Die Berliner Poppunker Ransom sind gerade auf zweiwöchiger Deutschlandtour, um ihr Debutalbum "Escape from Suburbia" vorzustellen. Selbiges taten sie letzten Donnerstag im Berliner Wild at Heart, wo wir uns mit Gitarrist Jan und Sänger wie auch Bassist Timo im Backstageraum verkrümelten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, uns ein wenig Nachhilfe im Fach "Ransomsche Geschichte" zu geben.
<b>Stellt euch doch bitte kurz vor.</b>
Timo: Das ist Jan. Der spielt Gitarre.
Jan: Ich bin Jan. Ich spiel' Gitarre. Und das ist Timo, der spielt den Bass.
Timo: Hallo!
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Erzählt ein wenig zu eurer Bandgeschichte. Wie hat alles angefangen?</b>
Timo: Da kann ich nichts zu sagen, weil ich da noch nicht dabei war.
Jan: Uns gibt es seit '97 und es ist wirklich aus 'ner Schülerband entstanden. Wir haben zusammen Musik gemacht im Jugendzentrum damals bei uns und haben uns dann irgendwann Rasom genannt. Vorher war das nur so'n Projekt – ein paar Klassenkameraden, die zusammen Musik gemacht haben. Dann kam der erste Auftritt und ein Bandname musste her. Ich war gerade auf einem Interkontinentalflug und habe diesen Film mit Mel Gibson gesehen – fürchterlicher Film! Aber er hiess halt Ransom… und da haben wir uns Ransom genannt. Weil wir fanden, dass es gut klang.
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Habt ihr also eine besondere Beziehung zu Mel Gibson?</b>
Jan: Nee, eigentlich nicht. Obwohl, nackt is er ja ganz……
Timo: Ich fand Mel Gibson in "Was Frauen wollen" in Strumpfhosen gut.
Jan: Alles mit Mel Gibson und 'nackt' ist gut. Ich find' er hat einen geilen Arsch!
Nein, also, wir haben als Schülerband angefangen und haben dann einen Besetzungswechsel gehabt. Neuer Schlagzeuger, neuer Bassist… dann noch ein neuer Bassist, bis dann irgendwann Timo dazu kam… 2000 war das. Ab da war es eigentlich "Ransom".
Timo: Ab 2000 ging es eigentlich richtig los, da haben wir angefangen, Songs zu schreiben… Ich würde ja auch mal gerne wissen, was ihr in der Zeit vorher gemacht habt?!
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Ihr habt dann ja auch relativ schnell recht grosse Toursupports gespielt…</b>
Timo: Ja! Mein zweites Konzert mit Ransom war direkt vor Blink. Das war schon ein bisschen irritierend. Wir hatten davor auf diesem Emergenzafestival gespielt, das ist son Nachwuchsding. Und dann das nächste mal direkt mit Blink.
Jan: Da hatten wir damals aber auch Schwein… die Beatsteaks sollten da glaub' ich vor Blink spielen. Die konnten dann nicht aus irgendwelchen Gründen und es musste ganz schnell 'ne Supportband gefunden werden und da waren wir gerade zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle.
Timo: Also der Mensch, der die Beatsteaks managt, der Torsten, der hat auch irgendwie mit uns was zu tun, besorgt uns mal ein Konzert oder sowas. Beziehungsweise eigentlich macht der total viel für uns und nimmt dafür kein Geld, was sehr vorteilhaft ist. So sind wir auch an die zwei Toursupports dran gekommen. No use for a Name war das eine und das andere warn Mad Caddies. Ist beides auf dem selben Wege zustande gekommen, weil irgendwie ne Vorband ausgefallen ist und dann sollten die Beatsteaks einspringen. und jedes Mal, wenn die Beatsteaks nicht konnten, hat der eben uns als nächstes angeboten und meisstens wurden wir dann auch genommen. Ob das so an Qualität liegt oder nicht, kann man so genau denke ich gar nicht sagen, weil die Leute halt froh waren, jemanden zu haben. Für uns war das natürlich klasse.
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Die erste Veröffentlichung war die Split letztes Jahr mit Always Outnumbered?</b>
Jan: Vorher gab's diverse Demos, die wir mal aufgenommen hatten, aber die erste richtige Platte war dann die Split mit Always Outnumbered.
Timo: Das war so die Phase, wo wir mit TFR den ersten Kontakt aufgenommen hatten. Die meinten, es wäre ganz praktisch, wenn wir mit Always Outnumbered 'ne Split machen würden, weil wir damals ihr neuester Fang waren und Always Outnumbered gerade rüber kamen.
