Aavikko ist eine dreiköpfige Band aus Finnland. Sie machen schon seit über 10 Jahren Musik. Aktuell touren sie auch durch Deutschland und da wir die Tour präsentieren, dachten wir, dass es schön wäre, mit den Finnen ein paar Worte zur Musik zu wechseln. Am 06. Oktober, vor dem Konzert im Hamburger Uebel&Gefährlich, trafen wir uns mit Tomi Leppänen, Tomi Kosonen und Paul Graf Staufenbiel zum Gespräch.
Eure Tour durch Deutschland beginnt heute hier in Hamburg. Was erwartet ihr euch von den Konzerten?
Tomi L: Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Wir haben das letzte Mal vor vier Jahren hier in Deutschland getourt.
Tomi K: Vermutlich hat uns inzwischen jeder vergessen. Die Leute, die uns damals gehört haben, sind inzwischen ja auch älter geworden. Wahrscheinlich haben wir heute eine ganz andere Generation vor uns stehen. Das Publikum wechselt sich aus.
Auf der Bühne habt ihr immer das gleiche Outfit an, das dem von Soldaten ähnelt. Ist es euch wichtig, dass auch euer Äußeres zur Musik passt?
Paul: Ja, auf jeden Fall.
Tomi K: Das hat ja auch was mit verkleiden zu tun, was wir sehr gern mögen.
Tomi L: Privat laufen wir natürlich alle wie Amy Winehouse rum, aber auf der Bühne hat man es dann gern konkreter. Es ist für die Leute einfacher, dann zuzuhören, als wenn sie noch die ganze Zeit Outfits der Band begutachten müssen. Und wir müssen uns nicht jeden Abend Gedanken machen, was wir anziehen. So ist es also für beide Seiten einfacher.
Das Besondere an euren Liveshows ist, dass alles live gespielt wird, nichts kommt vom Computer.
Tomi L: Ja, das stimmt schon. Das einzige, was wir in die Richtung haben, ist ein Sequenzer. Das ist sozusagen ein „Oldschool-Laptop“. Ich glaube wir sind einfach ein bisschen altmodisch. Auch einen Schlagzeuger zu haben ist für die Musikrichtung, in der wir uns bewegen, nicht unbedingt typisch. Wir machen einfach noch immer das Gleiche wie vor 15 Jahren, als wir angefangen haben, Musik zu machen.
Tomi K: Wir würden uns auch nicht als Electro-Band bezeichnen wollen, sondern mehr als lebendiges Entertainmentprogramm.
Paul: Wir finden es zudem schöner, Keyboard zu spielen als an Laptops rumzufrickeln. Tomi K. hat zehn Jahre damit verbracht, Pianomusik zu studieren. Da würde es einem dann schwer fallen, rüber zu wechseln. Wir haben einfach gar kein Interesse an „ach so coolen“ Laptops. Uns genügt, was wir können.
Ich hab mir euer Making Of zum neuen Album „Novo Atlantis“ bei Youtube angesehen. Und da wirkt es so, als ob ihr euch ins Studio begebt und dann kommen die Ideen erst zu euch. Oder täuscht das und ihr habt einen wirklichen Plan, bevor ihr ins Studio geht?
Tomi L: Es ist ziemlich frei arrangiert, das ist richtig. Die Anordnung der Sounds und in welche Richtung wir überhaupt gehen wollen, fällt uns meist erst im Studio ein.
Tomi K: Wir beginnen mit dem Original, tüfteln ewig daran herum, nur um dann doch wieder aufs Original zurückzukommen.
Tomi L: Ja, so läuft das meistens. Nehmen wir mal an, wir hätten 99 Presets. Dann gehen wir alle Presets fein säuberlich bis zur 99 durch, nur um festzustellen, dass die Nummer 0 doch eigentlich echt das Beste war.
Tomi K: Das sind dann meiste Piano und Streichinstrumente, auf die wir zurückfallen.
Ihr macht nun auch schon seit 1996 zusammen Musik. Da kam euer erstes Album raus. Denkt ihr, dass sich eure Herangehensweise an Musik seitdem verändert hat?
Tomi K: Es bleibt immer gleich. Wir tüfteln noch immer mit Presets herum. Es gefällt uns einfach so, wie es klingt, daher tauschen wir ja auch selten unsere Instrumente aus.
Paul: Aber unser Umfeld hat sich ein wenig geändert.
Ihr seid berühmter jetzt…!
Paul: Nicht wirklich, aber natürlich verändert sich der Geschmack der Zuhörer.
Tomi K: Wir machen immer das Gleiche, also drehen wir uns mit der Musik in einem Kreis. Manchmal sind wir mehr angesagt, manchmal weniger. Ich denke, derzeit befindet sich die Musikwelt in einem ziemlichen Wandel. in 10 Jahren wird elektronische Musik noch viel trendiger sein, als sie es derzeit ist. Und nochmal 10 Jahre später kann unsere Musik für die Welt wieder vollkommen uninteressant sein. Wir bleiben immer gleich, aber die Welt befindet sich in einem stetigen Wandel. Manchmal passen wir hinein, manchmal nicht.
Paul [lacht]: Meistens passen wir nicht.
Euer Bandname Aavikko bedeutet ins Deutsche übersetzt „Wüste“. Wie kam es dazu, dass ihr euch so benannt habt?
Paul: Das flog uns so zu.
Tomi K: Es ist ein finnisches Wort, dass häufig benutzt wird, speziell von großen Dichtern. Kommt fast in jedem Gedicht vor. Viele Gedichte in Finnland enden sogar auf „Aavikko„.
Tomi L: Und es gibt einen finnischen Sänger, der Aavikko mit Nachnamen heißt, den wir sehr mögen. Es ist einfach ein schönes Wort, das eine tolle Intonation hat.
Eine letzte Frage: Ihr klingt so spacig, ihr kommt doch eigentlich nicht aus Finnland, sondern aus dem Weltraum, oder?
Paul: Im Geiste stammen wir daher, ja.
Tomi K: Interessant zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass der Ort, aus dem wir kommen, Siilinjärvi, derjenige mit den meisten Ufo-Sichtungen per Jahr ist. 50 im Jahr, oder so. Das wäre also auch eine Connection.
Tomi L: Zudem liegt die Stadt mitten in Finnland. Wenn man an schwarze Löcher denkt… Riskant!
Vielen Dank fürs Interview.
Tomi L: Danke!