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Gute Musik auch ohne Schublade

Adjudgement kommen aus Hannover und haben gerade ihren dritten Longplayer "At 2 O´Clock" vorgelegt, der wieder einmal eindrucksvoll bewies, dass Musik auch ohne eine Zurodnung in eine Schublade verdammt gut sein kann. Denn die Hannoveraner überzeugen mit ihrem No School Core. Über Schubladendenken, die Entstehung des letzten Albums und vieles, vieles mehr plauderten wir ein bisschen mit der Band.

<b>Stellt doch Adjudgement mal vor, erzählt mal wie ihr euch gegründet habt und was in den 10 Jahren so alles passiert ist!</b>

Also Adjudgement hat folgendes Gesicht:
Marc Brodowski ? Gesang, Ruven Brodowski ? Schlagzeug, Wilko Brodowski ? Bass, Markus Henke ? Gitarre, Tim Duensing ? Gitarre.
Die Idee zur Band entstand, als wir im Schwimmbad herum lagen und GO! aus dem Kassettenrekorder spielte. Die coole Musik hat uns inspiriert, es selber auch zu versuchen. Das daraus nun zehn Jahre geworden sind, hat damals niemand gedacht…
Willst Du wirklich wissen, was in der Zeit so passiert ist? Nun, ich will nicht übertreiben, aber `nen kurzen Roman kannste damit schon füllen! J Aber ernsthaft: 300 Konzerte, drei Touren, drei Longplayer und zwei Singles sind in der Zeit auf insgesamt vier Labels entstanden. Dabei verbringen wir sehr schöne Momente auf der Bühne und dahinter. Innerhalb sind wir fünf sehr zusammengewachsen und es macht unheimlich viel Spaß unterwegs oder im Studio zu sein.

<b>Wie ist euer neues Album ?At two o´clock? entstanden, erzählt doch mal etwas dazu.</b>

Zuerst ist da ein Riff, ein Stück von einem Lied. Das entsteht im Kopf eines der Bass- oder Gitarrenspieler und wird im Proberaum vorgespielt. Dann drucksen die anderen Bandmitglieder rum, wenn es scheiße ist, oder jubeln, wenn es gut ist. Anschließend wird das eine Riff durch andere ergänzt und im Proberaum zusammengebastelt. Danach kommt ein Text drauf. Anschließend heißt es: Proben, proben, proben! Im Detail ist das recht kompliziert und dauert so seine Zeit, soll ja auch gut werden!

<b>Ihr hattet ja ein paar Probleme mit eurem Studio, was ist passiert? Und wie habt ihr das verarbeitet?</b>

Ja, so eine dusselige Geschichte. Die Aufnahmen sollten am Donnerstag um zwei Uhr nachmittags im ?Rekorder? Studio in Hamburg mir Gregor Hennig starten. Drei Tage vorher kommt der Anruf, es hätte im Studio gebrannt und die Stromversorgung wäre in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Aufnahmen sind deshalb im ?Tank-Records? Studio in Luthe mit Marc Dörge entstanden. Eine Woche später war das Studio in Hamburg wieder fit und wir konnten mit Gregor die Sachen mischen.
Der Schock war für uns zuerst sehr groß. Im Endeffekt ist die Erfahrung aber sehr positiv, mit unterschiedlichen Tontechnikern Aufnahme und Mischung zu machen. Dadurch bekam ?At Two O?Clock? den speziellen Sound.

<b>Habt ihr diese Probleme auch in eure Platte einfließen lassen, vom Titel mal abgesehen?</b>

Nein, als es klar war, dass wir im Tank aufnehmen konnten, war es eigentlich kein Problem mehr. Außerdem war die Zeitspanne zu kurz, um noch textlich oder songtechnisch darauf einzugehen.

<b>Wo seht ihr selber die Unterschiede zwischen ?Information fallen to rock bottom? und ?At two o`clock?? Was habt ihr diesmal verändert und anders gemacht, was habt ihr beibehalten, weil es vielleicht letztes Mal schon gut gelaufen ist?</b>

Die Unterschiede liegen in der prinzipiellen Herangehensweise. Auf der ?Information Fallen To Rock? sind die Lieder innerhalb von zwei Jahren nach und nach entstanden. Bei der neuen ?At Two O?Clock? haben wir uns einen Zeitraum gesetzt in dem wir keinerlei Konzerte spielten und nur an dem Album gearbeitet haben. Dadurch konnten wir dieses Mal Perkussion und Samples ganz gezielt einfließen lassen.
Beibehalten haben wir mir Gregor Hennig den Tontechniker und unsere gute Laune bei den Aufnahmen.

<b>Ihr seid ja aus Hannover, beeinflusst euch diese Stadt oder die Musikszene dort in euren Texten oder eurer Musik? Oder was ist euch im generellen so wichtig für Musik und Texte?</b>

Die Musikszene beeinflusst uns genauso wie jede andere Musik auch. Es lassen sich auch keine textlichen Zusammenhänge mit der Stadt ausmachen. Aber natürlich gebe ich Dir Recht, dass hat Hannover mit seinen zahlreichen und qualitativ hochwertigen Bands maßgeblich zur Entwicklung des Hardcores in Europa beigetragen hat.

<b>Wie beurteilt ihr das Schubladendenken in der Musik und im Hardcorebereich im Besonderen? Wo würdet ihr euch und eure Musik so einordnen?</b>

Ich finde es gut, dass Du diese Frage stellst. Das Denken in Kategorien verstärkt sich immer mehr. Woran das liegt, kann ich Dir aber auch nicht sagen. Ich finde es nur bedenklich, von vornherein den Versuch zu unternehmen, Musik einzuordnen. Dadurch gerät man schnell in die Gefahr, andere Ideen zu schnell zu beurteilen oder schlicht zu verurteilen.
Zum zweiten Teil Deiner Frage: Wir machen No-School-Hardcore, da wir diese Kategorisierung kategorisch ablehnen!

<b>Wie beurteilt ihr die deutsche Hardcoreszene im Vergleich zu anderen Ländern und wo seht ihr euch da und in 5 Jahren?</b>

Die deutsche Hardcoreszene ist schwer zu beurteilen. Sie ist musikalisch genauso weit gestreut wie inhaltlich. Auf die einzelnen Strömungen möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Generell finde ich die Menschen gut, die durch Konzerte, Fanzines und andere Aktionen die Szene bereichern, Alternativen zum Mainstream erarbeiten und anderen Menschen zugänglich machen.
Im Vergleich zu anderen Ländern kommt es nun konkret auf die Szene in eben diesen an. Wir haben zwar europaweit sehr viele Kontakte, können uns aber nicht als Kenner dieser Szenen bezeichnen. Deshalb wäre eine Aussage dahingehend zu einseitig.
Wir sehen es schon als wichtig an, Musik zu machen, die nicht einfach in die gewohnten Schubladen gesteckt werden kann. Wir sind eine Hardcoreband, PUNKT!
Alles andere geht uns am Arsch vorbei, garantiert.

<b>Was sind eure nächsten Pläne? Was plant ihr neben eurer Tour im Oktober als nächstes?</b>
Die neuen Songs möglichst vielen Menschen zu präsentieren, deshalb startet im Februar eine Europatour.

<b>Wollt ihr noch etwas loswerden?</b>
Startet Aktionen und lasst Euch dabei nicht unterkriegen, also dranbleiben!
Vielen Dank für das Interview!!!

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