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Rock am See

u.a. Marilyn Manson, Die Ärzte, Papa Roach, Clawfinger, Backyard Babies, Mad Caddies, Alien Ant Farm

Konstanz/Bodenseestadion
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Auch in diesem Jahr gelingt es dem Veranstalter KoKo wieder einmal ein spektakuläres Programm zusammenzustellen.

Den Anfang machten Alien Ant Farm und Mad Caddies, die mir aufgrund meiner leicht verspäteten Anreise vergönnt sind. Nach dem Einchecken und einem kurzen Begrüßungstrunk, mache ich mich auch schon auf den Weg in Richtung Bühne um die Backyard Babies aus Schweden nicht zu verpassen. Die Jungs um Sänger Nicke sind bereits seit 1989 dem Rock'n'Roll verschrieben, was scheinbar nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen ist. Gitarrist Dregen sieht wie immer äußerst erholt aus, und zwar so frisch, daß man meinen könnte, er hätte die lange Anreise aus dem Land der Elche zu Fuß bewältigt. Mit dem Opener "I Love To Roll" lassen sie es auch gleich in bester Sleaze Rock-Manier krachen. Der eingängige Refrain dieses Stückes – "Sex, Drugs, Rock'n'Roll"- in dem den typischen Klischees des Rock'n'Roll gefrönt wird, ist natürlich Futter für die Massen und wird lautstark vom Publikum intoniert. In den nun folgenden 50 Minuten lassen die Schweden längst vergessene Zeiten wieder aufleben und feuern eine Stimmungsgranate nach der anderen ab. Die Setliste besteht zum größten Teil aus Stücken der letzten Veröffentlichung "Making enemies is good". Selbst der kleine Kneipenunfall von Bassist Johann, wobei dieser sich das linke Bein lädierte, fällt nicht weiter ins Gewicht. Cool sitzt er auf seinem Case und bearbeitet lässig seinen 4-Saiter. Bei "Star War" übernimmt Gitarrist den Gesangspart und stellt eindrucksvoll unter Beweis, daß auch über ein Goldkehlchen verfügt. Nach "One In A Million" bekommt auch die Polizei ihr Fett weg, da unser allseits geliebter Trachtenverein es gewagt hatte, den Tourbus der Herren zu stoppen und einer ausgiebigen Kontrolle zu unterziehen. Was die wohl gesucht haben? Kräuterzigaretten? In der anschließenden kleinen Publikumseinlage, in der auf Aufforderung von Sänger Nicke die Arbeit der Gesetzeshüter nochmals mit einem "Fuck The Police" gewürdigt wird, geht es mit "The Kids Allright" und dem Titeltrack der letzten Veröffentlichung "Making Enemies Is good" weiter im Programm. Ach, was waren das noch Zeiten! Ich freue mich schon auf die Clubtour im Herbst! Geile Show!

Aufgrund des Ausfalls von The Cult, rutschen Clawfinger kurzfristig ins Programm. In den letzten Jahren war es recht ruhig um die Schweden geworden und ich habe seit dem 97er Blindman's Ball in Stuttgart nichts mehr von den Jungs mitbekommen. Trotz des einsetzenden Regens sorgt man gleich zu Beginn für mächtig Bewegung vor der Bühne. Mit Stücken wie "The Biggest & The Best", "Nigger" und "Two Sides" macht man keine Gefangenen und wird gnadenlos vom Publikum abgefeiert. Selbst die Stücke neueren Datums, wie z.B. "Out To Get Me" oder "Are You Men Enough?" werden dankbar angenommen und zeugen von hoher Qualität. Das abschließende "Do What I Say!" setzt dem Ganzen noch ein Sahnehäubchen auf! Yes, they are back!!! Mir hat noch ein paar Tage später der Nacken geschmerzt. Mit dem bärenstarken neuen Album "A Whole Lot Of Nothing" in petto, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis man die Mitbegründer des Crossovers/New Metal wieder als Headliner in deutschen Hallen sieht. Eine geniale Vorstellung, die keinesfalls mit den Gastauftritten bei der vor kurzem gelaufenen Rammstein-Tour zu vergleichen ist!

