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The Dodos im Interview

The DodosFür Folk-Fetischisten war das letzte Jahr zweifellos ein großes. Neben den Fleet Foxes ein besonderes Schmankerl war „Visiter“ von The Dodos. Nun schickt sich das mittlerweile zum Trio gewachsene Kollektiv an, mit „Time To Die“ noch eine gehörige Schippe auf ihre psychedelischen Folk-Opern draufzupacken. Wir trafen Drummer Logan Kroeber zum ausführlichen Interview und haben das neue Album für euch exklusiv Probe gehört.

Die in San Francisco beheimatete Band besteht aus Meric Long, Logan Kroeber und Keaton Snyder. Das neue Album „Time To Die“ erscheint in Deutschland am 4. September und steht für Euch auf einer eigens eingerichteten Website zum Stream bereit. In 320kb/s wohlgemerkt! Den ersten Song „Fables“ verschenken die Drei sogar:

[audio:http://stereogum.com/mp3/The%20Dodos%20-%20Fables.mp3]

Direktlink: The Dodos„Fables“

Die Telefonleitung von Berlin ins tiefste Niedersachsen steht. Drummer Logan Kroeber wird uns im Mainstage-Interview Rede und Antwort stehen:

Hallo Logan! Ihr seid derzeit in Berlin und spielt am Wochenende auf dem Melt!-Festival? Womit vertreibt Ihr Euch die Zeit?

Logan: Hey Johannes, wir sind seit vergangenen Montag in Berlin. Der Jetlag hat uns erstmal total umgehauen, da wir momentan viel unterwegs sind. Hier in Berlin tun wir viel, um unser neues Album „Time To Die“ zu promoten, haben aber auch einiges an Freizeit und regenerieren uns vom ständigen Schlafmangel. Naja, wir versuchen es zumindest.

Habt Ihr schon mal auf dem Melt! gespielt? Was sind eure Erwartungen an Eure einzige deutsche Festivalshow diesen Sommer und was haltet Ihr vom Lineup?

Logan: Wir haben bisher noch nicht auf dem Melt! gespielt. Ich habe mir aber sagen lassen, dass die Location ziemlich einzigartig ist. Diese alten Industrieanlagen sehen auf Fotos echt wahnsinnig interessant aus. Es steht leider zu befürchten, dass wir kaum andere Bands sehen werden, da unser Zeitplan so eng gestrickt ist, was ich sehr bedauere. Das ein oder andere DJ-Set werde ich aber hoffentlich mitnehmen! Das Lineup ist echt großartig und abwechslungsreich. Klaxons, Aphex Twin, das sind alles große Namen.

Was sind Deine Eindrücke von Berlin im Sommer 2009?

Logan: Ich war schon viele Male in Berlin, doch meistens haben wir aufgrund unserer Verpflichtungen mit den Dodos wenig Zeit gehabt die Stadt zu erkunden. Letztes Jahr war ich zwischen zwei Tourneen mit meiner Freundin hier, diese Woche haben wir auch etwas Freiraum. Was mir immer wieder auffällt ist, wie dezentral alles angeordnet ist. In New York ist es folgendermaßen: Du arbeitest in Manhattan und wohnst in Brooklyn oder Queens. Das scheint hier nicht der Fall zu sein, es gibt keinen Finanzdistrikt oder ähnliches. Natürlich macht das gerade den Reiz aus, wie ich finde. Da unser deutsches Label in Kreuzberg ansässig ist, kennen wir diesen Stadtteil natürlich besonders gut.

Die nach einem ausgestorbenen Vogel benannte Band im Naturkundemuseum! Das passt wie die Faust auf's Auge!

Ihr habt eine lange Tour vor euch. Was sind Eure Erwartungen?

Logan: Ehrlich gesagt glaube ich, dass sie nicht so anstrengend wird wie unsere jetzige Europatour. Wir spielen fast nur Clubshows und sind im Van unterwegs, anstatt ständig mit dem Flieger umher zu geistern. Ich mag das Gefühl nicht, dass man sich jeden morgen von neuem fragen muss, in welchem Land und welcher Stadt man sich gerade befindet. Von daher freue ich mich auf das von Stadt zu Stadt tingeln. So ein Roadtrip ist nicht ganz so irreal.

Kommen wir zu eurem neuen Album. Es heißt „Time To Die“ und erscheint am 4. September. Gibt es ein übergeordnetes Konzept oder handelt es sich eher um eine Ansammlung von Songs?

Logan: Letzteres! Wir haben das Album in einer relativ kurzen Phase zwischen den Tourneen aufgenommen, waren dabei aber sehr konzentriert und haben rund um die Uhr gearbeitet. Zudem hat unser Produzent uns stetig nach vorne geprügelt und angespornt. Wir waren sehr auf das Ziel fokussiert, das hat dem Album und den Songs gut getan. So wirkt es vielleicht nicht unbedingt wie eine Ansammlung von Songs, es ist aber eine.

