Okay, fassen wir kurz zusammen. Standstill? Kenn' ich nicht. Aber alle sagen, die seien genial. Vor Kurzem dann spielen Standstill in Hannover, am selben Abend aber auch die Guano Apes in Braunschweig und da ich von meinem Arbeitgeber gebeten wurde, dort Fotos für deren Homepage zu machen, tat ich dieses. Auf dem Weg dorthin geistert ein etwas älterer Visions – Sampler durch mein CD taugliches Autoradio. Da war er: Track 3. Ein Song, der mich unglaublich aus den Socken haute, wie es in diesem Maße selten einer Band gelint. Ein wenig wie At the Drive In, angereichert mit weit nach vorne preschenden Schreiparts. Unglaublich. Dann der Blick aufs Cover, Track 3 suchen… Standstill! Oh nein! Fahre ich also tatsächlich zu den miesen Guano Apes, während diese wunderbare Band nur wenige Kilometer entfernt ein Gastspiel gibt. Und jetzt diese EP.
The latest Kiss überrascht, beginnt mit einem Akustiksong, wie für gemütliche Abende am Lagerfeuer gemacht, der keine Hardcorewurzeln mehr durchscheinen lässt. Und die Spanier ziehen ihr Ding durch, lassen den Stecker draussen, fünf Songs unplugged. Allerdings zeigt bereits der bekanntermassen dem ersten Song folgende zweite, wie experimentell die Band an das ganze heran geht. Alles andere als massentauglich, auf keinen vorbeifahrenden Zug aufspringend, sondern 120% innovativ. Nach dem ersten Durchlauf, dem ersten Setzen und schließlich beim zweiten Hören, fängt diese EP an, zu gefallen – wenn man sich darauf einlässt. Denn egal, was man vorher erwartet hat: diese Erwartungen werden sicher enttäuscht, so etwas war nicht vorhersehbar. Und macht genau das eine solche CD nicht zu einem ehrlichem Kunstwerk, welches man voll und ganz ernst nehmen sollte? Ich denke schon.