Papa Roach braucht man hierzulande wohl Niemanden mehr vorzustellen. Das Quartett aus Amiland ist durch seine zahlreichen Airplay-Einsätze jedem Grundschüler bekannt. Insbesondere bei den Hits "Last Resort" und "Broken Home" ist die Meute vor der Bühne aus dem Häuschen. Einzig der Gesang von Oberschabe Coby trübt ein wenig die Freude, da dieser zuerst im Soundwall untergeht und später unter dem übertriebenen Stageacting des Fronters leidet. Wie bereits an Pfingsten bei Rock am Ring muß ich der Band leider ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Vielleicht täte man gut daran, sich ein wenig mehr auf die Musik zu konzentrieren, anstatt wie von einer giftigen Tarantel gestochen über die Bühne zu hopsen.

Die Ärzte aus Berlin wollen vom Papier her eigentlich nicht so recht in das heutige Billing passen. Nach einer etwas zähen Anfangsphase, in der die Band Stücke neueren Datums präsentiert, geht man nach gut der Hälfte des Sets zu den Klassikern über. Selbstverständlich dürfen hierbei "Ist das Alles", "Zu Spät" oder "Arschloch" nicht fehlen. Nach "Westerland" verabschiedet sich Farin und wünscht noch viel Spaß mit "dem Blassen", der "doch gar nicht so böse sei". Mir persönlich hätte die letzte halbe Stunde gereicht. Außerdem ging mir das ständige Herumgefasel auf die Nüsse. Tschüss und auf Wiedersehn!

Im Vorfeld gab es um den Auftritt von Marilyn Manson viele Diskussionen. Doch allen Unkenrufen zu Trotze, ist der Meister des schlechten Geschmacks angetreten. Marilyn Manson und seine Band haben offenbar einen guten Tag erwischt und zelebrieren eine Show, an der es nichts auszusetzen gibt. Natürlich wirken die Amis durch ihr äußeres Erscheinungsbild recht skurril, doch so richtig geschockt wirkt keiner der gut 15000 Anwesenden. Unterstützt von einem Licht- und Schattenspiel werden die Stücke gekonnt in Szene gesetzt. Wobei die Mitstreiter Mansons wie Marionetten wirken und autistisch ihre Instrumente bearbeiten. Einzig Keyboarder M.W. Gacy bricht aus der Lethargie aus und versucht, seinem auf einer überdimensionalen Feder geschraubten Keyboard, jede Menge schräge Töne zu entlocken, erinnert mich an meine ersten Versuche mit meiner neuen Bontempi-Heimorgel an Weinachten '83. Mit vollem Körpereinsatz wippt dieser mit seinem Instrument in alle möglichen Richtungen, da würde selbst der gute alte Jon Lord (Deep Purple) vor Neid erblassen. Das gelegentlich deshalb auch auf Tonkonserven vom kleinen Japaner mit dem Namen Sony zurückgegriffen werden muß, bleibt wohl niemanden verborgen. Die Begleiter haben jedoch zumeist nur die Rolle des Statisten inne, den der Fürst der Entrüstung stielt allen die Show. Ob auf Stelzen mit Cowboyhut stolzierend oder als überdimensionaler Priester, Marilyn zieht alle Blicke auf sich. Bei der Auswahl der Songs geht man auf Nummer sicher, was auch nicht sonderlich schwer fallen dürfte, da man auf jede Menge Hits zurückgreifen kann. Wovon ich mit "Beautiful People", "The Dope Show" oder "Sweet Dreams (Are Made Of This") nur einige aufzählen möchte. Einzig der berühmt und berüchtigte Funke mag nicht so recht zum Publikum rüberspringen, was wohl auch an der relativ kühlen Inszenierung liegen dürfte. Ich persönlich habe nur die Cheerleader bei "The Fight Song" vermißt. In den gut 75 Minuten wurde dem Zuschauer Unterhaltung pur geboten, wobei ich mir zeitweise schon wie auf einem Betriebsausflug in der Geisterbahn vorkam.

Ein rundum gelungene Veranstaltung, trotz des schlechten Wetters. Wobei mein besonderer Dank an KoKo-Tours und den zahlreichen Sponsoren gilt, die für eine angenehme Atmosphäre und eine umfangreiche Verpflegung gesorgt haben. Bis zum nächsten Jahr.

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