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Juri Gagarin im Interview (+Hörproben)

Das neue Album der „neuen“ Juri Gagarin steht in den Startlöchern. „Cobra“ wird es heißen und wird im Audiolith-Kosmos bereits sehnsüchtig erwartet. Wie klingt ein Juri Gagarin-Album, das bei Der Tenate Renate aufgenommen wurde? Und wie macht sich neues festes Bandmitglied, Sängerin Flicke, an der Seite von Säge und Arnold? Wir trafen uns bereits im August mit der Band, als die Aufnahmeprozesse bei Norman in vollem Gang war, um einen Eindruck von der neuen Platte zu erhaschen und erste Fragen zu klären.

Zu Anfang drei herrliche (und exklusive) Ausschnitte aus dem Aufnahmen zum neuen Album. Für einen ersten Eindruck sollte das taugen.
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Was ich mich grad als erstes frage: Wie reagieren die Nachbarn, wenn ihr hier was aufnehmt?

Norman: Das ist eine gute Frage… Aber hier beschwert sich eigentlich überhaupt keiner, denn unter uns ist gerade Baustelle. Aber ich beschwer mich über die Nachbarn! Denn gestern wurden da irgendwelche Wände aufgeschlitzt und die haben riesigen Alarm gemacht. Da konnte man den Gesang nicht aufnehmen, das war doof. Aber über uns ist sowieso kein Problem. Da lebt eine Familie mit Kind und das schreit auch die ganze Zeit.
Arnold: Die Schmerzgrenze von denen oben ist wahrscheinlich sowieso schon heftig herabgesetzt…
Säge: Außerdem ist das hier auch gute Unterhaltung. Denn in den Wohnungen gegenüber wohnen einige Arbeitslose. Und wenn die mal auf den Balkon kommen, dann kann man immer klatschen und jubeln, das ist herrlich.
Norman: Dann feuern wir die an. Wir finden die gut.

Wir wollten ja über Musik reden. Neues Album ist in der Mache. Ist denn schon bekannt, wie es heißen soll?

Säge: Da sind wir uns selbst noch uneinig.
Flicke: Aber es gibt da schon einige heiße Anwärter.
Norman: „Double Bass“ wär geil.
Arnold: Zum Beispiel „Plow“. Oder „Dance Techno Album“.
Säge: Da hätten wir auch schon ein tolles Cover für, das hat Norman gebastelt. Auch schön wär, wenn wir es „Das ganz andere Album“ nennen. oder „Soddom und Gommorah“. Also, es gibt schon einige Überlegungen, aber da steht noch nicht fest, was wir wirklich nehmen.

Wisst ihr denn schon, wie viele Songs auf der Platte sein werden?

Norman: Vier!
Arnold: Und wenn wir das eine noch zerschneiden, dann acht.
Norman: Nee, keine Ahnung. Wie viel sind das bisher… 11.
Säge: Und einen weiteren Track kriegen wir heut Abend noch zugeschickt. Von der Frittenbude. Wir haben schon Hörproben bekommen. Das wird gut! Also es wird irgendwie zwischen 11 und 12 Songs liegen. Und für die Vinyl-Fans wird es dann eine Special-Edition geben, wo ein Song drauf sein wird, den es auf der CD nicht gibt.
Norman: Der ist wahrscheinlich zurecht nicht auf der CD drauf!

Und neben Frittenbude gibt es auf dem Album dann auch noch eine Zusammenarbeit mit Ashi von Captain Capa, hab ich gelesen?

Norman: Ja, aber das muss leider über Fernbeziehung funktionieren. Da fehlen uns auch noch einige Gesangschnipsel von ihm, das muss er uns bald mal rüberschicken.

Also gab es keine Möglichkeit, dass Ashi den Gesang hier bei dir aufnimmt?

Norman: Nee, dafür war keine Zeit. Beziehungsweise haben wir das so chaotisch geplant, dass wir das nicht mehr hinbekommen haben. Aber das hat auch so geklappt, er wird bei zwei Liedern mitsingen dann.
Säge: Wir haben ein Lied, wo er komplett allein singt. Und der zweite Song ist dann ein Duett zusammen mit Flicke.
Flicke: Besonders da wär’s halt schön gewesen, wenn er zum Einsingen vorbeigekommen wäre.

Und woher stammen eure Texte?

Norman: Ägypten.

