To Do oder to DoNot

Die Donots unterwegs im Rahmen der MTV brand:neu Tour. Das letzte Konzert aus dieser Reihe: Hannover, Capitol. Alles mach einen sehr durchorganisierten Eindruck. Wir hatten einen festen Termin und genau eine halbe Stunde für unser Interview. Überall laufen wichtige Menschen mit Walkietalkies durch die Gegend. Einer von uns bringt uns dann zur Band.
Dort war es dann sehr schnell vorbei mit der professionellen Organisation, die Donots wussten noch nicht einmal von unserem Interview und es störte folglich auch niemanden wirklich, dass wir fast eine halbe Stunde zu spät waren. Plötzlich wirkt alles sehr locker, keine Walkietalkies mehr, nur noch viele nette Menschen, die uns gegenüber sehr zuvorkommend waren. Letztendlich nimmt die Band zsammen mit uns in der erstbesten Ecke platz und wir fangen bei einem Bierchen an, über den bisherigen Verlauf der Tour zu plaudern.

Mainstage: Ihr seid ja die letzten Tage mit der MTV Brandneu Tour unterwegs gewesen. Wie war's denn bisher?

Guido: War ganz lustig. Gestern Abend war sehr anstrengend, ich fühl' mich dementsprechend scheiße. Ansonsten… joa, war sehr lustig.

Eike: Müchen war erwartungsgemäß sehr bescheiden…

Ingo: Plus Milzbrand-Alarm! Also das zieht ja auch noch mal ein paar Leute ab.

Mainstage: Wie? Auf dem Konzert?

Ingo: Ne ne, aber irgendwo in der Umgebung am Nachmittag, das hat sich dann wohl auch noch nachdrücklich auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt.

Alex: Aber z.B. Leipzig gestern war unglaublich! Köln war unglaublich, Hamburg war auch super! Na gut das war'n ja eigentlich auch schon alle.

Eike: Es gab ja eigentlich nur fünf Konzerte und davon waren drei schon richtig geil.

Mainstage: Wieviele Leute waren jeweils so da?

Eike: Köln waren knapp 800… sonst München waren so 350, Hamburg waren auch so 300 – 400, schätze ich…

Alex: Ne also Hamburg, da waren sogar etwas über 500 glaub' ich…

Eike: Dann gestern waren 350, das war aber ausverkauft, weil das ein kleinerer Laden war, da wurden dann auch Leute wieder nach Hause geschickt.

Alex: Heute bin ich gespannt, weil der Laden hier so riesengroß ist.

Mainstage: Was habt ihr bisher im Vorverkauf verkauft für heute?

Ingo: Es gab keinen Vorverkauf! Aber wir haben dann einfach über unsere Homepage so "Schwarz-vorverkauf" gemacht. Da haben wir halt so geschrieben 150 Stück pro Konzert, aber im Prinzip konnte sich da glaub ich jeder, der wollte, registrieren lassen.

Eike: Konnte man sich halt so vormerken lassen. Aber insgesamt ist die Tour so'n bisschen schlecht promoted und beworben, also fast keiner weiß überhaupt, wann das jetzt eigentlich stattfinden sollte, weil's einfach in irgendwelchen Tageszeitungen und so gar nicht erwähnt wurde. Klar gab's die Spots auf MTV, aber z.B. hängen auch kaum Plakate.

