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Im Gespräch mit Senore Matze Rossi

Vor ein paar Wochen berichteten wir von der neuen EP „Vier Geschichten von Geistern, Mädchen, Elefanten und Schildkröten“  von Senore Matze Rossi. Im Januar trafen wir ihn im Hamburger Winter im Übel & Gefährlich und unterhielten uns über über dies und das, den Schneeballeffekt, über Elefanten und über seine EP-Trilogie.

Während seiner kleinen Tour, die Senore Matze Rossi von seiner Heimatstadt Schweinfurt über Erfurt und Berlin nach Hamburg führte, bekamen wir die Möglichkeit, ihm nach dem Hamburg-Konzert im Turmzimmer des Übel & Gefährlich ein paar Fragen zu stellen. Zuvor hatte die wunderbare Nessi als Support gespielt und Matze mit seiner Band neben seinen alten Songs auch die neuen seiner EP(s) zum Besten gegeben. Drei Monate zuvor hatte er solo in der Hanseplatte gespielt bis es keine Songideen mehr gab. Nun, mit Band klang alles viel voller, eben wie auf Platte. Die zahlreich erschienenen Gäste lauschten erst bedächtig der Wahlberlinerin Nessi, die mit ihrer großartigen Stimme Gänsehaut auf die Arme zauberte. Dann sah man zu Senore Matze Rossi die Gäste tanzen und lauthals mitsingen, Spaß nicht nur vor sondern auch auf der Bühne. Nach Abbau und Tetris-Spielen beim Einräumen des Tourbusses, suchten wir uns ein „lauschiges“ Plätzchen im Treppenflur des Übel & Gefährlich:

Du hast heut bei deinem Konzert die Songs deiner EP „Vier Geschichten von Geistern, Mädchen, Elefanten und Schildkröten“ gespielt. Diese der erste Teil einer EP-Trilogie. Was ist die Idee dahinter?

Matze: Zum Einen ist es so, dass wir 2008 den letzten Tonträger rausgebracht haben und ich die ganze Zeit schon neue Stücke geschrieben habe. Wir sind nie dazu gekommen, die mit der Band auszuarbeiten, weil wir alle job- und familientechnisch so eingebunden sind. So haben wir uns einfach drei Zeitpunkte gesetzt, an denen die EPs veröffentlicht werden sollen. Als eigener Druck sozusagen. Wir hätten es nie geschafft, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein ganzes Album zu machen. Es ist leichter vier Songs zusammenzukriegen, als ein ganzes Album. Zum Einen ist das gut für uns, zum Anderen ist das schön für die Leute, die es vorher nicht aushalten und schon mal ein paar Songs als Vorgeschmack aufs ganze Album bekommen. Die können sich vorher ja die vier Songs für wenig Geld runterladen.  Schön ist es auch, dass die Fans sozusagen beim Entstehungsprozess dieser Platte dabei sind. Wenn Death Cab For Cutie das machen würden, fänd ich das ziemlich genial.

Die großen Helden! In den neuen Songs hast du auch Anleihen zu bekannten Bands, wie eben Death Cab For Cutie…in Geist, oder?

Matze: Ja – das müsste „Long Division“ vom letzten Album „Narrow Stairs“ gewesen sein. Das zieht sich auch auf den EPs wie ein roter Faden. Wir bauen ein paar Sachen ein, die nicht geklaut sind, sondern als Hommage an unsere Lieblingsbands gedacht sind.

Deine Songs und deine Alben sind vollkommen in Eigenregie geschaffen, ohne Label? Dein Vorgänger lief doch über ein Label?

Matze: Ja, Dancing In The Dark Records – das war das Label eines Freundes – Mit einem Label im Rücken werden einem mehr Möglichkeiten gegeben, seine Songs zum Beispiel im Radio spielen zu lassen. Das Label an sich gibt es aber nicht mehr – ich mache sonst alles selber.

Worin siehst du denn eigentlich den Vor- bzw. Nachteil, mit Labels zusammenzuarbeiten?

