Klare Ansage. Unter den Wolken beginnt so bratzig-bassig, dass hier keine Fragen offen bleiben. Wer die Gruppe Sport nicht bereits kennt, glaubt zumindest die ersten 30 Sekunden, man habe ihm versehentlich eine Metalband auf den Tisch gelegt.
Doch keine Sorge, der Vergleich hinkt nicht nur, es ist noch nicht mal ein Vergleich. Mit Metal hat dieser Artikel ab hier glücklicherweise nichts mehr zu tun. Die Sport`schen Wurzeln, wenn man weit gehen möchte könnte man eventuell auch sagen: die Basis findet man vielleicht in etwas, das man früher – so glaube ich zumindest – Hardrock nannte. Dem interessierten Indierocker sie nun empfohlen, die Bilder von langhaarigen ACDC-Jüngern in den Endvierzigern zu verdrängen und lieber noch ein Stück weiter zu lesen.
Christian Smukals Bass vermittelt eine Massivität, die dieses oft unterschätze Instrument über seine Rhythmusfunktion hinaus hebt und spiegelt gleichzeitig wider, was den Spielenden ausmacht, oder auszumachen scheint.
Martin Boeters Schlagzeug, nervös und antreibend wie es sich gehört, darüber das leichtfüssige Gitarrenspiel Felix Müllers sowie sein ungewöhnlicher, oftmals beinahe resigniert wirkender Gesang klingen wiederrum unerwartet gut.
Die Frage kommt auf, warum so viele andere Bands nicht unter 5 Mitgliedern zu funktionieren scheinen, weniger ist wiedermal mehr.
Unter den Wolken wirkt über große Teile sehr fein durchkomponiert, viele Lieder gehen an oder über die fünf Minuten Grenze, faszinieren mit unerwarteten Ruhepausen und erwarteten Brüchen.
Die drei passen zusammen, man merkt, dass diese Band schon seit 1996 existiert. Das dies nun „erst“ das dritte Album ist, mag verwundern – die diversen Nebenprojekte der Bandmitglieder mögen dies entschuldigen (So spielt Müller z.B. bei Kante, Smukal in diversen anderen Bands, dazu hat er einen Gitarrenladen und Boeter ist Mischer in einem berühmten Hamburger Club). Umso schöner, dass es diesmal nur zwei Jahre gedauert hat.
Das – wie oft gesagt wird – für den weiteren Weg einer Band entscheidende dritte Album präsentiert sich mit einem gefestigtem (und nicht langweiligem) Sound, mehreren herausragenden Songs (Unter den Wolken, Der Schmerz, Gehirnerschütterung und fast schon mit Hit-Potential: Wir sind für euch da) sowie – siehe Fotos – auch diesmal wieder Mut zum Konzept, lässt vielleicht nur eines vermissen.
Was noch auf Aufstieg und Fall… vorhanden war, ein gutes Stück Hoffnung, ein wenig Naivität – damals natürlich Teil des Konzepts, doch sorgte dies für eine angenehme Auflockerung, die der ein oder andere auf Unter den Wolken nun vermissen könnte.
Dennoch machen Sport – um diese alte Schreiberfloskel zu bedienen – auch mit diesem Album wieder alles richtig. Der oftmals in deutschen Indierockgefilden lauernden Langeweile wird eine Portion gesunde Härte sowie intelligentes Songwriting entgegen gesetzt.
Weniger konzeptionell als es noch Aufstieg und Fall der Gruppe Sport war, dafür mit einem auf dem ganzen Album vorhandenem Thema. Wahrscheinlich ist es auch eher ein Gefühl.
Als der Schmerz sich in mir legt,
weiß ich doch dass er nie geht
so soll er immer bei mir bleiben.
Ich behalte ihn für mich,
bei den Erinnerungen an dich.
Dort wird er seinen Ort behalten.
Ein unruhiges Gefühl, das wach hält, das den geneigten Hörer zum repeaten veranlasst. „Dieses Gefühl es lässt dich nicht los“, dass hier etwas defekt ist, grundlegend.
Und es wird ein Teil von dir,
dass ich den Schmerz noch in mir spür.
Auch wenn ich wieder weiter gehe.
Und die Bilder bleiben nah,
ich hör wie deine Stimme sang,
ich bleibe immer da.
Unter den Wolken erscheint am 25.07.2008 auf Strange Ways