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Heidi Happy (Pressebild)

Im Gespräch mit Heidi Happy

Dieses Jahr erschien das Album „Golden Heart“ von Heidi Happy. Über dieses, nunmehr fünfte Album von ihr, die musikalische Entwicklung bis dahin, das Touren um die Welt und einiges mehr haben wir mit Priska Zemp aus Luzern alias Heidi Happy gesprochen.

„Golden Heart“ unterscheidet sich recht deutlich von den Vorgängern „On the Hills“ (2012) und „Hiding with the Wolves“ (2011). Diese waren kompakt, homogen und die Songs fast wie aus einem Guss, während das neue Album mit seinen unterschiedlichen Songs doch sehr bunt und vielschichtig daherkommt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Also bei „On the hills“ haben wir auch wirklich alles an einem Ort geschrieben und gleich aufgenommen. Das ist in einer sehr kurzen Zeit entstanden. Und bei „Golden heart“ war ich an völlig verschiedenen Orten, also ein Song ist von Russland inspiriert, viel habe ich zuhause geschrieben oder dann im Zug als ich unterwegs war. Und ich glaube das spürt man schon, dass ich in Bewegung war, während des Schreibens.

War diese Situation beim Entstehen eines Albums zum ersten Mal so?

Das war bei den ersten beiden auch so, also vor allem bei „Back Together“, da war die Zeitspanne glaub ich etwa zwei Jahre, wo ich immer wieder Songs geschrieben habe und die sind dann auf diesem Album gelandet. Aber zum Beispiel bei „Hiding with the Wolves“, da war ich wirklich an einem Ort und hab da das ganze Album geschrieben. War auch ganz abgeschieden, ohne Internet und Fernseher und alles. Das war eine ganz andere Situation. Jetzt war es wirklich so… da hatte der Alltag oder was ich erlebt hab zu diesem Zeitpunkt des Schreibens, der hatte einen großen Einfluss auf die Songs.

War denn die Arbeit beim Aufnehmen von „Golden Heart“ auch anders als sonst?

Ja, das war auch anders. Mir war es ein Anliegen, dass wir viele Songs mit der ganzen Band eingespielt haben, also im Studio. Dass man den Moment, wenn wir zusammen Musik machen, auch spürt auf dem Album. Und mir gefallen die Songs, wenn die Sachen in etwas zerbrechen oder wenn sie richtig ausbrechen. Und das hatte ich bei den letzten beiden Alben nicht wirklich das Gefühl, dass das möglich war. Einfach weil es ganz anders strukturiert war. Jetzt haben wir wirklich Musik gemacht und die Songs sind eine Momentaufnahme, wie wir in diesem Moment Musik gemacht haben.

Hat dir das bei den anderen Alben gefehlt?

Ja, im Nachhinein schon. Also bei „On the Hills“ hab ich das schon ein bisschen versucht. Bei „Hiding with the Wolves“ das war durch die Aufnahme mit dem ganzen Sinfonieorchester sehr schwierig, weil es einfach eine riesenorganisatorische Angelegenheit ist. Also da kann man schlecht spontan sein. Und dann hab ich bei „On the Hills“ schon versucht, spontaner an die Sache heranzugehen. Aber es ist mir noch nicht voll gelungen. Und jetzt auf „Golden Heart“ hatte ich wirklich das Gefühl, dass jetzt auf dem Album, dass die Songs leben. So wie ich das irgendwie mag.

Trotzdem sind die Songs ja sehr verschieden. War es denn schwierig diese dann zu einem Album zusammenzustellen?

Für mich war es klar, dass die Songs sehr unterschiedlich sind und ich hatte Respekt davor, die auf ein Album zu packen. Aber als ich dann die Reihenfolge bestimmt hab, dachte ich, dass es mir irgendwie gelungen ist, doch das Albumgefühl irgendwie hinzubringen. Dass man so in eine Welt abtauchen kann, die Welt ist dann sehr groß und hat verschiedene Wege, aber ich hab das Gefühl, dass es doch ein Album ist. Und nicht einfach eine Anreihung von unterschiedlichen Songs.

Grad die Reihenfolge zu bestimmen war sicher schwierig, oder?

Ja genau, das war schon schwierig, aber für mich war’s schlussendlich logisch. Und ich hab das Gefühl, dass es jetzt wirklich so eine Reise ist, die man machen kann.

Das erste Album „Back Together“ war ja auch schon sehr bunt und die Songs sehr unterschiedlich, da hatte man zum Teil große Sprünge zwischen den einzelnen Songs.

Ja, das finde ich auch. Beim ersten Album finde ich das nicht so gut. Aber das habe ich jetzt wirklich weniger das Gefühl. Dadurch dass man die Band zum Beispiel auch spürt und dadurch, dass die Stimme immer irgendwie die gleiche ist, hab ich das Gefühl, dass es das trägt irgendwie, dass halt der Stil anders ist, von verschiedenen Stücken.

Wie kam es eigentlich dazu, dass du „Du da, ich da“ nochmal aufgenommen und auf das Album gepackt hast, obwohl es ja schon auf deinem Debütalbum war?