Matze: Ein Label ist ja in erster Linie so was wie eine Bank, die schießen das Geld voraus, greifen das aber über Prozente und Deals wieder ab. Mir fehlt da eigentlich so der Sinn in dem Ganzen. Außer natürlich die Kontakte, die ein großes Label hat, die dann für einen genutzt werden. Aber die Label-Geschichten die ich kenne, da verdienen eben eher die Labels als die eigentlichen Künstler. Wenn die Summe durch die verkauften Tonträger so groß ist und alle von dem Kuchen was abbekommen und zufrieden sind, dann ist das okay. Ich brauch es nicht. Nur wenn das so Liebhaber-Sachen sind, Vinyl oder so und dann sind das noch Freunde von mir, dann ja.

Du vermarktest dich ja quasi selbst. Der Schneeballeffekt ist da das Zauberwort.

Matze: Das funktioniert ja bei mir wunderbar und ich bin sehr dankbar, dass es so viele Leute gibt, die mir da unter die Arme greifen. Das ist ein richtig großes Netzwerk, das sich da gesponnen hat.

So kommst du dann auch an die verschiedensten Konzertmöglichkeiten. Kommen die Leute auf dich zu und sagen „Dich wollen wir hier spielen sehen“?

Matze: Früher hab ich das Booking ja selbst gemacht, zwischendurch waren wir bei einer Berliner Bookingagentur und seit kurzem sind wir bei K&F (Kumpels&Friends) und die sind ganz großartig.

Auf der EP ist ja der Song „Elefant“ drauf und vorhin beim Konzert hast du gesagt, dass du jedem wünschst, dass er einen Elefanten hat oder einer ist. Hast du einen und bist du ein Elefant für jemanden und für wen?

Matze: Ich hab auf jeden Fall meinen Elefanten und ich bin auch oft einer. Ich habe drei Kinder. Deswegen auch das Video zu diesem Song….

Und die Plakate und das Cover deiner EP.  Wird es denn bei den drei EPs Zusammenhänge geben – ähnliche Cover oder so? Werden sie immer „Vier Geschichten von…“ heißen?

Matze: Anfangs war es so angelegt, aber die zweite EP bekommt schon einen anderen Namen. So ganz genau wissen wir das aber noch nicht. Und das ist ja auch das spannende. Es entwickelt sich alles währenddessen. Man hat noch viel mehr die Möglichkeit, die Lieder wachsen zu lassen, sie live auszuprobieren. Sonst war es oft so, dass wir die Songs erst im Studio fertig gebracht haben und sie erst live gewachsen sind. Nun ist das umgedreht, was ich wirklich spannend finde.

Und man bekommst ja auch schon mit, wie die Songs ankommen…die Leute die sie dann schon mitsingen können auf den Konzerten. Die werden ja vielleicht von EP zu EP auch mehr.

Matze: Das wär toll und da wären wir wieder bei dem berühmten Schneeballeffekt.

Wie schauts denn konzerttechnisch aus? Weiterhin auf Tour bzw. auf der Suche?

Matze: Klar immer. Im Februar wahrscheinlich eher wohnzimmermäßig und zwischendrin eben im Studio. Und bis Juni sind wir an den Wochenenden eigentlich ordentlich verplant, weil wir ja alle Familie haben. Aber zum Release des Albums wollen wir dann schon ne ganze 10-Tage-Tour spielen.

Da freu ich mich schon drauf – vielleicht ja dann im großen Teil des Übel & Gefährlichs.

Matze: Haha, träumen darf man ja noch.

Danke für deine Zeit!

Matze: Danke dir auch!

Wer weiß, vielleicht sehen wir Matze dann im Juli schon auf einer größeren Bühne? Auf jeden Fall wird er dann die Songs seiner drei erstmal nur als Download erhältlichen EPs bzw. des im Juli erscheinenden Albums spielen. Wir freuen uns auf alles!

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