passablen Blick auf die Bühne hat, was dem Kanadier aber so gar nicht gefällt.

Was bei Danko Jones nur eher schleppend geht, geht bei Anti-Flag schon viel eher (obwohl auch hier die Leute auf dem Hang einiges einstecken müssen), die heute sogar mit einem Kinderchor aufwarten.

Schließlich ist es dann endlich Zeit für die Band, auf die nun wirklich alle warten und pünktlich um Viertel nach neun betreten Die Ärzte dann auch die Bühne.

Es folgt das, was man als typisches Ärzte-Konzert bezeichnen könnte: Viel Quatsch und Gequatsche auf der Bühne, eine Setlist, die von alten Klassikern bis zu den neusten Hits reicht und ein höchst konzentriertes Publikum, das macht, was Farin Urlaub ihm aufträgt – und sei es, ihm bei „Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)“ ein „Halt’s Maul, du Arsch!“ entgegenzuschleudern.

Wer mag, kann sich danach noch bei den Courteeners ein letztes Feierabendbier gönnen, aber nach den Ärzten ist für die meisten Schluss und die große Karawane bricht wieder auf zum Zeltplatz.

Damit geht das 13. Taubertal-Festival zu Ende. Dank eines sehr abwechslungsreichen Programmes und eines großartigen angenehmen Publikums trotz der Unglückszahl ein voller Erfolg, was sich nicht zuletzt an der Besucherzahl zeigt.

Ein einziger Wermutstropfen bleibt: Durch die strengen Auflagen war es uns unmöglich, gute Fotos der einzelnen Künstler zu machen – was jedoch der Stimmung letztendlich auch bei uns keinen Abbruch getan hat.

In Zahlen verzeichnet das Taubertal-Festival 2008 übrigens 70 Waschbecken, 250 Dixi-Klos, etwa 500 freiwillige Helfer, 3500 m Stromkabellängen, 15 000 kWh Energieverbrauch. Und insgesamt 22 000 glückliche Besucher, die sich alle aufs nächste Mal freuen, wenn zum 14. Mal im Taubertal der Bär los ist.

P.S.: Wer nächstes Jahr übrigens sicher dabei sein möchte, kann sich bereits jetzt schon für einen Sonderpreis von 74 Euro das „Blinde Huhn“-Ticket sichern, das angeboten wird, bis die ersten Bands bekannt gegeben werden. Erfahrungsgemäß ist das eine lohnende Investition, die im Online-Shop des Festivals getätigt werden kann.

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