Ingo: Also die üblichen Wege wie z.B. Presse oder Plakatierung war'n ein bisschen mager, wahrscheinlich hat man sich aroganter Weise gedacht 'Ach was soll's, wir machen doch den Fernsehspot, da brauchen wir das nicht'. Aber das is ja eigentlich quatsch…

Mainstage: Und wie kam's dazu? Habt ihr MTV angesprochen oder…

Ingo: Das war so 'ne beiderseitige Idee glaub ich…

Eike: Also wir wollten im Herbst halt ein bisschen auf Tour gehen und MTV wollte halt die brandneu-Tour machen und so ist dann das eine zum anderen gekommen irgendwie…

Ingo: Und dann habe n wir halt gesagt "Jut, wir machen die ganze Sache", für'n Zehner is das ja auch mehr als OK für vier Bands pro Abend. Und dann ham' wir noch gesagt, unter der Prämisse, dass wir eine Band, die uns gut gefällt, jeweils mitbuchen können für den Abend. Da haben wir dann eben Pale heute dabei, gestern Beatsteaks, in Hamburg waren Kettcar dabei… die waren super! Köln waren Uncle Ho…

Eike: Also alles so junge deutsche Bands, die wir auch supegeil finden

Mainstage: Und steckt da noch irgend eine besondere Idee dahinter. Brandneu – Newcomer…. oder so?

Eike: Die eine Band die mit ist, Freitag heisst die, die hat diesen brandneu-Newcomer-Preis gewonnen und dürfen eben deswegen auf der Tour mitfahren. Ansonsten wird das halt von den ganzen Sponsoren präsentiert, die eben auch die Sendung da im Fernsehen präsentieren.

Der treue Donots-Fan hat sich sicher so seine Sorgen gemacht in letzter Zeit. Ein Konzert musste man abbrechen, danach wurde man wochenlang gebeten, dem Ingo keine E-Mails mehr zu schicken, er lag im Krankenhaus. Was war los?

Ingo: Letztendlich habe ich wohl mehrere Sachen auf einmal gehabt. Ein großer Teil íst wohl auf den vielen Streß zurückzuführen, den ich in letzter Zeit hatte. Dann hatte ich noch 'ne Virusinfektion dazu und noch ein paar ausgerenkte Wirbel an der Wirbelsäule und das alles zusammen hat dazu geführt…

Guido: …dass er vier oder fünf Wochen die Drogen nicht mehr vertragen hat…

Ingo: Jaja, ich musste das ganze Zeug dann eben verdünnen und aus der Schnabeltasse trinken, das war schon ganz schön scheiße… aber zumindest unsere Geldwäschereigeschäfte sind noch weitergelaufen, denn da ging's ja schon um ziemlich große Beträge…
Naja jedenfalls lag ich dann fünf Wochen nur in dem Bettchen, weil ich halt auch nicht aufstehen konnte und mir die ganze Zeit schwindelig war. Deswegen mussten wir auch eine Show abbrechen, die wir in Österreich gespielt hatten. Also die Konzerte jetzt sind eigentlich relativ gut gelaufen, ich bin zwar noch nicht 100%ig wieder aufm Damm, aber es geht langsam. Ich war natürlich höllisch aufgeregt vor der Show in München, ob das alles klappen würde, weil das das erste Konzert war und ich natürlich Schiß hatte, dass das wiederkommem würde, aber hat alles ganz gut geklappt.

Erster Eindruck: Boah sind die nett! Auf dem Boden geblieben und keine Spur von Starallyren. Trotzdem möchten wir ein Statement der Band zu Sellout-Vorwürfen machen, die man ab und zu mal hört. Sind die Donots in?

Mainstage: Also die nächste Frage bitte nicht irgendwie falsch verstehen…

Alex: … ich schlag sofort in dein Gesicht…

Eike: Also mit dem Bandnamen war das so…

Mainstage: Also… Wenn man bei euren Konzerten die Zahnspangen der Groupies zählt und dann Liveausschnitte von euch bei VIVA sieht, könnte man fast den Eindruck bekommen, dass ihr auf dem Weg zur Teenie-Band seit. Euer Statement?

