Goldene Zeiten im Hause Warner? Mit My Chemical Romance kommt der neuste Clou aus den Staaten. Konnten sich die Herren vor gut zwei Jahren in Europa ihre ersten Sporen verdienen, so befinden sie sich mit ihrem zweiten Album in einer unglaublichen Situation: Eine restlos ausverkaufte Tour und allerorts Lobeshymnen bis der Arzt kommt. Sie treffen genau ins Knochenmark derer, die sich Bands wie The Used, Finch oder Thursday auf die Fahne schreiben.
Das Jahr 2005 wird sicherlich von My Chemical Romance geprägt sein. Also Bühne frei?.
Es ist schon ein kleines Büffet, was im Backstage Bereich des Kölner Prime Club aufgetischt wurde. Neben etlichen Tuben Senf, Ketchup und derartigem Zeug lag recht viel Süßes auf dem Tisch.
<b> Kennt ihr überhaupt die ganzen Süßigkeiten auch in den Staaten? </b>
Gerard: Nee, eigentlich nicht. Ich finde die Super Dickmann aber ziemlich klasse.
Frank: Die sind hier ziemlich beliebt, oder? Lustiger Name: Super DICK-Maaannn
<b> Klar, Dickmanns mag jeder. Wie sieht es mit Kinder Schokolade aus? </b>
Frank: I like Kinder-Egg (Überraschungseier). Alleine wegen des Spielzeugs liebe ich sie. Wie auch Haribo, was wir in den Staaten nicht haben. Davon kann man gleich ne ganze Tüte weg drücken.
<b> Was war euer erster Gedanke, als ihr hörtet, dass die Show heute Abend restlos ausverkauft ist? </b>
Frank: Ich war richtig überrascht.
Gerard: Yeah!
Frank: Wir haben vor zwei Jahren unsere erste Europa-Show hier in diesem Club gespielt, damals zusammen mit The Used. Ich kann mich daran erinnern, dass die Show nicht ausverkauft war. Jetzt nach zwei Jahren sind WIR alleine auf Tour und bekommen den Laden voll. Das ist echt cool.
Gerard: Man bekommt es doch mit, was hier in Deutschland so geht und man erzählte uns schon, dass wir momentan sehr gefragt sind. Die Kids mögen unsere Musik und werden sicherlich auch eine gute Show von uns geboten bekommen.
<b> Seid ihr nervös? </b>
Beide: Noch nicht! (lachen)
<b> Ihr sagtet es bereits, dass ihr das zweite Mal hier in Deutschland seid. Es gibt viele Stimmen die sagen, dass ihr ?The Next Big Thing? nach The Used 2003 und Billy Talent 2004. Was haltet ihr selbst davon? </b>
Frank: Ich denke, dass dazu viel Glück gehört.
Gerard: Wenn es so ist, fühlt es sich nicht schlecht an. Ich spüre keinen Druck, der uns jetzt belastet, so wie wir jetzt gehandelt werden. Wir sind eine Band, die an sich gearbeitet und entsprechend weiterentwickelt hat. Wenn das Ergebnis dieser Arbeit der gleiche Erfolg sein soll, den The Used oder Billy Talent in den letzten Monaten hatten, nehmen wir es an und verweigern uns nicht dieser Entwicklung.
<b> Ist es denn ein Zufall, dass alle Bands auf Warner Music sind? </b>
Gerard: Schon etwas komisch. (lacht)
Frank: Offensichtlich scheint es so, dass sie gute Arbeit machen. Sie wissen genau, wie man mit Bands wie The Used, Billy Talent, Taking Back Sunday und Green Day umgehen muss, um Erfolg zu haben.
<b> Taking Back Sunday auf Warner Music? Das ist mir aber jetzt ganz neu. </b>
Frank: JA! Sie haben dort unterschrieben.
Gerard: Wichtig für den Erfolg dieser Bands ist, dass das Label nicht in deren Arbeit funkt. All diese Bands besitzen ihre Freiheiten, um genau das zu machen, wonach ihnen gerade ist. Das war in den letzten Jahren nicht immer so der Fall. Es ist aber wichtig, dass man Freiräume lässt. Denn kreative Menschen kann man nicht in ein Korsett zwängen. Das war auch ein Grund, warum wir uns für Warner entschieden haben. Sie gaben uns das Vertrauen, das wir wollten. So war für uns klar, dass wir dort genau das wiederfinden, was uns wichtig ist.
<b> Wer euer neues Album ?Three Cheers For Sweet Revenge? hört, wird sicherlich, so wie ich, begeistert sein. Wie waren denn die Aufnahmen zu diesem Album? </b>
Gerard: Danke, dass es dir gefällt.
Frank: Die Aufnahmen sind echt super gelaufen.
Gerard: Sie waren schmerzfrei.
