In Flames sind im Metal-Geschäft mittlerweile eine Institution. Mit "Soundtrack To Your Escape" ist ihnen ein würdiger Nachfolger zu "Reroute To Remain" gelungen, welches bisher den größten Erfolg der Band-History darstellt. Die schwedischen Perfektionisten haben aber noch lange nicht genug und möchten am liebsten die ganze Welt erobern. Bevor das passiert hat mainstage.de mit Bassist Peter Iwers gesprochen.
<b> Als ihr euch für das neue Album ins Studio begeben habt, was hattet ihr euch da für Ziele gesteckt? </b>
Wir wollen immer besser sein als beim letzten Album. Dabei kommt aber der Druck nicht von außen, sondern von uns selbst, denn wir sind sehr ehrgeizig. Trotzdem sind wir auch mit unseren älteren Alben noch sehr zufrieden, wir würden im Nachhinein auch daran nichts ändern und da sind wir sehr stolz drauf. Schließlich haben wir damals unser Maximum rausgeholt und das tun wir heute auch noch.
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<b> War es nicht schwierig, noch bessere Songs als auf "Reroute to Remain" zu schreiben? </b>
Nicht wirklich. Meistens ist es so, dass Jesper und Björn mit einer Handvoll Gitarren-Riffs ankommen und wir uns dann gemeinsam treffen. Dabei versucht dann jeder seine Ideen einzubringen und so entstehen nach und nach fertige Songs, die wir dann so lange üben bis sie auch wirklich gut genug sind. Wenn ein Song nicht mit anderem Material von uns mithalten kann, dann nehmen wir ihn auch nicht auf. Jeder neue Song muss besser sein als der vorherige!
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<b> Aber trotzdem oder gerade deswegen muss der Druck auf euch doch immens gewesen sein. </b>
Das war auch einer der Gründe, warum wir dieses Mal woanders (in einem Landhaus in Dänemark, Anm. d. Verf.) aufgenommen haben. Wir wollen nämlich nicht, dass uns irgendjemand reinredet, was wir zu tun haben. Wir haben selbst so hohe Ansprüche an uns, dass man sich da von außen auch wirklich keine Sorgen machen müsste. Insofern schirmen wir den Druck von außen ab. Und jeder, der mit uns zusammen arbeitet, weiß sowieso, dass wir immer gute Qualität abliefern. Und so war es eben auch dieses Mal.
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<b> Beschreib mal bitte die Atmosphäre bei euch im Studio. Ich habe gelesen, dass sehr viel Bier getrunken wurde. </b>
Das stimmt! Wir trinken lieber Bier als irgendwelche Drogen zu uns zu nehmen. Es war also sehr relaxt, aber gleichzeitig auch sehr professionell. Erst wenn die Arbeit getan war, durfte gefeiert werden. Wir waren im richtigen Augenblick immer mit dem richtigen Ernst bei der Sache. Da geriet nichts außer Kontrolle, keine Sorge.
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<b> Ich habe den Eindruck, dass ihr auf "Soundtrack To Your Escape" mehr mit neuen Sounds, Effekten und Samples experimentiert habt. </b>
Das ist möglicherweise richtig, denn sie fallen mehr auf. Es war aber nie unsere Absicht, da möglichst viele neue Sounds zu integrieren. Für uns steht immer der Song im Vordergrund.
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<b> Wenn man sich eure Anfänge anhört (das erste Album erschien 1994), habt ihr euch immer mehr vom traditionellen Metal entfernt, seid aber gleichzeitig härter und moderner geworden. Wie beurteilst du diese Entwicklung? </b>
Es ist auf jeden Fall schwierig, unseren Stil treffend zu beschreiben. Wir haben aber auf jeden Fall nicht unsere Wurzeln abgelegt, wir haben sie immer bei uns. Wir wollen unsere Ursprünge durch neue Elemente verfeinern und noch interessanter gestalten. Das ist einfach ein Prozess, der sich entwickelt hat. Wie man letztendlich unseren Sound beschreiben möchte, sollen andere beurteilen. Mir ist das zu schwierig. Aber ich will nicht bestreiten, dass wir anders als auf "The Jesters Race" klingen, schließlich ist das Album schon fast zehn Jahre alt. <p>
<b> Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr einiges Tages so weit seid, dass ihr eure Wurzeln ganz ablegt? </b>
Nein, das werden wir nie tun. Es soll immer nach In Flames klingen. Wir müssen aber auch aufpassen, dass es für uns persönlich interessant bleibt, da wir ja unsere Musik auch die nächsten Jahre mit uns rum tragen werden. Und wenn wir jahrelang jeden Abend unsere Songs spielen, müssen wir auch Fans unserer eigenen Musik sein. Wir werden aber nie plötzlich in eine andere Richtung einschlagen! Dann wäre es auch nicht mehr In Flames.