Ich war oft im Ausland mit meinem Keyboarder im Duo unterwegs und da sind wir immer wieder… vor allem wenn wir so gejammt haben, sind wir ins elektronische abgedriftet. Und wir hatten extrem Freude dadran. Und da haben wir „Du da, ich da“ in der Version gespielt, wie es jetzt auf dem Album ist. Und ich dachte es sei zu schade, die nirgends auf einem Album zu haben. Weil halt die auf dem ersten so anders ist.

Und welche Geschichte steckt hinter „The Whistle Song“? Der fällt ja doch ziemlich aus der Reihe, wieso hast du ihn mit auf das Album getan?

Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Weil ich hab live immer so eine Version gemacht von einem Schweizer Volkslied, das auch so in die komische Richtung geht. Und nach jedem Konzert kamen die Leute und fragten, auf welchem Album dieser Song ist. Und ich hab das Gefühl, es ist ein schöner Song, der aufmunternd wirkt und es ist schön, den irgendwo drauf zu haben. Den nimmt man gern mit nach Hause.

Der Song „La Danse“ bezieht seine Inspiration ja aus einem Besuch in Russland. Wie kam es zu diesen Auftritten?

Das war ein Austauschprojekt, wir wurden angefragt von einem Verein aus Luzern, ob wir das machen möchten. Weil die waren beauftragt Bands zu suchen, die nach Moskau gehen. Und ein Orchester aus Moskau kam dann nach Luzern um zu spielen.

Und daraus ist dann der Song entstanden?

Ja, das war einfach ein super Abend. Wir waren drei Abende dort und zwei haben wir gespielt. Da waren noch andere Bands aus Luzern dabei und wir hatten einen Wahnsinnsabend in Moskau. Irgendwie mit Tanzen und allem drum und dran. Und das hat mich inspiriert einen Song zu machen.

Überhaupt hast du ja in vielen Ländern schon Konzerte gespielt, vor allem in Nordamerika. Wie kam es dazu, waren das immer solche Einladungen?

Ja, einerseits das. Und andererseits hab ich auch Orte ausgewählt, wo ich gern hin möchte. Also meist hat es angefangen mit einer Einladung für ein Konzert. Und dann hab ich noch Konzerte drumherum gebucht. Und eine Freundin von mir macht jetzt das Auslandbooking, das heißt sie kümmert sich jetzt um alles. Weil es ist eine riesengroße Arbeit. Aber ich weiß noch wo MySpace aufgekommen ist, da hat das angefangen. Da hab ich irgendwie mal Konzerte in den USA und in Kanada gebucht. Und hatte irgendwie riesigen Spaß, dass das möglich war, also übers Internet einfach mit der ganzen Welt in Kontakt zu sein. Und es war eben auch sehr einfach, weil es eben da erst so begonnen hat, so einfach zu sein.

Über MySpace habe ich dich damals auch entdeckt. Und dann Kontakt mit deinem damaligen Label Little Jigs aufgenommen und gleich sehr nette Antwort bekommen. Heute hast du dein eigenes Team, richtig?

Genau, jetzt ich mein eigenes Label und ich hab einfach meine Bookingleute, also in der Schweiz zwei und eben eine, die das Management macht und das Auslandbooking.

Und kann man von der Musik leben?

Ja, kann man. Es ist eben ein 24 Stunden-Job.(lacht)

Wobei das in der Schweiz wahrscheinlich auch einfacher ist. Als Außenstehender hat man das Gefühl, dass in der Schweiz die Kultur einfach einen viel höheren Stellenwert hat. Und eben auch mehr Geld dafür ausgegeben wird.

Ja, es ist schon vergleichsweise sehr luxuriös. So auch mit Gagen und dass man, wenn man Konzerte spielt, ein leckeres Essen kriegt und gratis trinken kann den ganzen Abend. So Sachen die in der Schweiz selbstverständlich sind und um die man im Ausland schon kämpfen muss.

Man sieht das ja auch immer an den CDs, die aus der Schweiz kommen, wo dann die Label der Sponsoren drauf sind. Sind das staatliche Förderungen oder wie muss man sich das vorstellen?

Das ist staatlich und kantonal und städtisch und ganz viele private auch. Also so Stiftungen. Ist wirklich aller Art. Wir haben zum Teil auch Firmen angefragt ob sie uns sponsorn, oder wir haben unseren Tourbus gesponsert bekommen. Das ist auch bei den Auslandstouren so. Die könnten wir gar nicht machen ohne die Sponsoringgeschichten.

Vielen Dank für das wunderbare Gespräch.

Wo überall Heidi Happy gerade mit ihrer Musik unterwegs ist, kann man u.a. auf ihrer Homepage erfahren. Und wer möchte kann sich einen Platz auf ihrem Tourbus reservieren und sie somit direkt unterstützen. Dies und auch das Album „Golden Heart“ machen sich auch gut unter dem Weihnachtsbaum.


Discographie

Back Together (2007)
Flower, Birds and Home (2008)
Hiding with the Wolves (2011)
On the Hills (2012)
Golden Heart (2014)

Das Video zu „Down Town“ von Golden Heart:

HeidiHappy.ch | Heidi Happy @ Facebook

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