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Im Gespräch mit Bosse – Übers Träumen

Bosse ist aus der deutschen Popmusik nicht mehr wegzudenken. Ende Oktober erscheint sein neuntes Album „Übers Träumen“.

Aki Bosse macht schon lange unaufgeregt, aber konstant erfolgreich seine Musik und sein Publikum wächst mit. Wer vor 10 Jahren noch in der ersten Reihe zu „Schönste Zeit“ mitgrölte, steht beim Konzert jetzt hinten auf einem Hügel. Auf dem Arm schaukelt ein Kind mit übergroßen, bunten Kopfhörern und die Küssen schmecken nicht mehr nach Erdbeerbowle und Spucke, sondern nach Apfelspalten aus der Biobox. Das ist okay, denn beides kann Glück bedeuten.

Liebe und alle zwischenmenschliche Achterbahnfahrten sind immer wieder Thema bei Bosses Liedern. Auch wenn er sich im aktuellen Album mit Traumwelten beschäftigt, ist die Basis das normale, wahnsinnige, reale Leben mit all ihren Fluchten und Rettungsinseln.

Seine Singleauskopplung „Ein Traum“ ist ein berauschend einnehmender Hit, der so gut mitsingbar ist, dass er Menschen zusammenführt-egal ob ein Chor oder die drei Freunde, die im Wohnzimmer tanzen. Ein Traum!

Wir haben uns mit Aki Bosse über sein neues Album unterhalten.

Mainstage: Deine Lieder auf diesem Album erzählen von verschiedenen Traumwelten. In Anbetracht der Krisen , ob global oder persönlich ist es nur nachvollziehbar, dass sich die Menschen in andere Welten flüchten wollen. Wie wichtig oder hilfreich sind Träume?

Bosse: Für mich sind diese kleinen Fluchten schon immer wichtig gewesen, um Kraft zu sammeln für den teils harten Alltag und das Weltgeschehen. Und Träume sind ja auch Hoffnung und ohne die wäre sowieso fast alles verloren.

Mainstage: Wenn du zurückblickst auf den Entstehungsprozess des Albums. Was war anders als bei den vorherigen Platten?

Bosse: Ich wusste diesmal super schnell was ich will. Nämlich über das Träumen singen. Das war das erste Mal, das ich einen Rahmen für ein Album hatte. Diesen losen Leitfaden fand ich super inspirierend und dadurch ist mir das Schreiben leichter gefallen als sonst.

Bosse, Pressefoto: Sarah Storch

Mainstage: Du spielst deine Lieder ja oft zuerst deiner Familie/Freunde vor. Was passiert denn mit den Songs, die ihnen nicht gefallen? Bekommen sie irgendwann eine zweite Chance?

Bosse: Wenn die Leute, denen ich vertraue sagen „ Ui. Das kannst du aber besser…“ dann glaub ich denen meistens auch. Ich bleib dann solange dran bis es schöner ist oder ich schmeiss auch mal gern in die Tonne. Ich bin aber oft schon so streng mit mir, dass sie vieles auch wirklich mögen.

Mainstage: An welchem Punkt der Produktion stößt die Band dazu?

Bosse: Die ganze Band kommt meistens erst zusammen, wenn die Platte fertig ist und wir für eine Tour proben.

Mainstage: Du spielst vor unglaublichen Kulissen. Das finde ich schon beeindruckend wenn ich nur im Publikum stehe. Wie unfassbar muss das aus deiner Perspektive sein! Denkt man während der Show darüber nach oder erst später oder überhaupt noch?

Bosse: Manchmal ist das schon heftig und ich muss mich kneifen. Die grosse Kunst bei so Highlights ist trotz Adrenalin, Aufregung, Konzentration und auch Druck die Auftritte wirklich zu geniessen. Das klappt meistens echt gut und dann sind das heftige Momente für immer.

Mainstage: An welchem Ort, in welcher Location oder auf welchem Festival würdest du gerne mal spielen? Was wäre da dein Traum?

Bosse: Keine Ahnung warum, aber ich hätte mal Bock auf das Coachella. Auch wenn sich da die meisten Leute selber filmen, hätte ich Lust auf der fünften Bühne in der Wüste zu singen. Einfach nur um mal zu schauen wie das da ist.

Mainstage: Wer spielt die wundervolle Trompete bei „Kreuzbergmädchen“?

Bosse: Sven Regener. Ich bin grosser Fan und Sven hat vor vielen Jahren auf meinem zweiten Album schon mal gespielt. Grösste Ehre. Er ist so ein guter Künstler und ich finds krass, dass die Trompete wirklich Bilder zwischen Tanzen, Erinnerung und Abschied erzeugt in dem Song.

Mainstage: In „Ich liebe dich so“ beschreibst du Alltagssituationen, die jeder kennt und die nicht so schön sind und dann kommt im Refrain plötzlich ein „Ich liebe dich so“, wie eine sichere Inseln in all dem Alltagsgrau. Wie bist du auf dieses Bild gekommen?

Bosse: Auf meinem neuen Album geht es sehr oft um Inseln und Parallelwelten. In dem Falle schaut man sich das Weltgeschehen, den Alltag und die Umgebung an und denkt dann irgendwann, ja und trotzdem „Ich liebe dich so, du weisst Bescheid“.

Mainstage: In einigen Liedern arbeitest du mit Chören zusammen, was eine tolle Dynamik hat. Wie läuft das eigentlich? Schickst du denen Noten oder arrangieren das die Chöre selber?

Bosse: Nachdem ich auf dem Hurricane Festival mit nem Chor gesungen habe, kamen so viele Anfragen zu den „Ein Traum“ Chornoten. Wir haben die dann notieren lassen und verschicken die an alle Chöre die Bock haben. Ansonsten hat der Berliner Kneipenchor auf meinem Album gesungen. Ohne Noten, aber dafür mit Bierchen in der Hand.

Mainstage: Du engagierst dich gesellschaftspolitisch in verschiedenen Bereichen für Menschen, den es gerade nicht so gut geht (Anm.d.Red: u.a. Viva con Aqua, Hanseatic Help, DeinTopf, Kicken mit Herz). Warum ist dir das-neben der Musik- so wichtig?

Bosse: Ich seh das einfach als meine Pflicht mich zu engagieren. Das allein ändert sicherlich nicht das große Ganze, kann aber Menschen zum Nachdenken und handeln inspirieren. Ich habe tolle Fans, die sich gerne engagieren und bei Aktionen mitmachen. Da konnten wir im Kleinen echt schon was erreichen.

Mainstage: Dein Album erscheint Ende Oktober. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Was hat dich 2023 bereichert?

Bosse: Wirklich immer wieder die vielen tollen Menschen und Begegnungen! Das macht Hoffnung.

Mainstage: Vielen lieben Dank für das Interview!

 

Künstler: Bosse

Album „Übers Träumen“

Label: Vertigo Berlin/Universal

VÖ: 27.10.2023

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