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<b> "Soundtrack To Your Escape" klingt meiner Meinung nach härter, aber auch melodischer als eure Vorgänger. Würdest du mir da zustimmen? </b>
Wenn es so sein sollte, war es auf jeden Fall nicht geplant. Wir gehen nicht an ein Album ran, mit der Zielsetzung, härter oder softer zu klingen. Unsere Songs entwickeln sich ganz natürlich und sind immer von unserer jeweiligen Stimmung abhängig. Wir lassen uns da von verschiedenen Sachen inspirieren. Wichtig ist, dass der Song unsere Ansprüche erfüllt.
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<b> Was soll der Titel des neuen Albums ausdrücken? Wovor flüchtet ihr denn? </b>
Manchmal, wenn wir auf Tour sind, dann gibt es Augenblicke, da möchte man ganz abschalten und mal auf andere Gedanken kommen. Das ist natürlich nicht einfach, da ständig Leute um einen herum sind. In solchen Momenten wünsche ich mir mehr Ruhe, mehr Privatleben. Und genau dann hilft die Musik, um abschalten zu können. Am besten geht das mit Kopfhörern, dann kann man aus dem Stress des Alltags flüchten. Und es wäre schön, wenn das für viele mit unserem Album genauso wäre. Man hört es und vergisst all die Probleme, die einen plagen. Daher der Titel.
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<b> Ihr gehört zu den Bands, die immer tierisch lange auf Tour sind. Was war bisher deine schönste Erinnerung? </b>
Auf jeden Fall die Tour mit Slayer! Ich war schon immer ein Riesen-Fan von ihnen. Es war schön zu sehen, dass sie total bodenständig und zuvorkommend sind. Eine tolle Erfahrung!
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<b> Entstehen eigentlich immer Freundschaften, wenn ihr mit anderen Bands unterwegs seid? </b>
Auf jeden Fall! Auf Tour sitzen wir alle im selben Boot. Da freundet man sich natürlich auch mit den anderen an. man kann aber auch nicht mit jedem auskommen. Das ist aber normal. Von den 30 Bands, mit denen wir getourt haben, hatten wir zu 29 ein freundschaftliches Verhältnis.
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<b> Für eine skandinavische Metal-Combo wart ihr ungewöhnliche lange in Amerika unterwegs. Ist es nicht etwas schwierig, die USA zu erobern? </b>
Wir wollen die ganze Welt erobern, ha ha! Für uns ist nur wichtig, dass viele Leute zu unseren Shows kommen. Da spielt es keine Rolle, wo wir spielen. Wir wissen aber auch, dass wir mehr Leute erreichen können, wenn wir mit Bands wie Slayer oder Slipknot spielen. So etwas finden wir wichtig. Die ganze Welt soll mitbekommen, dass es In Flames gibt. Egal, ob man uns mag, oder nicht.
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<b> Mit welcher Band würdest du gerne Mal auf Tour gehen? </b>
Iron Maiden! Das war schon immer ein Traum von mir!
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<b> Kommen wir zur letzten Frage: Glaubst du, dass ihr euch mit In Flames momentan auf dem Höhepunkt eurer Karriere befindet? </b>
Unser Höhepunkt ist erst erreicht, wenn wir das perfekte Album aufgenommen haben. So Lange machen wir weiter. Und so lange wir noch Spaß an der Sache haben, geht es für uns auch immer aufwärts. Ich hoffe, das es auch so, bleibt, sonst müssten wir ja aufhören und das haben wir nicht vor!
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<b> Alles klar, danke für das Interview! </b>
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