Ingo: Das ist ja nicht was. was nur uns betrifft, das ist ja bei absolut jeder Band so… Egal ob's jetzt die Beatsteaks sind, die mit den Ärzten zusammen spielen, dann geht's sofort im Gästebuch hoch her, dass die Leute sagen "Was seit ihr denn für ne Band, dass ihr mit so ner Teenieband zusammen spielt". Oder nimm… nimm egal welche Band! Natürlich, wenn du irgendwie auf so Musikkanälen läufst, spricht es halt alle Leute an, die's sehen, und wenn's denen gefällt, dann kommen die halt auch eventuell. Und dann stehen natürlich auch ganz vorne die ganzen kleinen Mädchen…

Eike: Die sehen ja hinten auch nichts!

Alex: Also ich seh das so, dass da ein gewisser Prozentsatz dabei ist, weil das ganze grad im Fernsehn läuft und cool ist, denen die Musik vielleicht nicht so viel bedeutet. Die sind halt ganz einfach da weil alle hingehn und weil sie einfach mal Leute aus der Nähe sehen wollen, die im Fernsehen waren. Aber das ist ganz sicher nur ein verschwindent geringer Pozentsatz glaub ich, und wenn die ganzen Videos erstmal durchgelaufen sind, ist das Interesse bei denen auch vorbei und die werden sich wieder auf etwas anderes stürzen.
Andererseits finde ich es ernsthaft respektabel, wenn sich da.. naja lass es vielleicht 13 – 14 jährige sein, die sich ernsthaft dann schon so eine Musik reinziehn, anstatt sich O-Town oder so eine Scheiße anzuhören.

Ingo: Vielleicht in dem Sinne, dass wir eher so 'ne Einstiegsband sind Wie meintetwegen auch Green Day waren oder sind, oder Blink oder Offspring…

Mainstage: Bei mir war's Offspring…

Eike: Bei mir hat's dann auch angefangen mit Lagwagon und so…

Ingo: Ja siehste, durch irgendwas kommt man eben drauf.

Na also. Die Donots haben mit kommerziellem Ausverkauf nichts am Hut, das weiss ich spätestens seit der Show bei Rock am Ring, wo die Band neben der Bühne Merchandise zu annehmbaren Preisen verkauft hat. Einfach aus Mitleid mit den Fans, die sonst auf dem Festivalgelände knappe 50 Mark für ein T-Shirt hätten abdrücken müssen. Respekt!
Und auch ansonsten ist den Donots der Kontakt zu ihren Fans wichtig. Sei es virtuell oder nach Konzerten – der Kontakt wird gepflegt, so gut es geht.

Mainstage: Wieviele E-Mails bekommt ihr denn so?

Ingo: Also bei mir ist es teilweise richtig richtig heftig, dass dann auch schon Mal so 70 bis 100 sind pro Tag, aber ich hab bis neulich auch wirklich ganz akribisch geschrieben und jede verdammte einzelne Mail beantwortet. Aber das sind halt auch so Sachen, die ich jetzt einfach nicht mehr machen kann, seitdem ich da diesen Streßoverload hatte. Ich kann natürlich nicht alle Mails ganz ausführlich beantworten, aber ich probiere schon, mir alle durchzulesen und dann auch Kontakte zu pflegen.
Auf Konzerten triffst du halt auch viele Leute. Ich halte also auch nichts davon, wenn man sich die ganze Zeit Backstage verschanzt und dann für die Fans die ganze Zeit nicht da bist, das finde ich total assi.

Derzeit läuft das Video zu "Room With A View" auf den Musikkanälen. Hierbei handelt es sich um den Soundtrack zum Film "Swimming Pool", der in Prag gedreht wurde. Und auch das Musikvideo entstand vor Ort in Prag, der Stadt, wo das Bier so billig ist. Der zweite Film, mit dem die Donots derzeit in Verbindung stehen, ist "Engel und Joe". Dort durften sie sogar – wenn auch in äußerst begrenztem Umfang – ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen.

