Die allerorten mächtig abgefeierten BILLY TALENT sollten für drei Club Shows und ein paar Festivals nach Deutschland kommen. Eine Club Show wurde dann noch abgesagt, sodass ich in den Genuss kam, eins von zwei ?kleinen? BILLY TALENT Konzerten zu erleben. Das ganze fand erstaunlicherweise in der Kulturfabrik Salzmann in Kassel statt, erstaunlich deshalb, weil bei Tourneen mit nur zwei oder drei Shows meist nur die großen Städte, wie Hamburg, Berlin, Köln oder München, den Zuschlag bekommen. Für den Konzertstandort Kassel kann das nur gut sein!! <BR><BR>
Als erster Support spielten die Münsteraner CABDRIVER, die mit ihrem FUGAZI nicht unähnlichen Post Hardcore Sound vielen Leuten im Publikum zu gefallen wussten, aber auch ebenso viele ziemlich vor den Kopf stießen. Die BILLY TALENT Jungs fanden es toll. Vielleicht auch weil die Musik der eigenen nicht ganz unähnlich war. Meiner Meinung nach kann die Band aber noch mehr begeistern, wenn der Sänger über die komplette Distanz Vollgas geben würde, bei einigen Teilen zeigte sich klar, dass die gesamte Show mit dem Sänger steht und fällt. Nichtsdestotrotz boten CABDRIVER eine abwechslungsreiche Show und werden so sicherlich im Gedächtnis von einigen Konzertbesuchern bleiben. <BR><BR>
Direkt danach trat der ?Local Support? SOFTDRINK aus Kassel auf. Nicht wenige Leute sind nur wegen ihnen gekommen, sodass das Konzert einem Heimspiel glich. Der Sound war leider nicht ganz so glatt, wie man ihn sich bei den klaren Pop Punk Songs von SOFTDRINK gewünscht hätte, aber die Jungs und vor allem die Mädchen in den ersten Reihen feierten die Band von der ersten Sekunde an total ab. Bei den Besuchern, die für BILLY TALENT gekommen waren, kam die Musik nicht ganz so gut an, da SOFTDRINK mit ihren sehr poppigen und klar strukturierten Songs an diesem Abend zwischen den anderen Bands etwas deplaziert wirkten. Nach einer halben Stunde war dann auch schon wieder Schluss, obwohl es noch ein paar Songs mehr hätten sein können, aber man musste ja Platz machen für den nächsten Support. <BR><BR>
Die Redfield Records Band FIRE IN THE ATTIC brannte von der ersten Sekunde an ein wahres Feuerwerk ab. Die Bühnenperformance war wirklich einmalig. Es flogen Gitarren durch die Luft, der Sänger bestieg die Monitore und die beiden Gitarristen unterstützten mit Backing Vocals aus vollem Halse ihren hyperaktiven Sänger. <BR>
Vor der Bühne war auch reichlich Action, da FIRE IN THE ATTIC mit ihrem Emocore Sound momentan voll den Nerv der Zeit treffen und das Publikum mitzureißen wussten. Mit zeitweise drei unterschiedlichen Gesangsparts zur selben Zeit (!) wirkt die Musik aber nicht wie eine eins zu eins Kopie der angesagten Ami Bands, wie zum Beispiel TAKING BACK SUNDAY , o.ä., sondern setzt eigene Akzente und unterstreicht die Eigenständigkeit dieser Band. Ich bin mir ganz sicher, dass man von FIRE IN THE ATTIC noch einiges Hören wird!! <BR><BR>
Dann war es endlich Zeit für den heiß ersehnten Hauptact des Abends: BILLY TALENT. Wer diese Band schon live gesehen hatte, wusste was ihn erwartet. Wer bislang nicht das Vergnügen hatte, las zumindest die überschwänglichen Konzertkritiken und war damit umso gespannter auf das, was sich an dem Abend noch abspielen sollte. <BR>
Die vier Musiker von BILLY TALENT gingen von Anfang an ab wie eine Rakete mit Nachbrenner. Der Gitarrist mit der Elvis Frisur haute ein Riff nach dem anderen raus und bewies, dass er nicht nur äußerst gut Gitarre spielen konnte, sondern auch gesanglich einiges auf dem Kasten hat. Der Bassist füllte mit seinem super dichten Sound jedes kleine Soundloch, was ihn aber nicht daran hinderte total abzugehen. Der Drummer verprügelte sein Instrument, als sei es der letzte Gig, den die Band zusammen spielt. Und der Sänger? Was soll ich dazu noch sagen!? So einen Wahnsinnigen sieht man ganz selten. Seine Stimmbänder scheinen ihm total egal zu sein, er schreit jedes Mal mit voller Intensität in sein Mikrophon, nutzt jeden Zentimeter der Bühne voll aus, singt, schreit, interagiert mit dem Publikum und wirkt dabei noch total sympathisch!! Der Sänger ist der klare Mittelpunkt und Identifikationsfigur der Band. <BR>
Musikalisch bekamen die angereisten Fans alles was sie wollten. Jeder Hit wurde gespielt, wobei das Publikum teilweise wesentlich lauter mitsang und so die Band übertönte!! Die ?Securitys? in der ersten Reihe hatten alle Hände voll zu tun die Masse von der Bühne fernzuhalten, ohne jedoch brutal oder aggressiv zu werden. Sehr gut, so sollte das immer sein! <BR>
Nach ca. einer Stunde war dann Schluss. Die Band war sichtlich am Ende ihrer Kraft angelangt, aber das Publikum forderte lauthals noch eine Zugabe, zu der sich BILLY TALENT dann auch überreden ließen. Es wurden noch zwei Songs mit Sänger und ein Instrumental Stück gespielt, welches den Abend wunderbar ausklingen ließ. <BR><BR>
Was bleibt zu sagen? Jeder der BILLY TALENT bislang verpasst hat, sollte das in jedem Fall nachholen, denn es gibt momentan kaum eine aufregendere Band, die auch noch regelmäßig nach Deutschland kommt. Hingehen, abfeiern und dann vor Erschöpfung tot umfallen!!