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Der Tante Renate – Splitter

Der Tante Renate ist zurück. Obwohl, so kann man das ja gar nicht sagen, richtig weg war Norman Kolodziej ja nie. Wenn er in den letzten Jahren gerade mal nicht als eine Hälfte von Bratze auf der Bühne stand, hat er an Alben von anderen Künstlern des Audiolith-Universums rumgewerkelt, zuletzt z.B. bei Captain Capa. Und trotz alledem bleibt noch Zeit für die gute Tante: „Splitter“ heißt die neue, ergo dritte, Scheibe.

Beginnen wir mit einem kleinen Rückblick: Sommer 2008, ich düse mit meinem Auto durch die Stadt und lass immer und immer wieder den einen Track abfeuern, der wie gemacht fürs Übertreten der Geschwindigkeitsbegrenzungen zu sein scheint. Sein Name „Psychobot“, sein Erfinder Der Tante Renate. Ich zeigte mich schwer begeistert von diesem knarzenden Bollerbeat, der heftig Bass macht. „Yes, echt gut.“, dachte ich mir. Auf einmal: Helles Licht, geblitzt. Who cares, der Song ist noch immer auf CD ins Auto gepresst und durch „Splitter“ inzwischen ja auch hoch offiziell an den Mann gebracht.

Um die Musik auf „Splitter“ zu beschreiben, braucht es keine großen Worte oder gar Metaphern. Es geht ganz einfach: Das hier haut einfach alles weg! Marcel Sebrantke sagt in dem Infotext zur Platte ganz richtig, dass es noch eine Runde aggressiver vorgeht als noch auf dem letzten Streich, der Simplex. Man kann Vergleiche zu Digitalism oder Boys Noize ziehen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Aber einen Unterschied gibt es: Das hier ist mit mehr Metal, die Gitarre ist nach wie vor fester Begleiter von Norman. Aber bei all der Härte geht die Abwechslung nicht verloren, es ist immer eine Melodie in der Musik. Einen Song wie „Slackers Day Off“ könnte man beinahe als entspannte Sonntagsmusik zum Kaffee auflegen – Aber gott sei dank ja nur beinahe.

Mit Namedropping kann man bei der „Splitter“ auch gut loslegen: Da wäre einmal ein Track, der mit Großmeister MT Dancefloor (Saalschutz) zusammengebastelt wurde. Der herrliche Titel des Epos: „Beknacktodrom“. Zu schade, dass man da Mister Dancefloor nicht auch noch hat singen lassen. An Vocals wird logischerweise auf der Platte aber sowieso gespart. Lediglich Der „Heman RX“, eine aufgepimpte Version von einem Song der Bondage Fairies, enthält die Gesangspur des Ursprungssongs.

Alles in allem eine großartige neue Platte der guten alten Tante. Was ich allerdings vermisst habe, ist der C64-Charme, der der Aggression weichen musste. Aber Veränderung ist ja nichts Schlechtes und der neue Weg darf mit Spannung verfolgt werden. Achja, übrigens: Wenn Herr Kolodziej ganz groß rauskommt mit dieser Platte, was dem gesunden Menschenverstand zufolge passieren müsste, dann kann er mir die Kohle, die ich für 67km/h in der Innenstadt blechen musste übrigens gerne zurückzahlen. Vielen Dank!


VÖ: „Trapped“ erschien am 13.03.2009 auf Audiolith.

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