(Der Witz bringt alle aus der Fassung, minutenlang wird gelacht.)

… Von dir, Flicke?

Flicke: Ja. Die hab ich auf meiner dreiwöchigen Ägyptenreise geschrieben.

(Gegröhle geht von vorne los.)

Flicke: Okay… Die Texte. Ja, die hab alle ich geschrieben. Also, bis auf das, was Ashi auch singt, da hat er den Text selbst geschrieben.
Arnold: Hauptsächlich behandeln die Texte Schweinkram!
Flicke: Nee, das ist alles nicht so anzüglich gemeint, wie es auf den ersten Blick vielleicht rüberkommt. In dem Song mit Ashi geht es auf jeden Fall um das Thema „Gender-Trouble“. Da übernimmt er den typisch weiblichen Part und ich den eher männlichen, was den Text angeht.
Arnold: Also unterm Strich: Schweinkram!
Flicke: Ich glaube aber tatsächlich, dass er das noch gar nicht weiß. Er ist sich dessen gar nicht bewusst. Aber ist auch egal, denn Männer und Frauen gibt es ja eigentlich gar nicht.
Norman: Alle gehen auf’s falsche Klo.

Wie kommt es denn eigentlich, dass ihr vorher nur zu zweit Musik gemacht habt und jetzt das komplette Album mit Gesang ist?

Flicke: Ich kenn Säge und Arni schon ewig und war auch immer mal auf Tour und mit auf der Bühne. Aber wir haben bisher halt kaum Songs zusammen aufgenommen. Das hat sich erst in den letzten 1 1/2 Jahren ergeben.
Arnold: Es gab ja auf dem letzten Album auch schon einen Song mit Flicke („Supermarkt“). Und dann gab es ja auch noch den einen Iskra-Remix.

Und das war deine alte Band, Flicke?

Flicke: Nicht nur ich war da drin, sondern auch Säge. Und Arnold hat auch bereits bei einigen Songs mitgemacht. Und auch Norman war schon dabei! Denn bereits die CD hat er damals gemischt.
Norman: Aber das ist ja lang her, da war ich ja noch ganz schlecht… Und ihr ja auch.
Flicke: Aber du hast mir bereits damals ein paar wegweisende Tipps für meinen Gesang mitgegeben.
Norman: Echt? Ich kenn mich mit Gesang ja gar nicht sooo gut aus eigentlich.
Säge: Die Connection zu Flicke gibt es echt schon ewig. Aber damals hat die Musik noch nicht dazu gepasst, so viel mit Gesang zu spielen. Das Album ist ja jetzt auch schon zwei Jahre her.
Norman: Das hat auch echt Spaß gemacht mit Flicke, wir haben da ein wenig herumexperimentiert und da teilweise sogar zweite oder dritte Stimmen mit eingebracht.

Und was habt ihr instrumententechnisch mit einfließen lassen?

Norman: Akustik-Gitarren und Panflöten. Kronkorken als Shaker. Schnoddergeräusche! Handklatschen. Männerchor.
Flicke: Den Klick vom Aufnahmeprogramm, das Metronom. Klavier…
Norman: Ich kann dir ja ein paar Schnipsel rüberschicken.

Ihr kennt euch ja schon alle länger. Warum wurde das erste Album denn noch bei euch zuhause aufgenommen und nicht hier bei Norman?

Arnold: Weil die meisten Songs einfach schon lang fertig waren. Die existierten schon ewig, das musste nur mal endlich auf Platte gepresst und rausgebracht werden.
Säge: Wir haben uns da nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Lewe hat uns quasi gedrängt, dass das Ding raus soll! Also haben wir noch drei weitere Songs fertig gemacht und dann war das Album innerhalb von drei Wochen draußen.

Und euer Sound hat sich seitdem ja auch stark verändert, wenn man jetzt in das neue Album mal so reinhört.

Arnold: Das ist ja auch schon zwei Jahre her. Manche der Songs auf dem ersten Album stammen sogar noch aus 2001.
Säge: Die alten Sachen sind halt auch komplett ohne Kenntnisse entstanden. Wir hatten einen Synthesizer und einen Computer, das war ja noch nichts. Wenn man so will, ist das neue Album sozusagen unser Debüt. Wir haben jetzt einfach, auch durch die technische Entwicklung der letzten Jahre, so viel mehr Möglichkeiten, mit dem PC zu arbeiten, um Musik zu machen.
Norman: Ja, mit Word und Excel ist schon eine Menge möglich heutzutage!
Arnold: Außerdem haben wir die vergangenen Jahre viel mehr unterschiedliche Musik kennengelernt und haben inzwischen ganz andere Einflüsse.