Wer ist für die Texte zuständig? Nur Meric oder steuerst Du auch etwas bei? Bei einem neuen Song hört man Zeilen wie „Kill Your Parents, kill your teachers“.

Logan: Das ist ausschließlich Merics Ding. Der Song auf den Du anspielst, ist meiner Meinung nach großartig. Meric war sich erst nicht ganz sicher, ob der Text mit der von ihm dafür anvisierten Melodie konform geht, aber ich war vom ersten Moment an in diese Harmonien verliebt. Ich habe Meric so lange getriezt, bis wir den Song am betreffenden Tag vor Sonnenuntergang im Kasten hatten. Was die Themen der Lyrics anbelangt, kann ich nur sagen, dass sie sich hauptsächlich auf sehr persönliche Dinge in Merics Leben beziehen.

Was steuert das neue Bandmitglied Keaton zu Eurem Sound bei?

Logan: Es wäre nicht vermessen zu sagen, dass er unsere Herangehensweise an die Musik verändert hat. Er spielt Vibraphon, Xylophon, Piano und Percussions. Das gibt uns ein dichteres, fluffigeres, aber auch orchestraleres Klangspektrum. Ich bin hochzufrieden mit dieser Entwicklung, ein zusätzliches harmonisches Instrument wie das Vibraphon gibt uns mehr Abwechslungsreichtum.

Ich habe mal folgendes Zitat von Euch gelesen: „Das Schlagzeug könnte eine zentrale Rolle insofern spielen, als dass es ausschließlich dabei hilft, die synkopierten Rhythmen und Melodien der Gitarre zu unterstützen.“

Logan: Tja, genau das ist des Pudels Kern! Basta!

The Dodos live!

Was ist der essentiellere Bestandteil Eurer Musik; Rhythmus oder Melodie?

Logan: Definitiv letzteres! Nur mit Melodien kannst du die Leute da draußen wirklich berühren. Viele meinen, auf „Time To Die“ wären wir viel mehr auf die Melodien und Harmonien fokussiert als vorher. Das sehe ich auch so. Wenn ich mit Meric im Proberaum stehe und plötzlich haut er eine unfassbare Melodie zu einem passenden Drumpattern raus; das sind für mich als Musiker lebenswichtige Momente.

Welchen Einfluss hatte Produzent Phil Ek, der schon mit den Fleet Foxes gearbeitet hat, auf das neue Album?

Logan: Er hatte von Anfang ein eine klare Vision, wohin sich der Sound der Platte bewegen würde. Anfangs war ich wirklich verunsichert und nicht zufrieden mit seiner diesbezüglich harten Hand. Vor allem weil er uns seine Ideen nie explizit mitgeteilt hat. Aber je länger wir im Studio waren, desto offensichtlicher wurde uns allen, dass der Sound am Ende alle zufrieden stellen würde. Diese Erfahrung hat uns verändert.

„Time To Die“ ist letzte Woche ins Internet geleakt. Fast zwei Monate vor dem Veröffentlichungstermin. Was sagst Du dazu?

Logan: Es ist wunderbar, dass die Hörer scheinbar so neugierig auf das Album sind. Als passionierter Musikliebhaber kann ich es verstehen, wenn man sich das Album vorab herunterlädt. Trotzdem, alle die es in vernünftiger Tonqualität besitzen möchten, sollten es sich kaufen. Wir haben dahingehend auf den Leak reagiert, dass das gesamte Album auf unserer Website zum Stream bereit steht. Wir müssen jetzt einfach das Beste aus dieser Situation machen, rückgängig machen lässt sich das Ganze nicht mehr.

Der Song „Fools“ von „Visiter“ wird in einer amerikanischen TV-Werbung für ein Light-Bier gespielt. Wie kam es dazu?

Logan: Sie rufen dich an, sagen wie sie sich das vorstellen und du sagst ja. So läuft es. Es war unsere erste Erfahrung mit professionellen Werbeleuten, wir haben viel daraus gelernt. Ich habe eine neutrale Einstellung zu dem Spot. Werbung an sich verurteile ich nicht, also warum hätten wir darauf verzichten sollen? Der Popularitätsschub für die Band war enorm.

Meine letzte Frage ist ziemlich speziell: Auf dem neuen Album gibt es einen Song, der mit „Troll Nacht“ betitelt ist. Das ist offensichtlich ein Begriff aus dem deutschen Sprachraum, was hat es damit auf sich?

Logan: Meric war in der Schweiz unterwegs, als er plötzlich in einen „Fastnackt“-Umzug geraten ist. Die ganzen Kostüme und rituellen Bräuche haben ihn wohl inspiriert. „Fastnackt“, ist das so richtig? Muss in etwa so sein wie Mardi Gras bei uns.

„Fastnacht“, ja! Ein Karnevalsumzug in manchen Teilen Deutschlands und der Schweiz.

Logan: Genau, „Fastnackt“! Das muss für Außenstehende ein recht furchteinflößendes Prozedere sein.

Logan, wir danken Dir für das Interview! Habt eine schöne Woche und eine unvergessliche Show auf dem Melt!

Logan: Vielen Dank!

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