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Electric Daisy Carnival in Las Vegas

Elektronische Musik war nicht schon immer eine Selbstverständlichkeit in den USA. Der Mainstream und die Popmusik waren vor allem von nationalen Ursprüngen her geprägt – Blues, der zum R&B wurde, und Country, welches als Genre bis heute noch genau so populär existiert wie jeher (man denke da nur an Taylor Swift). Und doch hat es Techno, oder besser gesagt: eine abgewandelte Form von Techno geschafft, in den letzten Jahren auch die Pop-Musik der USA zu beherrschen. Was vor allem in Europa in den Clubs gefeiert und zelebriert wird, kommt nun mit Personen wie Diplo, David Guetta und anderen erfolgreichen Produzenten in die Vereinigten Staaten.

Wie erfolgreich dieses interkulturelle Projekt der Zeit ist sieht man vor allem an dem Electric Daisy Carnival. Dieses Festival startete mit unschuldigen 5000 Besuchern in den 90er Jahren in Los Angeles. Seitdem wanderte es von einem Ort zum nächsten. In Kolorado, in Los Angeles, in Las Vegas und sogar Puerto Rico konnten Fans elektronischer Musik ein eintägiges Festival erleben. Erst in den letzten Jahren wurde es auf zwei Tage und zuletzt auf drei gedehnt. Das Festival hat Headliner wie Tiesto und David Guetta im Angebot. Halt Stars Stars Stars. Letztes Jahr hat allerdings wirklich alle Rekorde gesprengt und ist für deutsche Verhältnisse unvorstellbar: in der Casinostadt Las Vegas hat der EDC seine endgültige Heimat gefunden. Knapp 300.000 Besucher haben drei Tage in der Stadt der Sünden verbracht, um an dieser massiven Party teilzunehmen. Damit ist der Electric Daisy Carnival eines der größten Festivals überhaupt, mit Abstand aber unter den Top 3 der größten elektronischen Festivals.

Die Macher des EDC haben sich bei Las Vegas natürlich eine Stadt gesucht, die eine perfekte Infrastruktur für den erwarteten Besucheransturm bietet. Wenn sich ein solcher Trend abzeichnet, wird nicht nur eine entsprechende Location für die Festivitäten gebraucht, sondern auch eine Umgebung, die die große Party vertragen kann. Da Las Vegas hauptsächlich vom Tourismus der Casinos und Pokertuniere lebt, gibt es genügend Hotels und Resorts, die die ganzen Besucher auffangen und unterbringen können. Die Verkehrsnetze sind günstig und, das ist wohl das wichtigste: die Einwohner kennen den Druck ihrer Stadt, Entertainment zu liefern. So wird sich wohl kaum einer über Lärm oder zu viele Touristen beschweren. Im Gegenteil, fast alle Einwohner von Las Vegas profitieren von diesem Schub.

Für Kenner der elektronischen Musik hierzulande erscheint dieser Hype ein bisschen unbegründet. Wer sich das Line Up des Festivals genauer anschaut stellt schnell fest, dass viele alte Namen bestimmter Nischen des Technos hier ganz vorne sind. Als hätten die Amerikaner in der europäischen Nostalgiekiste gekramt und völlig auf den europäischen Minimalismus und die Eleganz der Musik verzichtet, zeichnet sich dort eine regelrechte Wiedergeburt von Trance und Hardstyle aus. Was man eventuell hier als Ibiza-Musik bezeichnen könnte, dringt dort aber auch in den Pop ein. Künstler wie Usher, die vormals R&B-lastige Popmusik machten, lassen ihre Tracks genauso von Guetta produzieren wie von anderen europäischen Elektro-Produzenten.

Es ist mit Sicherheit interessant zu sehen, wo diese Entwicklung hin führt und inwiefern sie die Pop-Landschaft in den USA und in Europa beeinflussen wird. Ob R&B als Pendant hier in Europa dafür aufsteigen wird, bleibt zu bezweifeln.