Rockmusik aus Frankreich, das war bisher immer eine schmale Gratwanderung zwischen Ambitioniertheit und Kitsch, ist die Grande Nation doch eher für Chansons, House und Maghreb-Rap bekannt. Doch nun soll gerade in Paris der neue Stern am Neo-Grunge-Himmel erstrahlen. Boolfight, das sind drei Jungs aus der Ile-de-France, die diesen Ruf gerne für alle Zeiten zu Grabe tragen würden.

Aufgenommen im sonnigen Kalifornien ist From Zero To One dann aber doch eher kosmopolitischer Machart und tönt recht glatt gebügelt aus den Boxen. London, Berlin, New York; Boolfight könnten aus allen Hipness-Hauptstädten dieses Planeten stammen, denn ihre Herkunft wissen sie geflissentlich zu verschleiern. Schade eigentlich, eine leichte Schlagseite in Richtung französischer Akzent hätte dem Charakter des Albums sicher gut zu Gesicht gestanden.

Der Opener „Plastic Years“ erinnert mit seiner unbeschwerten Rotzigkeit etwas an MGMT minus Weirdo-Touch und plus durchaus Haken schlagende Gitarren. Danach folgen auch schon bald flockige Nummern wie „Intrinsic“ und „What Can You Sing„, die beide mit einem kraftvollen Refrain aufwarten können, auch wenn sich Sänger Muntu Valdo was Stimmumfang und Akzentuierung angeht ziemlich zurückhält, was man aber auch der unvorteilhaften Stimmabmischung in den Hintergrund anlasten kann. So pendelt der Sound immer zwischen unausgewogen und leicht kraftlos, was besonders angesichts der oft angenehm schrammligen Gitarren, die allerdings typisch LA-like kaputt produziert wurden, ziemlich ärgerlich ist.

Leider sind auch einige Lückenfüller wie das furchtbar belanglose „Damn You“ oder „There Is No Plan B“ unter den elf Tracks dieses Debütalbums, das durchaus mit starken Passagen aufwarten kann, die beweisen, dass es Boolfight an Talent durchaus nicht mangelt. Jedoch wirkt vieles einfach noch nicht ausformuliert, und vor allem nicht authentisch genug. So kann man für diesen Erstling der Jungs aus dem Herzen Frankreichs keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, doch das könnte sich in Zukunft mit neuem, durchdachterem Material ändern. So ist das eben mit allen Kulturgütern Frankreichs, genau wie bei Champagner und Camembert ist eine gewisse Reifezeit einfach unerlässlich. A votre santé!

From Zero To One erscheint am 04. Januar via Last Wonder/Aircraft