Wieder einmal hat es eine Band geschafft, das Hamburger Molotow dermaßen mit Menschen zu füllen, dass dem geneigten Konzert-Besucher kaum Luft zum Atmen bleibt und der Schweiß bereits von der Decke tropft, obgleich noch nicht das Geringste auf der Bühne passiert ist. An diesem Abend sind es The Maccabees. Mit „Wall Of Arms“ veröffentlichten die Briten kürzlich ihr zweites Album und gastierten prompt für vorerst drei Konzerte in der Bundesrepublik. Wir waren zugegen als das britische Quintett seine Zuhörer in der Hansestadt mit spielerischer Leichtigkeit verzückte.
Den Auftakt des Abends bestreiten die aus Lüneburg stammenden Sprout. Das Indie-Trio wird heute durch einen Trompeter ergänzt, der seinen Beitrag zu einzelnen Songs leistet. Für einen Support scheint die Spielzeit von 45 Minuten äußerst großzügig bemessen, allerdings tragen die fein arrangierten Songs zur Kurzweiligkeit des Auftritts bei. Sprout liefern einen solide musikalische Show, ohne ausschweifende Ansagen oder unangemessen übertriebene Bühnenpräsenz. Darüber hinaus können die Jungs nicht zuletzt durch ihr sympathisches Auftreten beim zahlreich erschienen Publikum punkten. Eine Vorband also, die einem genau das Gefühl vermittelt in dem der Sinn eines Supports liegt: Lust auf mehr.
Um 22.15 Uhr bahnen sich The Maccabees ihren Weg durch die verhältnismäßig geduldig wartende Menge, erklimmen die Bühne, grüßen mit kargen Worten ins Auditorium und eröffnen mit „No Kind Words“. Sofort beginnen die über 200 Menschen zu tanzen und vereinzelt mitzusingen – ein Zustand, der sich während der kommenden Songs nicht nennenswert ändern soll. Lediglich die Intensität der Bewegungen nimmt stätig zu, schaffen es die fünf Jungs aus Brighton mittels ihrer energetischen Darbietung die Spannung permanent zu erhöhen. Und dieser Darbietung bedarf es nicht vieler Worte, ohnehin würde dies die Ausstrahlung der Formation eher brechen als bereichern. Zwischen den Songs wirkt die Band und besonders Sänger Orlando Weeks eher introvertiert, gar schüchtern, was sich mit den ersten Takten eines jeden Songs jedoch schlagartig ändert. Hier sticht besonders Lead-Gitarrist Felix White hervor, der storchenartig über die Bühne stackst. Ebenfalls als Einziger adrett in Hemd und schwarze Hose gekleidet, weicht sein angedeuteter Seitenscheitel aufgrund seiner Rastlosigkeit binnen der ersten Songs einem verschwitzten Durcheinander. Rhythmus-Gitarrist Hupert White sowie Bassit Rupert Jarvis bedienen sich eher herkömmlicher Bewegungsmuster, was sie jedoch nicht minder in Transpiration versetzt. Sam Doyle trommelt derweil im Hintergrund und vermag es das Tempo konstant hoch zu halten.
Die Songauswahl des Abends stellt sich als äußerst ausgewogen dar. Sieben Lieder vom Erstling „Colour It In“ sowie sechs Stücke vom Nachfolger „Wall Of Arms“ bilden die Set-List. Hinzu kommt der voller gesanglicher Inbrunst von Linkshänder Felix White dargebotene „Accordion Song“, welcher auf der „Love You Better“-Single erschien. Frontman Weeks wechselt hierfür an den Linken Bühnenrand um jenes Instrument zu spielen, dem erwähntes Lied seinen Namen verdankt. Gerade dieser augenscheinlich kleine Song kann sinnbildlich auf das ganze Konzert der ursprünglich in London gegründeten Formation gemünzt werden: Die Band präsentiert sich als Kollektiv, keiner drängt sich zwanghaft in den Vordergrund, sondern alle streben gemeinsam einen überragenden Auftritt an. Kontrastreiche Gitarren, ein melodiöser Bass, der tighte Rhythmus und der kraftvolle und dennoch nicht entrückte Gesang, zeichnen das facettenreiche und zugleich homogene Klangbild von The Maccabees aus. Eindeutig ist dem Quintett ihre Spielfreude anzumerken. An forderster Front, selbstverständlich Felix White, der sich lächelnd immer wieder der eher neben als vor der Bühne befindlichen Zuschauerschaft zuwendet. Zweifelsohne färbt diese Harmonie ab, hält doch die erdrückende Mehrheit des Publikums der Band ihr Lächeln entgegen.
Song auf Song verstreicht und eigentlich hätte „First Love“ das Ende des regulären Sets bedeutet. Orlando Weeks bittet jedoch das Publikum um Verständnis, dass die Band vor dem Zugabenteil nicht extra die Bühne verlassen werde. Es fühle sich komisch an zuerst durch die Zuschauer die Bühne zu verlassen um für die Zugabe ebenfalls durch das Publikum zurück zu kehren. Die Band werde also die Zugabe direkt anhängen, sofern alle damit einverstanden seien.
„Mary“ und „Love You Better“ beschließen ein mit 45 Minuten recht kurzes, aber äußerst kompaktes Konzert, das an Intensität keine Wünsche offen gelassen hat. Tatsächlich vermögen es wenige Bands ein derart geradliniges und dennoch abwechslungsreiches Set, was die Songauswahl anbetrifft, zu spielen. Sicherlich werden The Maccabees fortan einer stetig wachsenden Anzahl von Menschen durch ihre Musik ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
—
Set-List
1. No Kind Words, 2. X-Ray, 3. Tissue Shoulders, 4. Can You Give It, 5. Kiss And Resolve, 6. Toothpaste Kisses, 7. Precious Time, 8. Accordion Song, 9. Young Lions, 10. Lego, 11. William Powers, 12. First Love, 13. Mary, 14. Love You Better
—
Die Bilder des Abends findet Ihr hier.
—
Kommende Deutschland-Termine von The Maccabees.
06. 08. 09 Hamburg – Stadtpark w/ Maximo Park
08. 08. 09 Rotenburg o. d. Tauber – Taubertal Festival
15. 08. 09 Haldern – Haldern Pop