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Verse – Rebuild

VERSE sind eine dieser Bands, die ich an dieser Stelle uneingeschränkt jedem empfehlen kann, der auch nur annähernd daran denkt auf die Frage nach seiner favoritisierten Musikrichtung das Wort Hardcore in den Mund zu nehmen. Auf der aktuellen Veröffentlichung ?Rebuild? (Rival Records) beweisen sie eindrucksvoll, wie man Hardcore spielt.

Grob könnte man die fünf Amerikaner in die AMERICAN NIGHTMARE / GIVE UP THE GHOST Schublade stecken, aber das würde ihnen nicht gerecht. Zu gut ist das Dargebotene, zu wütend die Texte, zu mitreißend das treibende Schlagzeug, zu gezielt die Gitarrenarbeit insbesondere in den melodiösen Teilen und die Crew Parts sind verdammt noch mal viel zu eingängig und fett, als dass man sie vergessen oder als pures Plagiat abtun könnte!!

Das Intro des Titeltracks erinnert an die seligen UNBROKEN, kurz darauf geht aber der klassische Power Hardcore der Boston Schule los und zeigt, wer momentan Herrscher im Ring ist. Schnelle Strophen, im Midtempo gehaltene Crew Parts, kurze Breaks und schon ist es wieder vorbei, nach genau 1:38 Minuten.
Man wird direkt entlassen in den ersten großen Hit des Albums ?Tear down these Walls?, die wiederkehrende Chorus Zeile wird von einem dermaßen fetten Chor geschrieen, dass einem das Blut in den Adern gefriert ? auch dieser Song geht nur 1:40. So soll es sein, keine Sekunde ist zu viel und mit Sicherheit auch keine zu wenig.
So könnte man jetzt beliebig mit jedem Song weitermachen. Auf ?Rebuild? sind elf Kracher erster Kajüte enthalten, die jedem der sein Herz noch nicht gegen eine HATEBREED Platte eingetauscht hat, dazu bringen sollten lautstark vor der heimischen Anlage Fingerpointend die Crew Parts mit zu shouten.
Textlich bewegt sich das ganze auf einem sehr hohen, kämpferischen Niveau. Es geht um den Zustand der Szene, Sell Out, Modeerscheinungen innerhalb des Hardcore, Glorifizierung von Musikern, usw. und das alles auf einem sehr persönlichen Level. Der Gesang ist extrem wütend, mitreißend, kämpferisch und voller Verzweiflung, man hört in jeder Sekunde die volle Hingabe zur Musik heraus. Es gibt also doch noch Menschen, denen die ganze Sache was bedeutet und die dafür was tun und bereit sind etwas dafür aufzugeben.
Das ist keine platte Hardcore Prolligkeit, Zeilen wie ?Just because of differences we are beaten and bruised, but in the end we will all lose? (Searching) spiegeln keine oberflächliche Tough Guy Mentalität wieder sondern geben eine klare Absage an Gewalt.
Musikalisch handelt es sich bei VERSE in erster Linie um schnell gespielten Hardcore mit teilweise schönen gegensätzlichen Gitarrenmelodien, die dem ganzen die emotionale Tiefe geben, durch die das herzzerreißende Geschrei erst die richtige Grundlage erhält um einem wirklich nahe zu gehen.
Die in jedem Song vorhandenen Crew Parts unterstreichen die Integrität der Band und sorgen live bestimmt für eine großartige Stimmung.
Alles in allem ist ?Rebuild? eine der besten Platten, die ich in der letzten Zeit in die Finger bekommen habe. Mich bewegt diese Platte wesentlich mehr als vieles, was momentan unter dem Titel emotionaler Hardcore veröffentlicht wird und das ohne irgendwelchen Gesangs-Schnick-Schnack. Zumal die Texte auch tausendmal besser, ehrlicher und integrer sind als die der Konkurrenz.
Das ist Hardcore wie er sein sollte: Laut, kraftvoll, emotional, kämpferisch und mit dem Gespür für kleine, feine Melodien und große, fette Crew Parts.
Spätestens mit der nächsten Platte werden VERSE in aller Munde sein und beweisen, dass man moderne Hardcore Musik auch ohne Metal-Gitarren und Emo-Sing-Sang spielen und trotzdem Menschen berühren kann.
Absolute Kaufempfehlung.

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