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Wie kam die Verbindung zu TFR zustande? War das so dieses 'Berliner Ding'?</b>
Jan: Die Verbindung kam zustande übers Waste of Mind, das kennst du ja bestimmt. Ich hab mit dem Kai vom Waste of Mind zusammen gewohnt und übers Waste of Mind hat die Plattenfirma 'ne MP3 von uns gehört und hat dann Kai gefragt, ob da irgendwie Kontakt zu der Band bestehen würde. Der war natürlich da und dann haben sie uns gefragt, ob wir nicht Lust hätten, eine Platte zu veröffentlichen. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber noch so im Umbruch, weil da gerade Timo dazu gekommen war und wir waren noch nicht bereit für 'ne Platte, wir wollten noch kein ganzes Album aufnehmen. Dann ist halt die Idee mit der Split von der Plattenfirma gekommen, weil Always Outnumbered wie gesagt auch touren wollten in Europa und dann haben wir gesagt "Okay, drei Songs, machen wir". So kam die Split zustande.
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Besteht persönlicher Kontakt zu Always Outnumbered?</b>
Jan: Leider lief das so'n bisschen blöd. Wir haben nur zwei Shows mit denen zusammen gespielt, wollten eigentlich mehr, hatten aber noch ein anderes Tourangebot in der Zeit – welches dann leider ins Wasser gefallen ist. Da hatten wir diese Always Outnumbered – Tour schon mehr oder weniger gecancelt und die andere Tour hatte auch leider nicht stattgefunden und so haben wir nur zwei Shows mit denen gespielt.
Timo: Das war auch sehr lustig, weil die alle erst 18 oder 19 gewesen sind, hier rüber gekommen sind und sich erstmal sowas von die Hucke zugesoffen haben… weil die in Kanada ja nicht saufen dürfen. Aber nach dieser Tour haben sie auch ihren einen Gitarristen rausgeschmissen, weil der das die ganze Tour durchgezogen hat und die anderen das nicht mehr wollten. Was echt ein Verlust war, weil der wirklich saunett war. Das war so der, mit dem wir auch am meissten zu tun hatten.
Jan: Wir waren halt immer auf dem selben Level….
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Musikalische Entwicklung… ist da eine zu verzeichnen?</b>
Timo: Nö! Ne, doch, klar. Als ich in die Band gekommen bin, da waren noch Ska-Lieder dabei. Die jetzt komplett aus dem Set gestrichen sind. Also bis auf zwei oder drei Lieder ist in diese Richtung gar nichts mehr dabei. Es hat schon 'ne Veränderung gegeben, aber man merkt das immer nicht so, wenn man drin steckt.
Jan: Das passiert halt alles fliessend. Aber zu diesem Zeitpunkt ein Album aufzunehmen, da war uns auch klar, dass da noch zviel mit uns passiert ist. Da eine Platte aufzunehmen wär' absolut nicht repräsentierbar gewesen und wir hätten uns kurze Zeit später nicht mehr mit wohl gefühlt.
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Also denkt ihr, dass ihr jetzt sowas wie "euren Sound" gefunden habt?</b>
Jan: Joa… unseren Sound gefunden?! Also jetzt haben wir auf jeden Fall eine Platte gemacht, hinter der wir stehen können, wo wir sagen "das ist Ransom". Davor hätte es dem noch nicht entsprochen, weil wir eben gerade einen neuen Sänger und Bassisten hatten und das Album wäre einfach nicht repräsentativ gewesen.
Timo: Das wären ja alles noch Songs gewesen, die schon Jahre alt gewesen wären.
Jan: Es hat sich zu dem Zeitpunkt einfach 'ne Menge bei uns getan.
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Ja, das Album… erzählt mal!</b>
Timo: Wir haben aufgenommen im K4 – Studio, was ein super Platz ist! Das war früher das DDR-Radio und die ganze erste Etage ist DDR-Radio gewesen und die vier Etagen über dem Ding war alles Stasi, die das DDR-Radio überwacht haben. Das Gebäude ist riesengroß, da ist 'ne Halle drin, wo die Symphoniker immer aufnehmen und du kannst einen 100m – Sprint drin machen und dann bist du grade mal ein Drittel durch das Haus durch. Wir haben dann in der Schaltzentrale von diesem Radio aufgenommen. Von der Stimmung her fand ich's schon ganz lustig.
Wir haben mit Stefan Linde aufgenommen, der das sehr gut gemacht hat. Wenn wir zusammen sind, werden wir meisstens ziemlich hektisch und der hat uns dann immer so'n bisschen beruhigt.