<b> Schmerzfrei? </b>
Gerard: Ja, wenn man so will. Das Label und unser Produzent haben uns super unterstützt. Die Art und Weise, wie wir arbeiten und aufnehmen konnten, war fantastisch. Wir hatten genügend Zeit für eine Pre-Production und verbrachten etliche Zeit mit unserem Produzenten. Wir konnten so lange an den Songs feilen bis sie perfekt waren. Alleine die Zeit für die Pre-Production belief sich auf fast 3 Monate.
Frank: Gerade wenn man im Studio ist, bekommt man unglaubliche Möglichkeiten an seinem Sound zu experimentieren. Wenn man dann an die Aufnahmen zu ?Brought You My Bullets? denkt, liegen da wirklich Welten dazwischen. Damals diese Low-Budget-Produktion und dann dieses Perfekte. Ich hab jede Sekunde im Studio genossen.
<b> Verspürt man bei solch einem Umfeld keinen Druck? Auch nicht für sich selbst? </b>
Frank: Es gab keinen Druck von außerhalb. Der einzige Druck, den wir spürten, war unser eigener Druck. Wir als Band müssen ja mit dem zufrieden sein, was wir machen. Wenn das nicht stimmt, dann macht das alles keinen Sinn.
<b> Wo sieht ihr eurer Geheimnis, dass fünf individuelle Personen es schaffen, ihren kreativen Output so zu fokussieren, um solch eine energiereiche Platte zu machen? </b>
Frank: Ich glaube, dass es kein Zufall war, dass wir uns als Band gefunden haben. Sieh es als eine Art Schicksal, das uns zusammen gebracht hat. Wir verstehen uns alle super und wissen genau, was um uns passiert. Wir ziehen alle an einem Strang und das gibt jedem von uns das gegenseitige Vertrauen, was enorm wichtig ist.
Ich denke, dass das der Boden ist, auf den wir setzen und entsprechend zusammen arbeiten. Es gibt da kein Geheimnis. Wir haben uns einen Plan gemacht. Am Anfang waren es kleine Schritte und je mehr wir diese kleinen Schritte gegangen sind, umso mehr dachten wir darüber nach, uns neue Ziele zu setzen. Wir bauten uns selbst kontinuierlich auf. Demnach wird alles untereinander besprochen und entwickelt. Gerade dass wir so offen zueinander sind, ist, wenn man so will, das Geheimnis. Obwohl es Blödsinn ist, es als ein Geheimnis zu titulieren.
<b> Für wie wichtig empfindet ihr Merchandising? </b>
Frank: Merch ist sehr wichtig für Bands, wie wir es sind. Sie sind eine wichtige Einnahme, die uns überleben lässt. Trotz Major-Deals verdienen wir unser Geld bei den Live-Shows. Und Merch ist ein Bestandteil eines jeden Konzertes. Es ist dann natürlich ein hervorragender Support für uns, wenn die Leute Shirts mit unserem Namen tragen. Dadurch steigt der Bekanntheitsgrad und die Neugier der anderen.
<b> Gerard, du hast mal als Animationszeichner gearbeitet, nicht wahr? </b>
Gerard: Ja das stimmt. Das ist aber schon lange her.
<b> Also hast du in der Vergangenheit selbst T-Shirts kreiert? </b>
Gerard: Ja, dass habe ich. Ich finde es wichtig, dass Shirts und auch die Booklets der Alben ein schönes Design haben. Es gehört doch irgendwie alles zusammen und schließt das Gesamtbild besser ein.
<b> Könnt ihr etwas mit dem Begriff Dark-Emo anfangen? </b>
Gerard: Nee. Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Nennt man so unseren Stil? Welche Bands sind denn da noch betroffen?
<b> AFI oder Alkaline Trio. </b>
Gerard: Man hat uns mal als Goth-Punk bezeichnet. Das find ich ziemlich witzig. Nee, man hat uns sogar als Goth-Punk-Gang bezeichnet. Goth-Punk-Gang My Chemical Romance.
Frank: Der Begriff ?Gang? ist echt scheiße. Wir haben uns noch nie als eine Art Gang gefühlt. Wir sind eine Band und es entspricht absolut nicht dem Verhalten einer Gang. Manchmal ist es echt komisch wie man plötzlich beschrieben wird. Auch Dark-Emo finde ich sehr seltsam. (lacht)
<b> Habt ihr einen Tag im Jahr, an dem ihr besonders gerne spielt? </b>
Frank: Halloween!
Gerard: An Halloween hat Frank nämlich Geburtstag. Es gibt keinen schöneren Tag. Alle sind verkleidet und es herrscht diese Gruselstimmung.
Frank: Sich verkleiden ist cool, ich mag das sehr. Ihr habt doch auch so was wo sich alle verkleiden. K-Ka-Kar Karneval???
<b> Öh! Ja. Karneval. Das haben wir nächste Woche. </b>
Frank: Ich dachte das geht seit November.
<b> Ja, schon. Aber man feiert es auf der Straße nur jetzt an einem Wochenende und dann ist auch Schluss damit. </b>
(mat)