Ingo: Wir sind gefragt worden, ob wir Bock hätten, am Soundtrack mitzuarbeiten und da kamen halt zwei Filmangebote, wo wir dann gesagt haben "Was soll's, machen wir auf jeden Fall", weil wir Soundtrack schon immer 'ne ganz spannende Geschichte fanden.
Room With A View haben wir ja jetzt nicht extra dafür geschrieben, das war ja auf dem Album drauf, aber der Song hat zu dem Konzept ganz gut gepasst und so ist es halt gekommen, dass die gesagt haben "Hier, habt ihr nicht Bock, den Song als Titelsong beizusteuern", worauf wir dann natürlich gleich gesagt haben "Na klar". Wir sind dann auch noch in Prag an den Originalschauplätzen gewesen, um das Video zu drehen. Und wenn man fürn Video-Dreh dann auch noch für übbe nach Prag fliegen kann, dann gibt man sich da natürlich auch die Kante.
Aber hat echt Spaß gemacht. Von Abends 6 bis morgens um 7 stramm am Stück gewesen ohne zu pennen und wir sahen dann auch echt übel aus hinterher, aber das ging.
Der andere Fillm, der letze Woche gerade angelaufen ist, heisst "Engel und Joe". Eine Verfilmung von einer Sterndokumentation über so'n Punkerpärchen, die so Drogenhölle und den ganzen Kram mitgemacht haben, quasi das, was man so als Klischee betrachtet, aber das, was halt wirklich so der normale Werdegang ist. In dem Film spielen wir auch nicht wirklich mit, wir sind halt im Hintergrund in einer Szene irgendwo zu sehen, wo so'n illegales Konzert in einer Lagerhalle aufgezogen wird. Da spielen wir dann "Backstabbing" im Hintergrund und Alex verteilt vorher noch Flyer für das Konzert, das war's dann aber auch schon.

Anfang 2001 erschien der Longplayer Poketrock in Deutschland und brachte den Donots eine Welle von Erfolgen, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Pocketrock schlug quasi ein wie eine Bombe, ob das nächste Album daran anknüpfen kann, wird sich zeigen. Erscheinen soll es im nächsten Jahr, offiziell im Frühjahr, doch daran zweifelt Ingo noch:

Ingo: Wir gehen im Dezember und Januar wieder ins Studio und nehmen auf, wieder in Hannover und wieder mit unserem Produzenten Fabio. Derzeit schreiben wir noch wie blöde an neuen Songs, ich hab die ganze die ganze Zeit noch so graue Songgerüste auf Minidisc aufm Ohr und hör mir die die ganze Zeit an und versuche halt, irgendwelche Texte und Gesänge zusammenzubasteln. Aber wann das Album letztendlich rauskommt… ich schätze mal irgendwann im Sommer oder so.

Mainstage: Und was wird sich dann auf eurem neuen Album alles verändern?

Guido: Ein paar Lieder treten mehr Arsch, weil sie leiser sind, runder im Gesang, vielleicht 'n bisschen Rauher in gewissen Angelenheiten. Ein paar Lieder treten mehr Arsch, ein paar sind wieder total poppig… also es ist schon von jedem ein bisschen was dabei, aber insgesamt ist glaube ich ein bisschen mehr Kelle hinter.

Ingo: Ich glaub, es wird von allem noch so'n bisschen mehr. Wenn auf der Pocketrock schon poppige Lieder drauf waren, dann sind hier sehr poppige dabei. Und wenn auf der vorigen Platte schon schnellere Lieder dabei sind, sind hier halt welche, die noch mehr Kelle geben. Also von allem ein bisschen mehr. Ein Song ist auch dabei, der klingt bis jetzt wie von Neil Young.

Neil Young. Die Donots gehen in die Extreme. Doch bis dahin wird noch einiges an Zeit und Arbeit investiert werden müssen. Man darf also gespannt sein und vor allem darf man warten, schließlich wird es in nächster Zeit wohl ruhig werden um die Band. Keine neuen Videos, erstmal keine neue Tour… aber letztendlich dann das neue Album – und da freue ich mich drauf!

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