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Wie lange habt ihr aufgenommen?</b>
Timo: Neun Tage. Also dafür, dass er uns immer beruhigt hat, war das natürlich trotzdem eine relativ kurze Zeit. Wir haben dann immer zwischendurch bei den Eltern angerufen und gefragt, ob sie uns zu Weihnachten nicht nich einen Tag Studio schenken können.
Reines Aufnehmen wäre in der Zeit gar kein Problem gewesen. Aber Stefan hat halt dann nochmal unheimlich viel Arbeit reingesteckt, dass es dann auch so klingt wie es jetzt klingt. Auch Arbeit, die er nicht hätte machen müssen, also da war er total nett einfach.
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Also hätte es sich schon anders angehört, wenn ihr noch mehr Zeit gehabt hättet? Es gibt ja Bands, die gehen mal eben drei Monate ins Studio…</b>
Timo: Naja klar, man hätte noch mehr dran rumfeilen können…
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Hättet ihr das gewollt oder sagt ihr "So is okay"?</b>
Timo: War gut so! Auf jeden Fall! Hat auf jeden Fall gereicht. Mit dem Vorwissen, dass wir im Studio nur neun Tage Zeit haben, haben wir vorher schon an den Songs rumgefeilt und uns besser drauf vorbereitet. Ich denke, für die Band ist es so besser, weil wenn wir die Möglichkeit haben, 'Wischiwaschi' zu sein, dann sind wir 'Wischiwaschi' und wenn wir die nicht haben, dann ist das gut!
Ich bin total glücklich damit! Wenn man das erste aufgenommen hat, hört man natürlich immer, was man beim zweiten besser machen würde, aber was da jetzt erstmal rausgekommen ist, ist geil geworden!
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Was würdet ihr denn besser machen wollen?</b>
Timo: In den Reviews steht jetzt schon immer drin "könnte auch ein bisschen mehr eigener Stil sein"…. ich hab' keine Ahnung, wie man sowas macht, aber ich würde natürlich lieber Songs schreiben, wo wenn die jemand anmacht, der gleich sacht "das sind ja Ransom". Klar, aber ich glaube, das ist 'ne Sache, die kann man nicht gut beeinflussen.
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Also versucht ihr schon ein bisschen, euch nach den Reviews zu richten?</b>
Timo: Ne, das eigentlich gar nicht. Es ist natürlich auch ein Anspruch, den man an sich selbst hat, da einfach eien Band zu sein, die nach nur dieser Band klingt. Ich fänd' das schon angenehm.
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Ist es ein großer Vorteil, wenn man als Band aus Berlin kommt?</b>
Jan: Weiss ich nicht, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist…
Timo: Nee, absolut nicht! weil an Berliner Bands auch nochmal mit 'nem ganz anderen Anspruch rangegangen wird. So "Oh, ihr, aus der Hauptstadt" und so weiter und so fort… Ich komme nicht aus Berlin und ich weiss noch, wie ich vorher über Berlin gedacht hab. Da muss immer was ganz revolutionäres und riesiges herkommen, und wenn das nicht so ist, dann ist das natürlich auch ein Nachteil.
Jan: Der Vorteil ist, dass man hier ganz viele Bands hat, die sich gegenseitig unterstützen. Ansonsten ist das wirklich eher ein Nachteil, weil wenn du ein Konzert hier spielst, dann hast du noch mindestens drei Gegenveranstaltungen und… ich weiss auch nicht…
Timo: Man bekommt bestimmt mehr Aufmerksamkeit, wenn man aus Berlin kommt, man wird aber auch kritischer beäugt, wenn man aus Berlin kommt.
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Von den Connections her ist es doch wahrscheinlich auch nicht schlecht?!</b>
Timo: Die Connections sind absolut vorteilhaft! Das was man hier so an Connections hat, das kenne ich von keiner anderen Stadt, in der ich vorher gewohnt hab. Es gibt vor allem viele Leute, die einen Unterstützten, ohne dass sie was dafür wollen… das ist schon ganz praktisch, auf jeden Fall.
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Okay! Wie geht's weiter?</b>
Timo: Touren. Ab nächster Woche sind wir auf Tour, erstmal für zwei Wochen. Und dann im Sommer viele Konzerte – und Festivals auch ein paar. Und dann hoffe ich, dass wir irgendwie relativ schnell die nächste Platte hinkriegen… nächstes Jahr um die Zeit wieder oder so.