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Gisbert zu Knyphausen | 26. 01. 2012 | Zwischenbau, Rostock

An der Bar gibt es Rhabarber-Schorle und am Merchandise-Stand Wein zu erstehen. Der klultivierte Konzert-Besucher trägt Cord-Sakko, Hornbrille und Drei-Tage-Bart. Auf einem schwarzen T-Shirt prangen in weißen Lettern zwei Worte: Hurra! Hurra!… Eine Phrase, die man durchaus zu ergänzen gewillt ist…Gisbert zu Knyphausen ist in der Stadt.

Seit vergangenem Sommer hat sich der Liedermacher rar gemacht, nun ist der Wahl-Berliner wieder unterwegs. 27 Konzerte wird zu Knyphausen mit seiner Band bis Ende März geben – Rostock ist der Auftakt. Eine Premiere in doppelter Hinsicht, denn bisher habe er noch nie in der Universitäts- und Hansestadt gespielt, gesteht der Musiker. „Wobei? Doch, einmal als Support von Olli Schulz“, erinnert sich zu Knyphausen. Viel Zeit ist seither ins Land gezogen. Zeit, in der immer mehr Menschen auf den Künstler aufmerksam wurden, der durch seinen verschrobenen und vielleicht auch ein wenig distanzierten Gestus umso authentischer daher kam. Seine Interviews, so er denn welche gab, klangen nicht gestelzt, sondern aufrichtig in ihrer Lakonie. „Am aller Lautesten sind die, die nichts zu sagen haben und wenn das stimmt, dann halt ich lieber mein Maul. (Sommertag)“

An diesem Abend hat Gisbert zwischen seinen Songs ebenfalls nicht sonderlich viel zu erzählen, aber das muss er auch gar nicht. Vielmehr spricht sein Gesicht Bände, als er sichtlich angespannt, mit seiner Gitarre in der Hand an den 250 Konzert-Besuchern vorbeischreitet, um wenige Minuten später die Bühne des Zwischenbaus zu erklimmen. „Verschwende deine Zeit“: Augen zu und stillgestanden – zu Knyphausen beginnt solo, nachdem daantje & the golden handwerk für den Künstler und dessen Band eröffnet haben. daantje alias Joachim Zimmermann ist bei zu Knyphausens Internet-Nabel „Omaha Records“ ansässig und genießt das Privileg, auf große Teile der zu Knyphau’chen Begleitband zurück greifen zu dürfen. Vor allem Multi-Instrumentalis Gunnar Ennen scheint in seiner Nebentätigkeit wunderbar aufzugehen. Der Auftritt an sich ist nicht schlecht, wobei Zimmermann diesem leider nie so wirklich seinen Stempel aufzudrücken vermag. Gesanglich kann der Künstler nicht überzeugen. Vielleicht auch aufgrund der augenscheinlichen Nervosität.

Bei zu Knyphausen scheint die Anspannung wie verflogen, als er seine Mitstreiter auf die Bühne bittet: Jens Fricke, Frenzy Suhr, Sebastian Deufel und Gunnar Ennen. Die Band ist komplett, es kann los gehen und dem Sänger huscht ein breites Grinsen über das Gesicht. Die Ärmel des geschmackvollen, roten Pullovers werden hochgeschoben und Schlagzeuger Deufel zählt ein: „Erwischt“, an das sich nahezu nahtlos „Neues Jahr“ anschließt. Dann ein kurzes „Hallo“ und weiter mit „Kräne“. Gekommen, um zu spielen. Das überwiegend studentische Publikum taut auf, der Applaus wird lauter.

Sowohl das Debüt „Gisbert zu Knyphausen“, als auch der zweite Langspieler „Hurra! Hurra! So nicht“ kommen zu ihrem Recht. Mit „Frau Himmelblau bittet zum Tanze“ gibt es außerdem ein recht neues Stück zu hören. Der ein oder andere Text-Aussetzer wird gerne verziehen – das bis dato letzte Auftritt liegt eben schon ein wenig zurück. Ohnehin scheint die Chemie zwischen Band und Publikum zu stimmen. „Vielen Dank, Ihr seid sehr nett“, lächelt Gisbert etwas verlegen, „wir kommen wieder!“ In der Tat: Im Rahmen der Zugabe gibt es drei weitere Lieder zu hören. Darunter „Der Blick in deinen Augen“ und zu guter Letzt „Spieglein, Spieglein“.

Zu Knyphausen steigt von der Bühne herab und verschwindet auf dem gleichen Wege, den er sich vor knapp zwei Stunden in Richtung Podium gebahnt hatte. Seinen roten Pullover über die Schulter gelegt, das Hemd schweißgetränkt. Und so geht es sicher nicht nur dem Künstler selbst. Auch die Konzertbesucher wirken kaputt, aber glücklich. „Und in der Stadt die ganzen glücklichen Gesichter (Neues Jahr).“

Während außerhalb des zwischen zwei Studentenwohnheim bildenden Hochhäusern gelegenen Zwischenbaus klirrende Kälte herrscht, möchte man bei einer Rhabarber-Schorle im Inneren rufen: Hurra! Hurra! komm‘ bald wieder.

Gisbert zu Knyphausen und Band sind weiterhin unterwegs.

29. Jan. 12 Hamburg (ausverkauft)

30. Jan. 12 Hamburg (ausverkauft)

31. Jan. 12 Köln (ausverkauft)

01. Feb. 12 Hildesheim

02. Feb. 12 Berlin (ausverkauft)

04. Feb. 12 Zwickau

weitere Daten unter: gisbertzuknyphausen.de

 

 

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