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Markus Kavka – Rottenegg

Das Dorf Rottenegg liegt in der Hallertau und ist seit 1978 ein Ortsteil der Stadt Geisenfeld im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Gleichzeitig ist „Rottenegg“ der Titel des ersten Romans von Musikfernsehen-Ikone Markus Kavka, dessen fiktive Hauptperson den Großstadtsmog Berlins gegen die gute Landluft tauscht. Und so langweilig das Dorfleben auch scheinen mag, so hat doch jeder seine Leichen im Keller…

Georg Herzl hat eigentlich alles, was ein Mann sich wünschen kann: Einen guten (und gut bezahlten) VJ-Job beim Berliner Musiksender PopTV, eine aufstrebende Jungschauspielerin zur Freundin, viele gute Kumpels, Clubs, Musik, Drogen… alles könnte so schön sein.
Bis da auf einmal eine Kündigung ins Haus schneit und Freundin Wilma ihm die Hörner aufsetzt.

„Im Wohnzimmer war niemand, aber auf dem Sofa lag eine schwarze Lederjacke, die ich nicht kannte. Klar, sie fiel mir sofort ins Auge, aber ich konnte sie irgendwie nicht in einen sinnvollen Kontext bringen. Vermutlich spürte ich da aber schon, dass was faul war, und das war auch der Grund, warum ich einfach weiter wie ein Zombie in Richtung Schlafzimmer wankte und schließlich die Tür öffnete.“

Der Traum des erfüllten Partylebens in der Großstadt zerplatzt für Herzl wie eine Seifenblase und er flüchtet in die bayerische Provinz, aus der er ursprünglich stammt, in sein altes Jugendzimmer zu seinen Eltern.Was eigentlich nur als kurzer regenerierender Aufenthalt geplant war, ist schon bald Herzls neuer Lebensinhalt: Berlin rückt in weite Ferne, alles kreist um das kleine beschauliche Dorf Rottenegg und seine Bewohner…

„Die Ladentür ist mittlerweile zugemauert, und im Erdgeschoss, wo früher die Ladenfläche war, wohnt jetzt die Tochter von der jungen Frau Klankermeier, also die ganz junge Frau Klankermeier mit ihrem Mann, der bei dem einzigen Toyota-Händler im Umkreis von 70 Kilometern der Chefmechaniker ist und deshalb auch die alte, also die junge Frau Klankermeier im ersten Stock mitversorgen kann. Weil, die hat nämlich nie geheiratet, obwohl sie ein Kind mit einem Fahrunternehmer vom Rottenegger Volksfest hatte, das ist nämlich die ganz junge Frau Klankermeier, die wiederum selbst schon eine dreijährige Tochter mit dem Chefmechaniker von Toyota hat und eigentlich längst nicht mehr Klankermeier, sondern nur noch Meyer heißt, aber eben mit „ey“. Ja, und obwohl ich nur zweimal im Jahr bei meinen Eltern bin und mich auch sonst nicht besonders im Gemeindegossip hervortue, weiß ich das, weil meine Mama mir sowas immer am Telefon erzählt.“

Trotz Erstlingswerk in Sachen Roman liegen die Erwartungen hoch, wenn der Autor Markus Kavka heißt. Der ist immerhin auch in schriftstellerischen Bereichen kein ganz unbeschriebenes Blatt, davon zeugen beispielsweise seine Kolumnen, die unter den schönen Titeln „Elektrische Zahnbürsten“ und „Hamma wieder was gelernt“ veröffentlicht wurden.

Auch „Rottenegg“ liest sich so typisch „kavkaesk“ – mit der ihm eigenen Leichtigkeit und einer gehörigen Portion teilweise doch recht dunklen Humors schreibt Mister MTV über Herrn PopTV und dessen kleinen Ausflug ins Provinznest, mit so einigen (Selbst)Reflektionen seiner dorfmiefigen Jugendzeit. Zuweilen mag sich der geneigte Leser fragen, ob im Leben Georg Herzls nicht sogar einige Parallelen zu seinem Schöpfer zu finden sind… aber allein schon die Offensichtlichkeit dieser Tatsache lässt einen dann wieder am absoluten Wahrheitsgehalt zweifeln.

„Alle Charaktere in diesem Buch sind rein fikitv, eventuelle Übereinstimmungen mit real existierenden Personen sind nicht beabsichtigt und somit rein zufällig. Dies gilt besonders für die Hauptfigur.“

Was zu Beginn wie leichter Lesestoff scheint, verstrickt sich fortlaufend in einen abenteuerlichen Sumpf verschrobener Familien und alter „Freunde“. Und letztendlich ist Rottenegg für Kavkas Protagonisten trotz des langen Aufenthalts doch nur eine Art Station auf der Durchreise… aber wir wollen ja nicht zuviel verraten, lieber Leser!

Kavkas Werk der „Neuen Deutschen Provinzliteratur“: absolute Kaufempfehlung!

 


VÖ: „Rottenegg“ erschien im März 2011 bei Rowohlt Polaris.

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