Startseite » The Pale Story

The Pale Story

Wer ist eigentlich Pale? Mit dieser Frage eröffnete ich am 5. Oktober unser
Interview mit der Band im Göttinger Juzi. Dem Laden, den die Göttinger NPD laut
Wahlprogramm schließen möchte, doch das nur nebenbei. "Pale ist eine Emomodband aus der Nähe von Aachen" antwortet mir Sänger Holger. Das Problem ist der Band
bekannt: Irgendwo den Namen mal gehört, vielleicht mal das Video auf VIVA2
gesehen. Aber sonst?!

Zur Information: Pale kommen wie gesagt aus Aachen und haben sich dort vor
sechs Jahren in der aktuellen Formation zusammen gefunden. "Wir kennen uns
schon ewig und haben auch schon vorher zusammen Musik gemacht", erzählt Holger
und nach einiger Überlegung fügt Bassist Hilli hinzu, das es am Jahresanfang
war, bei irgend jemand auf dem Geburtstag. Also eine ganz normale Band, nicht
irgendwie zusammengewürfelt oder bei Popstars gecastet. Und diese ganz normale
Band macht nebenbei auch noch verdammt nette Musik.
Bis heute sind in den sechs Jahren vier Platten bei rausgekommen, das
interessanteste Werk dürfte bislang wohl die aktuelle Scheibe razzmatazz sein,
ein sog. Konzeptalbum. Hierbei stehen die Texte aller Songs in direktem
Zusammenhang und erzählen eine Geschichte. Hauptdarsteller ist ein junger Mann
namens Israel, welcher einem auch schon auf dem Cover mehr oder weniger in die
Augen schaut. "Israel ist ein Kumpel von uns aus Barcelona", erzählt Holger,
während wir in dem etwas herunter gekommenen aber netten Backstangeraum ein
2Rock – Video anschauen. Als man Israel im Urlaub besuchte, wurden ein paar
Fotos von ihm für das Cover der geplanten CD geschossen. Als Fotograf betätigte
sich damals Holger himself – auf die Idee, ein Konzeptalbum über Israels
Geschichte zu komponieren, kam er aber erst später.
In der erzählten Geschichte mit dem Untertitel "a boy, a story and a beat"
kehrt der 20-jährige Israel nach 1 1/2 Jahren in seine Heimatstadt zurück und
stellt fest, dass er mit ehemaligen Freunden und seiner Familie nicht mehr viel
gemeinsam hat. Alles, was ihm noch bleibt, ist seine Musik und – wie sollte es
bei einer Band, die das Kürzel Emo im Musikstil prangen hat auch anders sein –
in Mädchen Namens Anna.
"Die Texte beschreiben nicht nur die Handlung, sondern auch das ganze Umfeld,
was drumrum passiert", stellt Holger fest und fügt hinzu, dass Rund 40% aus dem
wahren Leben gegriffen seien. Der Rest, Produkt seiner Phantasie.
Pale-Bassist Hilli erzählt uns noch, dass die Geschichte ein offenes Ende hat.
Eigentlich hatte man noch eine EP geplant, die das ganze auflöst, aber
irgendwie ist die Geschichte dann wohl im Sande verlaufen, somit bleibt das
Finale der Story den imaginären Fähigkeiten der Hörer überlassen.
Wie dem auch sei, jedenfalls haben sie es mit diesem Album auf Platz 1 der
2Rock Charts geschafft, die Single Teenage Heaven lief Anfang des Jahres in der
VIVA2 – Sendung mit Moderator Nils Neumann. Und genau dieser ist der Schlüssel
zum ganzen, denn eigentlich hatten Pale mit diesem Erfolg gar nicht gerechnet,
wie Hilli erzählt. "Wir haben das da in der Hoffnung hingeschickt, dass sie es
vielleicht ein oder zwei Mal spielen. Dann bekamen wir eines Abends den Anruf,
dass unser Video als Neuvorstellung gezeigt wurde. Da waren wir total
überrascht". Wie sich herausstellte, kannte 2Rock-Nils das Album wohl schon
vorher und schaffte die Vorraussetzung für die Erstplatzierung des Videos.
Im Backstageraum ist die im Hintergrund laufende 2Rock-Sendung mittlerweile zu
Ende. Jetzt kommt Supreme mit uralten HipHop-Videos. Beiläufig regt sich Holger
darüber auf, was Leute wie Eminem für eine Scheiße aus der schwarzen
Jugendkultur HipHop gemacht haben.
Auch wir wechseln das Thema und kommen auf den Bandnamen zu sprechen. Einmal
heisst es da schlicht Pale und dann wieder The Pale Four, so auch auf den
einfach aber ansprechend gestalteten Tourplakaten. Der Grund für diese
Unterschiede erscheint simpel: "Ursprünglich hießen wir Pale" erklärt
Holger, "es gibt nur sehr viele Bands, die so heissen." Einleuchtend, dass man
sich von denen unterscheiden möchte. Aber irgendwie ist man eben doch
noch 'nur' Pale, benutzt The Pale Four nur als Pseudonym.
Ob nun Pale oder The Pale Four, jedenfalls hat die Band aus Aachen dieses Jahr
auch auf dem Ringfest gespielt. "Das war aber gar nicht unser Ding", erinnert
sich Holger mit einem zweifelnden Ausdruck im Gesicht. "Die habebn da 90 Bands
an zwei Tagen durchgeknüppelt", ergänzt irgendjemand aus dem Hintergrund. Ein
straffer Zeitplan, der dazu geführt hat, dass Pale nach drei Songs und 10
Minuten die Bühne schon wieder verlassen mussten. "Das war mal eine Erfahrung
für uns, mehr aber auch nicht" meint Hilli noch dazu.
Wesentlich besser hat's den Jungs offensichtlich auf dem Immergut-Festival in
Neustrelitz gefallen. Lockere Organisation und eben kein Veranstalter, der die
ganze Zeit mit dem Zeigefinger hinter einem steht. Bereits zwei Mal standen
Pale dort auf der Bühne und wenn's nach ihnen geht, werden sie dort nächstes
Jahr wohl auch wieder stehen. Schließlich war das bis jetzt das dickste Event
für die Band und wie uns irgend jemand noch enthusiastisch zuruft, hat man
schließlich das Fußballspiel gegen Miles mit 1:0 gewonnen.
Was kann man sonst noch alles von Pale erwarten? Für's erste ein wirklich
nettes Video mit Gitarristen Christian als "bad guy", mit ein wenig Glück ein
Interview auf MTV anlässlich des MTV BrandNeu – Konzerts mit den Donots am
25.10. in Hannover. Letztendlich ein neues Album im nächsten März, nach eigenen
Angaben ein völlig anderes, wo man sich vom Emo abgrenzen und mehr eigene
Einflüsse mit einbringen möchte. Man darf also gespannt sein, was die Jungs aus
Aachen in nächster Zeit noch alles auf die Beine stellen werden. Von uns aus
alles Gute!

Wir freuen uns über deinen Kommentar: