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Timid Tiger im Interview

Timid Tiger haben vor kurzem mit ihrer PMA.EP darauf aufmerksam gemacht, dass es sie noch gibt und dass ein neues Album in Planung ist. Nach dem Auftritt der Band auf dem diesjährigen Immergut Festival Ende Mai trafen wir uns mit Keshav PuruShotham und Evgeni Kouris, um über aktuelle Begebenheiten zu sprechen. Und das Ergebnis könnt ihr nun hier bei uns nachlesen:

Ihr habt ja heute bereits zum zweiten Mal auf dem Immergut gespielt. Wie gefällt euch das Festival?

Keshav: Ist wunderbar hier, auf jeden Fall. Das war eines der ersten Festivals, wo wir gespielt haben und daher ist es schön, mal wieder hier zu sein. Der Kemper, der das Festival gegründet hat, ist auch unser Booker.

Und eure Aussage eben auf der Bühne: „Ihr seid das beste Publikum“ – Bringt ihr das immer, oder kam das von Herzen?

Keshav: Nee nee, ich hab gesagt: „Wir sind das beste Publikum, das ihr je hattet“ – Das ist ja ein Unterschied.

Achso. Ja, so kann man das auch regeln. Kommen wir zu eurer PMA.EP. Da ist unter anderem ja auch ein Britney Spears Cover von „Womanizer“ drauf. Ist das, weil ihr den Song wirklich gut findet, oder darf man das als Ironie verstehen?

Keshav: Wenn wir die freie Wahl gehabt hätten, hätten wir uns bestimmt einen anderen Song ausgesucht, aber das war halt ein Contest, den dieser PMA-Blog losgetreten hat. Wir waren schon immer große Fans von diesem Blog und haben das mit Interesse verfolgt, da dort immer gute Musik angeboten wurde. Und dann sind wir eben auf die Aktion aufmerksam geworden, wo es hieß: „An alle Bands – Wenn ihr auch auf unseren Blog wollt, dann covert dieses Stück“. Und da wir den PMA-Blog ja so gut finden und die Vorstellung super war, dass die auch mal was von uns posten, haben wir da einfach mitgemacht.
Evgeni: Das war ja auch nur der Anfang von etwas Größerem. Es war ja so, dass unser Stück den Contest gewonnen hat, also das beste Feedback bekommen hat. Und daraus hat es sich dann entwickelt, dass noch eine weitere Zusammenarbeit mit dem Blog stattgefunden hat.
Keshav: Und das war für uns einfach toll, dass sich das so entwickelt hat. Wir haben ja lange Zeit kein Album mehr rausgebracht und da tat es einfach gut, auch mal wieder Feedback zu bekommen. Wir spielen ja in einer neuen Formation, mit neuem Drummer und neuem Bassisten und da war es einfach super, mal zu schauen, wie das ankommt. Und das ging dann sogar so weit, dass diese PMA.EP sogar in der New York Post erwähnt wurde.

Und was ist mit den anderen Stücken, die noch neben dem Cover auf der EP sind – Hattet ihr die vorher schon geschrieben und dann in dem Zusammenhang rausgebracht?

Keshav: Die anderen Stücke sind ein Vorgeschmack auf unser neues Album. Wir sind nahezu fertig mit der Produktion für unser zweites Album.
Evgeni: Wir wollten die Leute auch nicht länger drauf warten lassen und daher haben wir die Chance genutzt, dort neue Stücke von uns mit unterzubringen. Es nützt heutzutage einfach nichts, die Musik vor den Menschen zu verstecken. Wichtig ist es ja, dass mehr und mehr Leute mitbekommen, dass es uns noch gibt. Zu dem Zeitpunkt, als wir das veröffentlicht haben, waren die Songs aber noch gar nicht ganz fertig. Von daher werden die auf jeden Fall auch noch mit auf das Album kommen, aber in vollendeter Form.
Keshav: Es ist halt echt so, dass wir dauernd Mails kriegen: „Wann kommt denn was Neues von euch?“ und wir hatten das eigentlich schon vor zwei Jahren versprochen, wo wir dachten, dass es jetzt so weit wäre, aber dann ging unser Label Lado pleite und wir hingen da so mit drin, dass das nicht realisierbar war.
Evgeni: Man muss halt auch sagen, dass das Internet sehr viel schnelllebiger als eine CD ist. Du stellst das online, kannst sofort Feedback bekommen und ein paar Tage später kann schon am anderen Ende der Welt darüber berichtet werden.
Keshav: Bei unserem Release lief das auch sehr kreativ ab, denn der Blog hat auch dazu aufgerufen, dass das Cover designt wird. Da lief also sozusagen gleich noch ein Contest ab. Wir haben dann den Leuten unseren Tiger zur Verfügung gestellt und die konnten sich daran austoben. Alles ohne Geld also, aber mit viel Liebe!

War es schwer für euch, nach dem Aus von Lado wieder was Neues in Angriff zu nehmen?

Keshav: Ja, das muss man schon zugeben, das war ne sauschwere Zeit. Wir waren in diesem ganzen Vertragsgewusel drin und konnten nicht so richtig da raus.
Evgeni: Ab einem gewissen Punkt ist es nicht mehr witzig für die Bands.
Keshav: Wir waren damals ganz jung, als wir zu Lado kamen und haben uns wahnsinnig gefreut, dass eine so gute Plattenfirma an uns Interesse hat. Und plötzlich gab es dann diese ganzen Probleme, das hat uns schon in ein tiefes Loch gezogen. Aber derzeit ist alles wieder viel besser, wir haben ein unglaubliches Output. Wir haben um die 70 neue Titel in den letzten 6 Monaten geschrieben, so gut lief das noch nie.

Abgesehen von dieser PMA-Blog-Aktion seid ihr auch in anderen Bereichen des Internets in letzter Zeit sehr aktiv gewesen und habt bei allen Trends mitgemacht, Twitter als Beispiel. Seht ihr das heutzutage auch schon als notwendig an?

Keshav: Es ist jetzt nicht so, dass wir uns pausenlos nach den neusten „Trends“ umschauen und uns zwanghaft überall anmelden, aber wenn man mitbekommt, dass es dort musikinteressierte Leute gibt, die man dann darüber erreichen kann, dann macht man sowas auch gern mit.
Evgeni: Meistens nutzen wir aber auch unseren eigenen Blog, um auf Neuigkeiten aufmerksam zu machen. Da posten wir jeden Tag Kleinigkeiten, auch von Aufnahmen im Studio. Diese anderen Sachen wie Twitter, Myspace und Co. benutzt man dann eher, wenn auch was Einschneidendes passiert.

Von was für einem Studio sprecht ihr eigentlich, habt ihr das neu angemietet?

Keshav: Das ist ein Bereich in einem großen Gebäudekomplex von einem Freund von uns. Dort gibt es 6 Studios und einen großen Aufnahmeraum, wo unter anderem auch Von Spar und Werle & Stankowski am Werk waren.
Evgeni: Das ist halt wirklich total schön da, wir hängen fast jeden Tag da rum. Es gibt da sogar Küche und Bar sowie eine Fernsehecke. Und es ist alles vernetzt, sodass man von einem Studio ins andere per Computer schnell Ideen austauschen kann.

[Interview wird unterbrochen, Security Günni fand den Weg in den Backstage und sammelt ein Autogramm ein]

Zurück zu eurem neuen Album: Wann kann man damit rechnen?

Evgeni: Wir sind durch mit den Stücken und jetzt kanns ans Eingemachte gehen.
Keshav: Die Produktion zu „Timid Tiger & The Electric Island“ ist also nahezu abgeschlossen.
Evgeni: Wir sind jetzt auch erstmal viel auf Tour in nächster Zeit, um zu zeigen, dass es uns noch gibt und dass wir nach langer Zeit auch wieder was Neues veröffentlichen. Und ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wir gehen schon davon aus, dass das Album bald kommt, weil wir auch Bock drauf haben, jetzt endlich wieder was rauszubringen. Es hängt eben auch noch davon ab, wie das Label zu der Sache steht.

Habt ihr denn schon wieder ein Label gefunden?

Evgeni: Wir sind grad in Verhandlung. Wenn es Neuigkeiten gibt zu dem Album oder zum Label, dann wird man das auch sofort bei uns im Blog lesen können.

War eure Bandbesetzungswechsel (neuer Bassist, neuer Schlagzeuger) schwer für euch? Ihr musstet ja mit neuen Menschen als bei der ersten Platte zusammenarbeiten.

Keshav: Ganz im Gegenteil, das hat uns auf allen Ebenen weitergebracht. Früher war es so, dass wir uns immer eher als Dreiergespann gefühlt haben, selbst wenn da noch zwei andere waren. Das ist nun ganz anderes, das ist ein richtiges Bandgefühl und alles passt wunderbar zusammen. Wir sind viel eigenständiger geworden, da der neue Drummer auch gleichzeitig unser Produzent ist. Wir konnten das Album nun aufnehmen, ohne dass großartig zusätzliche Kosten entstanden sind.
Evgeni: Dadurch, dass wir jetzt auch innerhalb der Band produzieren, fällt es viel leichter, die Songlayouts direkt live zu performen.

Was für Musik hört ihr derzeit gern privat?

Keshav: Ich geh derzeit zurück zu meinen Wurzeln und beschäftige mich viel mit indischer Musik.

Ach, war das auch indisch auf den Schildern, die ihr eben während des Konzerts hochgehalten habt?

Keshav: Genau. Das ist aus einem Song, den ich schon ewig kenne und daher fand ich die Idee super, so einige Anleihen auch mal hier aufs Immergut zu bringen. Ansonsten ist Bob Dylan ein sehr großer Einfluss für mich. Wir hören halt alle fünf ziemlich unterschiedliche Musik und das hört man in Timid Tiger auch irgendwo alles heraus.

Eine wunderbare Abschlussfrage: Was findet ihr immergut…?

Keshav: Rocken!
Evgeni: Immergutrocken.


Fotos vom Konzert auf dem Immergut gibt es hier.

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