Man hört auch immer heraus, wenn eine Platte bei Norman gemacht wurde. Die aktuelle Tante Renate, das Captain Capa Album und jetzt auch euer Neues, das hat alles den gleichen Anstrich.

Säge: Ja, klar. Norman arbeitet auch ganz intensiv mit an den Songs. Im Vorfeld haben wir zwar das Grundgerüst eines Songs, aber was den Sound angeht kann Norman da ja noch eine Menge mit machen und Kleinigkeiten auch verbessern.
Norman: Aber die Unterschiede zwischen den ganzen Alben sind doch noch bedeutend. Selbst das Captain Capa Album, was ja nun erst 8 Monate her ist, klingt noch ganz anders als das, was ich jetzt mit Juri mach. Das liegt aber auch daran, dass ich mich in den letzten Monaten immer mehr mit dieser Rolle des Produzenten auseinandergesetzt hab.
Säge: Das ist auch immer so merkwürdig, was nach den Aufnahmen mit so einem Album passiert. Wir schicken das rüber zu Lewe, haben da drei Monate keine Kontrolle mehr drüber und plötzlich steht es im Laden.

Hat Lewe denn schon was vom Album gehört bisher?

Arnold: Nee, noch nicht, ist ja noch nicht alles fertig. Außer dem Ashi-Song, da hat er schon reinhören wollen.

Gab es denn in der Vergangenheit schon Momente, in denen Lewe ankommt und meint: ‚Sorry, der Song passt jetzt aber nicht, nehmt den runter‘?

Norman: Nee, er ist da nicht so kritisch. Die Chance hätte er natürlich auf jeden Fall, aber das kam noch nicht vor.
Arnold: Er hat auch einfach viele andere Sachen zu tun, als noch über die Songs rumzumeckern und da auch noch mitzuarbeiten.
Norman: Außerdem vertraut Lewe den Bands auf seinem Label schon sehr.

Was meint ihr eigentlich, wie die Hörer reagieren werden, wenn es Juri Gagarin jetzt plötzlich mit Gesang gibt?

Arnold: Wir werden da einen Warnhinweis bei jeder CD beifügen!
Flicke: Ich weiß ja nicht, wer diese CD jetzt überhaupt hören wird, aber ich kann mir schon vorstellen, dass sich da die Geister dran scheiden werden. Ich hab jetzt auch nicht unbedingt eine Stimme wie Christina Aguilera. Meine Stimme kann man mögen, aber man kann sie auch genau so gut scheiße finden.
Säge: Flicke hat ja jetzt auch schon bei vielen Konzerten mitgespielt. Und dann passiert es schon, dass da Leute ankommen und sagen: ‚Ich dachte ihr wärt zu zweit… Das find ich aber doof.‘
Flicke: Aber genau so leicht passiert das eben auch umgekehrt. Ich denke, da sollte man sich nicht so viele Gedanken drum machen.
Säge: Ich kann derzeit auch total schwer instrumentale Songs machen. Ohne Gesang ist derzeit echt ein Krampf für mich.
Norman: Wir haben auch hier so viel rumgealbert und rumexperimentiert mit den Gesangsspuren, das war echt gut und hat Spaß gemacht.

Habt ihr denn ein paar der neuen Songs auch schon live „ausgetestet“?

Arnold: „Buran“ haben wir schon gespielt.
Säge: Ich denke, das wird halt eine ganze andere Geschichte. Das ist ja nicht mehr dieses Draufgeholze, was wir früher gemacht haben. Das sind ja schon richtige Songs. Und das wirkt dann bestimmt auch anders als Publikum, als wenn man nur draufdrescht.
Arnold: Aber Akustikgitarren werden wir jetzt live trotzdem nicht auspacken.
Säge: Wir machen das Album nun erstmal fertig und dann gucken wir mal. Wir sind gespannt.

Übrigens: Rätseln, was sich unter den weißen Kästchen der Fotos verbirgt, darf jeder selbst…!


Interview mit Juri Gagarin aus 2008.

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