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Autechre – Quaristice

autechre.jpgBei „Quaristice“ haben wir es bereits mit dem neunten Studioalbum der Briten Sean Booth und Rob Brown alias „Autechre“ zu tun. Und seit jeher wurde es den Kritikern nicht leicht gemacht. Denn wie soll man Musik beschreiben, die zu einem großen Anteil aus rein sphärischen Klangwelten, hörbar gemachten elektronischen Signalen und musikalischen Dissonanzen besteht? Auch auf diesem Album legten Autechre es wieder darauf an, ihre Musik so wenig greifbar wie möglich zu machen.

Bis zu ihrem Album „Confield“ aus dem Jahre 2001 hielten sich Autechre noch an die von ihnen selbst gesetzten Regeln. Da hatte die Musik noch ein festes Grundgerüst, stets repetetive Beats und eine Idee, welche sich durch das jeweilige Album zog. Doch Confield brach damals all diese Gesetze. Und auch bei Quaristice ist es nicht viel anders. Da meint man gerade, einen Song verstanden und sich in die Melodien hineingehört zu haben, da wechselt er unvorhergesehen in ein ganz anderes Klangkonzept. Und die Sounds, die man auf diesem Album hört, sind auch nicht definiert. Teils nahezu chaotisch hektisch in bisher ungekannter Schnelligkeit, dann wieder in gelassener Klarheit produzierte Musikfetzen. Und all das manchmal innerhalb eines einzelnen Songs. Der Hörer soll hier augenscheinlich verwirrt werden. Schon allein die Titelgebung der Lieder ist sehr eigen. Man muss sich manches Lied auf dem Album dreimal anschauen, um sich sicher zu sein, was da geschrieben steht. Wo sonst findet man schonmal Namen wie „SonDEremawe“ oder „90101-51-1“.

Man hat das Gefühl, die Band will die Freiheit der Kunst, die ihnen gegeben ist, bis zum Maximum ausloten. Und da ist das Problem dieser Platte: Viel zu oft versinkt die Musik selbst in ihrer eigenen Welt. Man ist sich nicht mehr ganz sicher, ob die Menschen wirklich die Geräte bedient haben, oder ob die Geräte hier schon über den Menschen geherrscht haben. In dieser Ekstase ufert mancher Teil des 73-Minuten-langen Quaristice leider in die Kategorie „schwer erträglich“ ab. Denn so sehr man die musikalische Experimentierfreude Autechres zu schätzen weiß, Lieder wie „Lo“ machen nach einiger Zeit einfach nur nervös. Trotz alledem, einige Perlen hat dieses Album zu bieten. Titel wie „Theswhere“ oder „WNSN“ sind im Verhältnis zu den anderen Stücken sehr melodisch geraten, wie man es von Autechre schon lange nicht mehr gehört hat. Und auch die beiden letzten der insgesamt 20 Songs, „Notwo“ und „Outh9x“ lassen sich sehr gut anhören. Wirklich gelassene Stücke. Man hat fast das Gefühl, Autechre wollen den Hörer wieder beruhigen, nach dieser Achterbahnfahrt aus Soundwellen und Klangwänden.

Alles in allem lässt sich sagen: Für Fans von Autechre natürlich ein Muss, wer das letzte Album „Untitled“ gemocht hat, der wird „Quaristice“ lieben. Unhörbar, auf eine geniale Art, bemerkenswerter und unverwechselbarer Stil. Wem die Musik der Band bisher nicht bekannt ist, der sollte mit den Alben vor 2001 einsteigen und sich erst einmal an den Stil gewöhnen, um nicht von der Vielschichtigkeit des aktuellen Albums erdrückt zu werden.

„Quaristice“ ist heute bei Warp Records erschienen.

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