Startseite » …And You Will Know Us By The Trail Of Dead // 26.04.09 // Uebel & Gefährlich, Hamburg

…And You Will Know Us By The Trail Of Dead // 26.04.09 // Uebel & Gefährlich, Hamburg

...Trail Of Dead - live in Hamburg

Selbst die Crew des gastgebenden Hamburger Clubs macht heute Abend Ernst. Am Eingang vorm Bunker eilig angeklebte Blätter: „Achtung, es wird laut! Schützt eure Ohren!“ Man weiß also schon vorher: das Kollektiv aus dem texanischen Austin hat hier und heute einen Ruf zu verteidigen. Und um diesen zu überprüfen, ist das Hamburger Publikum heute zahlreich erscheinen. Über 1000 Besucher drängen sich in den vierten Stock, es wird deutlich, dass …Trail Of Dead inzwischen auch schon seit über zehn Jahren in einer Endlosschleife aus Touren und Aufnehmen kreisen und lange kein Geheimtipp mehr sind. Und doch freut man sich über jeden der zumeist männlichen Besucher, ist diese Musik doch viel zu ambitioniert und radikal, um in kleinen, schlecht besuchten Clubs zu versanden.

Zunächst entern Gringo Star die Bühne, um vom ersten Takt an restlos zu überzeugen. Eine illustre Melange aus Garage-Rock und teilweisen Volksmusik-Einlagen, befeuert vom Eifer der vier Jungs aus Atlanta. Von der amerikanischen Presse bereits hochgelobt also eine Band, die man für 2009 ins Newcomer-Notizbuch schreiben sollte.

Als …Trail Of Dead dann nach 22 Uhr zu den Klängen von „Invocation“ endlich zu den Instrumenten greifen, knistert die spannende Frage im Raum: wie viele Songs des livetauglichen aktuellen Albums „The Century Of Self“ werden heute ihren Platz im Set bekommen? Gleich zwei zum Anfang schon mal, das brachiale Doppel aus „The Giants Causeway“ und „The Far Pavilions“ funktioniert wunderbar. Das scheint auch die Band selbst zu merken. Deren Stimmung ist von Anfang an euphorisch und aufgeladen. Besonders Sänger Conrad Keely performt mit leidenschaftlicher Inbrunst und ist sich auch für die ein oder andere augenzwinkernde Rockstarpose nicht zu schade. Von hinten sieht es teilweise so aus, als könne allein der umherfliegende Schweiß die Besucher in den ersten paar Reihen mit ausreichend Flüssigkeit versorgen.

In den folgenden anderthalb Stunden hämmert sich die Band einmal quer durch den Backkatalog, wobei das 2006er-Album „So Divided“ komplett ausgespart wird. Doch man muss auch zugeben, in der Livesituation funktionieren alte Noise-Giganten wie „It Was There That I Saw You“ oder „Totally Natural“ einfach am besten. Dennoch, auch nostalgische Coming-Of-Age-Perlen wie „Clair De Lune“ kommen nicht zu kurz, wobei fast jeder Song durch meist verzerrte, mit zwei Schlagzeugen bombastisch hinterlegten Jams seine eigene Würze erhält. Während Drummer Jason Reece gegen Ende sogar mit Mikro einmal ekstatisch quer durch den ganzen Club wandert, bleibt einer stoisch und gelassen: Gitarrist Kevin Allen bewegt sich während des ganzen Konzertes kaum vom Fleck und zieht das mit dem Zigarette-während-des-Spielens-rauchen-ohne-einmal-abzusetzen in beängstigender Weise durch. Ein humorvoller Kontrast zum neben ihm wütenden Gespringe und der totalen Verausgabung. Nach knapp anderthalb Stunden ist dann Schluss, zwar landete nicht noch wie auf dem Highfield-Festival vor zwei Jahren ein komplettes Drumset im Graben, doch trotzdem: in punkto Intensität und Authenzität bleiben …Trail Of Dead einer der spannendsten und herausfordernsten Bands der modernen Rockmusik-Hemisphäre.

Setlist

Invocation
The Giants Causeway
The Far Pavilions
Isis Unveiled
It Was There That I Saw You
Homage
Bells Of Creation
Will You Smile Again
Relative Ways
Clair De Lune
Totally Natural
Caterwaul

———

Another Morning Stoner
Mistakes And Regrets
A Perfect Teenhood

…And You Will Know Us By The Trail Of Dead sind weiterhin hierzulande unterwegs:

05.05.2009 Berlin – Kesselhaus
11.05.2009 München – Muffathalle
12.05.2009 Frankfurt – Mousonturm
14.05.2009 Köln – Live Music Hall
15.05.2009 Lingen – Alter Schlachthof

3 comments

  1. Ole says:

    Das hast du ansprechend geschrieben. Ich fühlte mich auch ans Highfield erinnert. Sehr schön :-)

  2. Timmy says:

    Treffendes Review, aber der erste Song in der Zugabe war „Another morning stoner“ – trotzdem starkes Konzert!!!

Wir freuen uns über deinen Kommentar: