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Im Gespräch mit We Invented Paris

Wenn wir euphorisch sind, legen wir auch an Feiertagen die Arbeit nicht nieder. Für Freude haben die Jungs von We Invented Paris nämlich mit ganzen dreißig Konzerten am Tag zuvor in Heidelberg gesorgt. Grund genug, um uns mit einem Teil des Schweizer Kollektivs in die Sonne zu setzen und mal nachzuhaken, wie das so war. Außerdem haben wir uns mit Sänger Flavian Graber und Drummer Stefan Schneider über die Zukunft, Châteaus in Bordeaux und ihre „Iceberg“-Single unterhalten, die es ab heute zu kaufen gibt.

Wie geht’s euch denn? Habt ihr alles gut überstanden?
Flavian: Ja, schon!
Stefan: Wir sind aber ziemlich froh, dass wir einen freien Tag haben heute.
Und wie sind die Speed Gigs gelaufen?
Flavian: Ja, es war sehr cool. Es war sehr anstrengend mit der Zeit, aber es hat echt auch Spaß gemacht. Es war irgendwie witzig, wie unterschiedlich die Leute darauf reagiert haben, je nach Location.
Aber die Resonanz war größtenteils sicher positiv?
Flavian: Ja, voll! Es war krass, zum Teil haben sich riesen Trauben gebildet auf der Straße. Dann haben wir wieder vor zwei Leuten in einem Gewürzladen gespielt, die es aber auch sehr schön fanden. Es hat jedes Ding seinen Charme gehabt.

Ihr bezeichnet euch als Künstlerkollektiv. Bedeutet das, dass Flavian quasi Kopf der Truppe und das einzig feste Mitglied ist oder wie darf man sich das vorstellen?
Flavian: Ich hab das Ganze halt initiiert und den Anstoß gegeben, und eigentlich auch die Entscheidung, dass es ein Kollektiv ist, getroffen. Weil es flexibler ist, um auch mit Leuten Dinge auszuprobieren.
Um dann einfach nicht so eine feste Struktur zu haben?
Flavian: Ja, genau. Ich glaube, ehrlich gesagt, dass man erst nach so einer Tour weiß, ob man mit jemandem wirklich gut funktioniert, bandtechnisch. Aber auch was die anderen Dinge betrifft, Videos oder graphische Sachen oder eben auch mit Künstlern, mit denen wir Projekte gemacht haben. So bietet dieses Kollektiv die Möglichkeit, dass du einfach mal Dinge ausprobieren kannst und wenn es sich bewährt, dann führt man es weiter.

Wie läuft das mit dem Songwriting denn dann bei euch ab?
Flavian: Bisher war es schon vor allem so, dass ich hauptsächlich die Songs schreibe. Die Aufnahmen, die wir jetzt hatten, die habe ich auch mit einem Produzenten zusammen gemacht. Das entwickelt sich eigentlich auch jetzt erst mehr, dass die Leute zusammen an Songs rumbasteln.
Stefan: Er hat die Platte gemacht, bevor es die Band gab. Wir spielen das jetzt gemeinsam und wie sich das in Zukunft entwickeln wird, wird sich zeigen.
Hast Du dann auch die Instrumente alle selber eingespielt oder wie war das?
Flavian: Nee, nicht alle. Mein Produzent hat viel eingespielt, Drums und Bass zum Beispiel. Ich hab Vocals und Gitarren übernommen, es sind aber auch noch andere Musiker vereinzelt hinzugekommen, die mir ausgeholfen haben.

Ihr habt eine Verbindung zur Popakademie. Habt ihr dort studiert?
Flavian: Ja, ich hab da studiert oder bin eigentlich noch am Studieren. Ich studiere dort Gesang. Stefan hat zum Beispiel nicht an der Popakademie studiert, wir sind alle ein bisschen unterschiedlich. Michi und ich haben uns aber hier an der Akademie kennen gelernt.

Nun gibt es euch ja noch nicht allzu lange. Wie fühlt sich das an, wenn in so kurzer Zeit so viel passiert und man teilweise von so großen Medien gefeatured wird?

Stefan: Es wird halt im Hintergrund sehr viel für das Ding gearbeitet. Es ist schon eine relativ schnelle Taktung. Man macht viel und hat irgendwie gar nicht so die Zeit, um groß darüber nachzudenken, was eigentlich genau passiert. Es ist noch schwierig. Ich denke nicht, dass wir wirklich einschätzen können, wo wir stehen und wie sich das noch entwickelt. Wir sehen einfach, es geht vorwärts und es läuft was.

