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Christian Naujoks im Interview

Christian Naujoks hat sich die nötige Zeit genommen. Seit 2005 feilte er bereits an Songs herum und nun ist es endlich soweit, dass sein Debüt in wenigen Tagen bei Dial erscheint. Beim Konzert von Phantom/Ghost im Hamburger Uebel&Gefährlich trat Naujoks im Vorprogramm auf und wir nutzten spät am Abend die Gelegenheit, mit ihm ein paar Worte zu seiner Musik zu wechseln.

Du hast heute Abend im Uebel&Gefährlich gespielt. War das dein erstes Konzert?

Christian: Ich hab auch vorher schon einige Shows gespielt. Zum Beispiel im Pudel Club, oder im Kunstverein in Hamburg. Das ist eine super Location, wo normalerweise Kunst ausgestellt wird, aber wo manchmal auch andere Veranstaltungen sind.

Die Live-Bilder, die man in deinem Myspace findet, stammen die von dem Konzert im Kunstverein?

Christian: Genau, das ist das. Das war da auch ein sehr sehr schöner Raum gewesen. Da es dort keine Bühne gibt, hat sich mein Auftritt mit dem Publikum auch so gut vermischt. Das ist natürlich eine andere Situation als jetzt hier im Uebel&Gefährlich, der Club ist ja eine klassische Rock/Pop-Venue. Heute Abend ist es das erste Mal, dass ich einen Marimba-Spieler dabei habe! Und letztens bin ich auch noch im Hebbel am Ufer in Berlin aufgetreten, da hatte Christoph Gurk ein Festival auf die Beine gestellt und mich eingeladen.

Wie kam es dazu, dass du dich entschlossen hast, auch solo Musik zu machen?

Christian: Eigentlich läuft das schon seit 2005, aber damals eben eher im Zusammenhang mit Kunstprojekten. Dass ich eben manchmal Filmmusik gemacht hab, oder eingeladen wurde, zu einem Symposium Musik beizusteuern. Aber damals hatte ich noch gar nicht vor, diese Musik wirklich als Solo-Künstler zu vertreten. Aber das hat sich dann so entwickelt, dass ich Tobias Levin eine Demo-CD gegeben habe und auch Pete, also Peter Kersten, sprich Lawrence, der ja das Dial-Label macht. Und von denen war dann das Feedback so gut, dass die mich darin ziemlich bestärkt haben. Pete hat bei manchen seiner DJ-Sets dann auch schon Songs von mir mit aufgelegt und sowas, da hab ich dann gemerkt, dass das auch als Solo-Projekt funktionieren kann und das ich das vertreten kann.

Das erklärt dann ja quasi auch schon die nächste Frage, wie es dazu kam, dass du auf Dial veröffentlichst – Du kanntest Pete also schon.

Christian: Er war mir halt schon total geläufig als Musiker und als DJ. Und dann kam es, dass ich im Winter 2005 eine Veranstaltung gemacht hab, die „Cinema For The Blind“ hieß. Und da ging es mir darum, mit Musikern etwas aufzuführen, was dann wie ein Soundtrack anmutet, der live performt wird von einer band für einen imaginären Film. Da hat man dann so Sachen gemacht wie Franz Kafka’s „Der Verschollene“ zu vertonen. Und zu diesem Anlass hab ich Pete dann mal gefragt, ob er nicht Lust hätte, da im Anschluss aufzulegen und ihm auch CDs von mir gegeben. So sind wir dann zusammen gekommen. Und er hat meine Produktion verfolgt und das letztendlich so toll gefunden, dass er mir vorgeschlagen hat, das auch auf Dial zu veröffentlichen.

Dein Album erscheint ja nun auch in wenigen Tagen bereits. Wie würdest du die Musik auf der Platte selbst beschreiben?

