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Tino Hanekamp – So was von da

Das Uebel&Gefährlich in Hamburg. Hinter den Betonmauern des Hochbunkers werden Tag für Tag Veranstaltungen auf die Beine gestellt, die unzähligen Menschen die besten Nächte ihres Lebens bescheren. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen, während das alles seinen Lauf nimmt? Alles locker? Bei weitem nicht. Der Programmdirektor und Mitbegründer des Uebel&Gefährlich, Tino Hanekamp, veröffentlicht mit „So was von da“ seinen ersten Roman.

Da dieser Trailer eigentlich bereits mehr sagt als alle Worte
– Bitteschön:

Doch ausformuliert handelt der Roman von Oskar Wrobel, der einen Club auf der Reeperbahn betreibt. Mit einer großen Portion Herzensblut wurde ein ehemaliges Krankenhaus in eine Location verwandelt, die für viele Hamburger stets ein Zufluchtsort war. Doch jetzt: Ende Gelände. Das Gebäude soll abgerissen werden. Das Aus für den Club. Ausgerechnet an einem Silvesterabend wird die Abrissparty eingeplant. Eigentlich steht doch der ultimativen Feier nichts mehr im Wege. Eigentlich. Wäre da nicht ein Ex-Zuhälter, der Oskar aus seiner eigenen Wohnung verdrängt und ihn grün und blau schlägt, ein Riesenberg Schulden, seine beste Freundin Nina, die plötzlich anfängt, alles schwarz anzumalen und ihr Leben zu zerstören und natürlich Mathilda. Mathilda, die eine Frau, die er nicht vergessen kann, die ihn förmlich verfolgt. Die Aussicht wird nicht besser, als der Abend sich nähert. All die Besorgungen, die noch getätigt werden müssen und die Organisation der Party, die aus den Rudern gerät. Als dann endlich die Türen geöffnet werden, nimmt die Apokalypse erst recht ihren Lauf. Der Headliner kündigt auf der Bühne seine Auflösung an, die Gäste haben offensichtlich einen Schluck zu viel aus der MDMA-Bowle genommen, die Innensenatorin stürmt den Club und der Vater eines Freundes hat sich offenbar bei dem Vorhaben übernommen, der Veranstaltung beizuwohnen. In all dem Chaos versucht Oskar, trotz Unmengen an Drogen und Alkohol, einen kühlen Kopf zu bewahren und den Abend zu meistern.

Knapp 300 Seiten Roman über eine Partynacht. Detailreicher geht es nicht. Der Leser wird mit auf eine Reise genommen und fühlt sich wie ein Teil all dessen. Tino Hanekamp hat früher als Redakteur für den Musikexpress, Spex und diverse andere Magazine gearbeitet. Und das merkt man dem Roman auch an. Dieser Typ kann schreiben und weiß es, die Akzente richtig zu setzen. Der Roman baut mit zunehmender Hektik der Geschichte eine unerträgliche Spannung auf. Man MUSS weiterlesen. Der subtile Humor zwischen den Zeilen und die Anekdoten zu Hamburg, dem Kiez und der Musikwelt setzen dem ganzen dann die Krone auf. So und nicht anders sieht die Szene aus.

Dies ist zwar eine ausgedachte Story, doch wenn man sich mit dem Autor auseinandersetzt, ist klar: Die autobiografischen Züge sind nicht abzustreiten. Bevor Tino Hanekamp 2006 das Uebel&Gefährlich eröffnete, war er Betreiber der Weltbühne, die genau den gleichen Vorgängen zum Opfer fiel, wie der fiktive Club im Buch. Auch die erwähnten Bands und einige Namen, die im Buch fallen, lassen Parallelen zu. Doch genau das macht die Geschichte so real und glaubwürdig. Was auch immer aus Oskar Wrobel geworden ist, man darf sich sicher sein: Zumindest Tino Hanekamp hat wieder alles im Griff. Das Uebel&Gefährlich ist schließlich einer der beliebtesten Clubs der Stadt. Und wir wissen jetzt ohnehin: Krieg ist schlimmer.


VÖ: „So was von da“ erschien am 14. März bei Kiepenheuer & Witsch.

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