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Port O’Brien – All We Could Do Was Sing

Klasse statt Masse: Christof Ellinghaus und seine Mannen (und Frauen) von City Slang haben in diesem Jahr bis jetzt nur Top-Alben veröffentlicht (#1, #2, #3, #4), nun folgt der fünfte Genie-Streich: Das Debüt von Port O’Brien. Dieses thematisiert in zwölf Songs die Seefahrt, die hier nicht nur als Metapher dient, sondern von den Bandmitgliedern am eigenen Leib erfahren wurden. Die Texte zu „All We Could Do Was Sing“ entstanden in Alaska während der Lachs-Fangsaison und triefen förmlich vor Sehnsucht und Wehmut.

Jeder kennt dieses Gefühl, etwas nicht aus ganzem Herzen zu machen, sondern einfach nur weil man es muss: Einen Job, den man nur aus finanziellen Gründen macht, die Schule, zu der man gezwungenermaßen gehen muss. Da entwickelt man in seinem Kopf Vorstellungen von der perfekten Freiheit und wie man am besten sein altes Leben hinter sich lassen könnte. Bei Van von Port O’Brien war das ganz genauso. Er arbeitete im Sommer 20 Stunden am Tag als Lachsfänger in Alaska und wollte nur eins: weg! Immerhin konnte er sich durch diesen Job den Rest des Jahres finanzieren und das machen was er wirklich wollte, Musik nämlich. „All We Could Do Was Sing“ handelt von genau diesem Traum, das Leben hinter sich zu lassen, und ein Neues zu beginnen. Van konnte seinen Traum verwirklichen, in diesem Jahr tauscht er zum ersten Mal den Fischkutter gegen die Bühne, ist hauptberuflicher Musiker und muss nur noch für Musikvdeos zu tun, als würde er zur See fahren.

Mit „I woke up today“ beginnt das Album mit einem Knaller, den man sich auch hier kostenlos runterladen kann. Dieser Song ist im Kontext des Albums allerdings eher untypisch: Er ist bunt, flippig und anders, nach einer Eingewöhnungszeit wird daraus ein echter Hit. Der Rest des Albums ist weniger bunt und flippig und trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) großartig. Es ist mal akustisch und leise, dann wieder etwas folkig und kann auch mal ein wenig nach Johnny Cash klingen (in „My Eyes won’t Shut„). Das Töpfe und Pfannen so gut klingen können, wusste ich vorher auch noch nicht, mit solchen ‚Instrumenten‘ wird hier nämlich unter anderem musiziert.
„Stuck on a Boat“ ist ruhiger und Van besingt darin das Gefühl etwas oder jemandem so nah und gleichzeitig so fern zu sein und nichts an dieser Situation ändern zu können.

My feet weren’t made for the sea, they were made for running free …
It doesn’t make sense to me to be stuck on a boat at sea
„.

„Fisherman’s Son“ beginnt langsam und voller Wehmut und steigert sich in der zweiten Strophe, es geht darum, dass man sich mit seinem Schicksal abfinden muss und nun mal das ist, zu dem man geboren wird.

Zur See zu fahren ist für viele eine romantische Vorstellung von den Weiten des Meeres und dem sternenklaren Himmel, nur leider ist das Leben eines Fischers alles andere als eben dieses. In der Musik ist die Seefahrt eine große Metapher, die von nicht wenigen verwendet wird (wie zum Beispiel von den Decemberists). Port O’Brien können, im Vergleich zu den anderen Bands, auf echte Erfahrungen zurückgreifen und sind deshalb einfach sehr authentisch.

I pack my things and head on.

City Slang, vielen Dank für das fünfte großartige Album in diesem Jahr!

Port O’Brien – „All We Could Do Was Sing“ erscheint am 04. Juli 2008 bei City Slang.

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