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Warren Suicide – Requiem For A Missing Link

Fucking Warren Suicide! Meine Güte! Was für eine Band! Was für ein neues Album! Umwerfend. Das hier ist nicht nur Musik, das ist im wahrsten Sinne des Wortes Kunst! Eigentlich würde ein derartiger Emotionsausbruch schon reichen, um „Requiem For A Missing Link“ auf den Punkt zu bringen. Aber damit würde man der Vielschichtigkeit der Platte noch lange nicht gerecht werden. Von daher: Ein Annäherungsversuch.

„We will knock you off your feet on Warren street!“

…So skandieren Warren Suicide auf ihrer neuen Platte und wirken dabei fühlbar selbstbewusst, wobei jedoch immer eine dunkle und mysteriöse Stimmung über den Songs liegt.

Doch wer sind Warren Suicide überhaupt? Cherie und Nackt, eine Dame und ein Herr. In diverse Projekte verwickelt, Cherie als Zeichnerin aktiv und Nackt auch als Minimal Electro-Act solo unterwegs. Bei Liveauftritten arbeiten sie mit selbstkreierten Visuals und es ergibt sich eine Bühnenshow sondergleichen. Sie haben zuletzt mit Bands wie Tocotronic oder Gods Of Blitz und der Berlin String Theory komplett neue, klassische Versionen alter Songs aufgenommen, gründeten das Studioloft „Chez Chérie“, in dem viele bekannte deutsche Alben aufgenommen wurden (Bands wie Kante, Tomte, Tocotronic und Tele nutzten die Räume); und und und. Die Kreativität scheint nicht zu versiegen und so wundert es nicht, dass im musikalischen und künstlerischen Mittelpunkt der beiden Berliner, der Band Warren Suicide, auch allerlei dieser Einflüsse zu hören sind und man das Album eigentlich nicht als Ganzes, sondern jeden einzelnen Song als kleine Wahnsinnskomposition betrachten muss.

Auf der Suche nach Warren entstanden Songs wie „The Cage“ oder „Oh Baby“, in denen der elektronische Aspekt im Vordergrund steht. The Cage lebt von dissonanten Synthesizersounds und Oh Baby basiert auf einer dunklen Bassline, was zusammen mit verzerrter elektrischer Gitarre und Nackts verzweifeltem Gesang im Refrain einen Song herausbildet, der so kraftvoll wie noch nie beweist, wie gut Electro und Rock zusammen klingen können. Drump Loop küsst Rock küsst Pop. Auch der Track „Land Of The Free“ und der eindrucksvolle Opener „Sometimes“ vereinen die elektronischen und handwerklichen Aspekte unglaublich gekonnt. Selbst der rockigste Song „What did we do?!“ kommt bei allem Gesang und den Gitarren nicht ohne einen Four-To-The-Floor-Beat aus. Und auch „Good Morning Lord“ ist ein Beweis für die Experimentierfreude der beiden Berliner. Beginnt der Song noch mit engelsgleichem Gesang von Cherie und klassischen Instrumenten, so vernimmt man zur Mitte hin eine Orgel und die Stimmung wird bedrückter, bis Nackt dann das Mikrofon ergreift und von einer Sekunde auf die nächste E-Gitarre und sein rauher, appellierender Gesang die Macht übernehmen. Auch die Texte passen sich der Musik an. Kraftvoll, geladen, zum gesunde Maße negativ und dunkel.

„You own what you touch!
You kill what you discover!“

Auf der Platte wird von Cherie und Nackt gesungen. Ihre Stimme weiblich und kratzig, seine Stimme männlich, auffordernd und erotisch. Doch wie gewohnt haben sie sich auch auf dieser Platte wieder Unterstützung geholt. Neben dem ehemaligen Bandmitglied Fremdkörper, welcher dem Song „The Cage“ auf die Sprünge half, darf man sich bei „Land Of The Free“ noch über die Stimme von Gods Of Blitz Sebastian Gaebel freuen und der Strokes-Producer Gordon Rapahel übernahm beim Intro-Track „Sometimes“ die Keys.

Wie gesagt, wie Platte ist vielschichtig ohne Ende und man kann hier sehr viele Details herauskehren, wenn man möchte. Aber letztendlich muss jeder selbst die Entdeckung machen und sich mit Nackt und Cherie auf ein Abenteuer begeben. Der letzte Track auf der Platte trägt den Namen „Back in 5 minutes“. Sie kommen also wieder, welch Balsam für die Seele! Doch bis das soweit ist, kann man sich ausgiebig mit der aktuellen Platte beschäftigen – Ein Meisterwerk in puncto Atmosphäre, Sound, Stil und Message. Für mich mit Sicherheit eines der besten Alben dieses Jahres!

„I don’t know where Warren is!“

VÖ: „Requiem For A Missing Link“ erscheint am 20.06.2008 auf Shitkatapult.

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