We Invented Paris (c) Marleen Vogel

Beim Konzert sind zwei Songs ganz besonders bei mir hängen geblieben. Das waren zum einen „Bohème“ und zum anderen „Kyrie“. Gibt es dazu eine Story, die ihr mit uns teilen könnt?
Flavian: „Bohème“ ist in Litauen entstanden. Da war ich mit einem Künstler, einem Freund von mir, in einem alten Stadtteil. Der hatte mal den Jugend gehört und die wurden im zweiten Weltkrieg vertrieben und das war danach eigentlich Brachland. Später wurde es dann besetzt und die Stadt hat dann vor 30 Jahren oder so die Auflage gegeben, dass sie dort hausen dürfen, wenn sie Kultur betreiben und das hat sich dann zu einem krassen kulturellen Brennpunkt entwickelt. Das ist halt krass, weil es trotzdem viele arme und kaputte Menschen dort hat, aber trotzdem trifft es auf enorm viel Kreativität. Eben dieser Freund von mir hat dort einen Workshop gemacht, wo ich auch mitgegangen bin. Musikworkshops und Konzerte haben wir da gemacht. Und diese ganze Zeit hat eigentlich so dieses Lied inspiriert, was auch dieses sehr Spezielle, was dieses Lied hat, geprägt hat. Ich finde, das ist kein gewöhnliches Lied. Und das ist eben dort in einem Café entstanden, das „La Bohème“ heißt.
Dann war das gestern also ein kleines Revival, als ihr einen Speedgig im Heidelberg „La Bohème“ gespielt habt.
Flavian: Ja, genau, das war geil!
Und wie war das mit „Kyrie“?
Flavian: Ja, das hab ich zu einer Zeit geschrieben, da waren wir in Bordeaux auf einem Château. Ja, das war echt so! Das war von Freunden von uns, die ein Chateau haben und das ist echt ein krasses Haus. Das war irgendwie eine Zeit für mich, in der ich immer nur in der Zukunft und in der Vergangenheit gelebt habe und irgendwie hat mir dieser Song dabei geholfen, auf den Punkt zu kommen und im Hier und Jetzt zu leben.
Hat dabei die Benutzung des Kyrie eine besondere Bedeutung für dich?
Flavian: Ja, schon. Für mich hat Glauben eine wichtige Bedeutung. Ich mag solche Dinge auch in Songs benutzen, weil es eigentlich ein liturgisches oder ein altgewohntes Ding ist und das dann in einen Popsong einzubauen, hat dann für mich wieder etwas Spezielles, was dann wieder mit dem Gewohnten bricht. Das lässt aufhorchen und das mag ich manchmal, das so zu machen.

Eure „Tour d’Europe“-EP ist ja mittlerweile ausverkauft. Auf eurem Konzert hattet ihr jetzt die Iceberg-EP im Gepäck. Was darf man da erwarten, gibt es neue Songs zu hören oder ist es eher eine Neuauflage der alten EP?
Flavian: Auf der „Tour d’Europe“-EP war „Iceberg“ auch schon drauf. Die haben wir einfach gemacht, weil wir da mit dem ersten Konzert die Tour gestartet haben und wir wollten was haben, was die Leute mit nach Hause nehmen können. Und jetzt ist am 6.Mai der offizielle Single-Release von der „Iceberg“-Single und da haben wir diese EP eigentlich als physisches Exemplar davon gemacht. Da ist auch die Indietronic Version drauf, die wir in Dresden aufgenommen haben. Es sind aber auch noch zwei neue Songs drauf, die ganz akustisch live aufgenommen wurden. Das sind dann ganz frische Demos, wenn man so will.

Für euch stehen jetzt noch ein paar Shows an. Aber was folgt darauf? Habt ihr ein Album geplant?
Flavian: Ja, das planen wir im Herbst rauszubringen. Jetzt spielen wir die Tour zu Ende und dann haben wir noch ein paar andere Sachen im Köcher geplant.
Aber die sind noch top secret?
Flavian: Genau. Im Herbst planen wir dann aber mit dem neuen Album eine Tour zu machen. Ideen habe ich generell immer viele. Es ist halt immer die Frage, wann es umsetzbar und realisierbar ist. Ein Traum, den ich habe, ist es mit den Künstlern, mit denen ich zusammen arbeite, mal eine Zeit zu haben, wo wir echt auch am gleichen Ort zusammen arbeiten. Zwei, drei Wochen zu haben, wo man geballt zusammen ist und eigentlich die Dinge zusammen entstehen lässt und sich gegenseitig inspiriert. Und bisher lief das eigentlich über verschiedene Ecken zusammen. Das erste Album ist jetzt zwar im Kasten, aber wir sind schon wieder am Schreiben und Planen für das zweite!

Dann wünschen wir euch viel Erfolg und sagen Dankeschön fürs Interview!

Fotos vom Konzert in der Halle01 in Heidelberg findet ihr hier.

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