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Washington | 23.09.09 | Bunker Ulmenwall, Bielefeld

„Das ist eine sehr intime Session“, stellte Sänger Rune Simonsen nicht unerfreut fest. Und tatsächlich ist „intim“ das Stichwort des Abends, so bot der Bunker Ulmenwall eine wunderbare Location für die vier Norweger aus Tromsø und ihre traumwandlerische Musik.

Natürlich, so könnte man sagen, beginnen die Norweger ihr Set mit den zwei ersten Stücken ihres aktuellen Albums Rouge/Noir. Eben das Album, dass sie in der Abgeschiedenheit einer verschneiten skandinavischen Berghütte aufgenommen haben. Rouge/Noir und Something of a Voyage deuten bereits an, dass Washington live ein paar mehr Schippen Rock´n´Roll auflegen, als ihre Alben es vermuten lassen.
Aber zurück zum Opener, der ist nämlich gut gewählt, denn in Rouge/Noir steckt all die Atmosphäre, das immer wieder aufbrandende, druckvolle Zusammenspiel der Band und Rune Simonsens unglaublich intensive Stimme.
Something of a Voyage dagegen ist ihre Antwort auf formvollendete Popmusik, wie sie an diesem Abend oft anklingen wird. Die Band fühlt sich sichtlich wohl im kleinen Zuschauerkreis und genießt den mitgebrachten Rotwein. Wer ein T-Shirt haben wolle, müsse bis um 12 Uhr des nächsten Tages am Flughafen Hamburg
aufschlagen. Nun, wer den Schaden hat… Zumal die mitgebrachten und nicht am Flughafen stehen gelassenen CD´s auf großes Interesse stoßen.
Auf der Bühne ist die Band mittlerweile bei den Songs ihres Debuts angelangt. Walking Man und Landslide kennzeichnen die tief sehnsüchtigen Wurzeln der Band. Rune Simonsens Stimme erzeugt allerseits Gänsehaut und Anerkennung. Geschlossene Augen inklusive. Es ist die Entführung aus der alltäglichen Schwere, ganz nah den Punkt zu dahin gehauchter Leichtigkeit.
Die Songs des zweiten Albums, exemplarisch Astral Sky, wirken etwas in sich gekehrter. Es scheint der Weg der Band zu sein nicht etwa verkopfer zu klingen, aber höchst-eigen mit großem Wiedererkennungswert. Den vorläufigen Abschluss des regulären Sets bildet Appendix 1- As Waves shape the Sea. Ein Song voll von Atmosphäre, aufkeimender Spannung und einer für Washington zugeschnittenen Steigerung. Sie lassen sich Zeit, bevor sie losschlagen und zeigen, wie laut sie sein können und noch eine furiose Gesangsmelodie oben drauf setzen können.
Die erste Zugabe steht im Zeichen des Rock, namentlich den Stücken Guerre de Rue und Vaults. Besonders letztes Stück (das dazugehörige Video sollte man sich angesehen haben) ist ein Meilenstein für diese Band, denn Vaults ist krachig, laut, jazzig und im Grunde genommen sogar radiotauglich. Aber vor allem ist es eines dieser Stücke, die einem solchen Abend den Hauch von Perfektion verleihen. Die allerseits begeisterten Gesichter klatschen die Band zu einer weiteren Zugabe herbei. Diesmal jedoch lassen die den Abend mit dem ruhigen Andante von ihrem aktuellen Album Rouge/Noir ausklingen und entlassen die Zuschauer in die Nacht.
Eine bessere Standortbestimmung für das Wesen der eigenen Musik in Klang, Form,
Stimmung haben in diesem Jahr nur wenige Band abgegeben: Rouge/Noir.

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