Christian: Das ist gar nicht so einfach, das in Worte zu fassen, weil es ja doch sehr vielseitige Musik ist und es mir nicht darum geht, einen bestimmten Stil zu verfolgen. Ich versuche stets, mehrere Stile und Persönlichkeiten in meiner Musik zu vermischen. Ich versuche, als zeitgenössischer Komponist aufzutreten, aber auch als Popmusiker oder als konzeptueller Soundkünstler. Ich versuche auf dem Album, all diese verschiedenen Ansätze miteinander zu kombinieren.

Dein Album hat keinen direkten Namen, es ist „Untitled“. Gibt es einen Grund dafür, dass du keinen Titel geben wolltest?

Christian: Ich wollte mit einer Namensgebung nichts vorwegnehmen. Gerade da die Musik ja so unterschiedlich ist und das Album an sich schon komplex genug. Ich wollte, dass meine Person diese Klammer ist, die das Album zusammenhält. Auch schön finde ich es, dass ein unbenanntes Album eine Art Blueprint ist, in dem noch viele Möglichkeiten offen stehen. Es gibt auf dem Album drei oder vier verschiedene Richtungen, die ich eingeschlagen habe. Und ich könnte es mir gut vorstellen, dass ich auf meinem nächsten Album einen dieser Wege konkret weiterverfolgen könnte.

Auf dem Album gibt es mittendrin zwei Titel, die Epiloge sind – Eigentlich ist ein Epilog ja ein Schlussteil, wie kamst du auf die Idee, sowas in der Mitte von einem Album zu machen?

Christian: Das könnte man so sehen, dass zwischen diesen beiden Epilogen ein Schnitt ist, das dann was Neues anfängt. Ich würde sagen, die erste Hälfte ist direkter, es werden ausschließlich akustische Instrumente gespielt, es ist natürlicher. Die zweite Hälfte hingegen ist künstlicher, dekonstruierter, einfach abgespacter. Mich interessiert Brüchigkeit und Unabgeschlossenheit.

Das Cover der Platte stammt von Dirk Stewen. Wurde das speziell für dein Album angefertigt?

Christian: Nein, das kam so: Ich hab ihn schon länger als Künstler bewundert und seine Arbeit verfolgt. Anfang 2008 hab ich ihn dann auch persönlich kennengelernt und das war direkt eine ganz witzige Situation, da wir uns quasi gleichzeitig gefragt haben, ob wir nicht mal was zusammen machen wollen. So kam es jetzt, dass ich bei einer seiner Ausstellungen mitmache und er eben an meinem Cover beteiligt ist. Ich empfinde Stewen’s Kunst als sehr musikalisch. Und dieses „Bild“ auf dem Cover ist letztendlich das, was ich aus einer Reihe von Werken, die sich alle ziemlich ähnlich sehen, für meine Musik am passendsten gefunden habe.

Wenn man dein Myspace begutachtet, findet man in deinem Terminkalender bisher noch einen weiteren Termin in Hamburg und einen in Berlin. Kommt da noch mehr dazu?

Christian: Ich hab es immer sehr gerne, wenn es besondere Anlässe sind, zu denen ich spiele. Das Konzert in Berlin zum Beispiel findet im Berghain im Rahmen einer neuer Veranstaltungsreihe statt, die sich „Elektroakustischer Donnerstag“ nennt. Und die Leute dahinter geben sich wirklich Mühe, dass das Umfeld gut ist und der Raum wird dann auch dementsprechend gestaltet und verkleidet. Aber, muss ich dazusagen, nach einem Abend wie heute könnte ich mir auch vorstellen, mal ganz „normal“ auf Tour zu gehen.

Könntest du dir denn auch vorstellen, auf Festivals zu spielen?

Christian: Das ist schwer zu sagen, da müsste man sicherlich nochmal Leute fragen, wie die das so empfinden, also ob das zu ruhig ist für ein Festival. Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, auch auf Festivals oder anderen Open-Air-Situationen zu spielen. Aber vielleicht lieber nachts, das passt besser. In einer Sommernacht um 2 Uhr, das hätte was.

Das war es dann soweit mit den Fragen. Vielen lieben Dank.

Christian: Gern geschehen!

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