Wir erinnern uns kurz zurück: vor gut zwei Jahren erschien mit "Tell All Your Friends" das Debutalbum der Amerikaner TAKING BACK SUNDAY, mit welchem ihnen kurzer Hand Tür und Tor zu den Herzen der weltweiten Emo-Jugend offen stand. Kein alternativer Discoabend kommt seither mehr ohne mindestens einen Smash-Hit der melodiösen Krächz-Sänger aus. TAKING BACK SUNDAY polarisierten mit ihrem Debut: Emo for the masses – mehr und mehr Genre-Kumpanen zogen nach und nicht wenige hatten plötzlich Major-Verträge im Nacken.
Im Juli 2004 ist es soweit und der Zweitling "Where you want to be" erscheint – nach einigen Auflösungsgerüchten und Wechseln in der Bandbesetzung – erneut über Victory Records. Unüberhörbar die deutlich fettere Produktion, entstanden unter Federführung von Lou Giordano (Millencolin u.a.). Fast schon etwas zu viel des Guten: "Where You whant to be" wirkt um einiges schwammiger als sein klar klingender Vorgänger.
Ebenfalls markant der deutliche Schritt Richtung "Pop", den TBS hier getan haben. Das Songwriting wirkt wesentlich besser aufeinander abgestimmt, Ecken und Kanten muss man mit der Lupe suchen und geschrien wird auch nicht mehr so halsbrecherisch wie auf "Tell All Your Friends".
Entstanden sind dadurch so großartige Pop-Songs wie "Number Five With A Bullet", welche den Emo-Kids die Tränen in die Augen treiben werden, denn: das Spiel mit Melodien und zwei gegensätzlichen Gesängen beherrschen TBS nach wie vor hervorragend.
Hier und dort schleichen sich dann auch noch dezent Klavier oder Geigen mit ein, wie beim balladesken "New American Classic", dem wohl ruhigsten Stück der Platte. Wirklich Druck gemacht wird betont seltener, wie beim zwischen mid- und up-Tempo schwebenden "The Union" oder dem nach "typisch TBS" klingenden Opener "Set Phasers To Stun". Letztlich findet sich auch der eine oder andere tanzbare Hit auf diesem Silberling, wenn auch nicht in solch dominierender Präsenz wie auf dem Debut. Gut möglich, dass sich DJs oder das Disco-Volk hier ihre Erwartungen ein wenig enttäuscht sehen.
Ich betone es erneut: "Where you want to be" ist ein Pop-Album geworden – und zwar ein großartiges!