Mit vierzehn war ich auf meinem ersten kleinen Clubkonzert. Nachdem ich die großen Hallen bereits hinter mir hatte (Lenny Kravitz und die Backstreet Boys. Oha!), hieß es herauszufinden, was man denn so alles für weniger Geld haben kann. Also gingen meine Freunde und ich auf ein Konzert von 4Lyn, weil wir die Band auf Viva gesehen hatten und die Musik irgendwie ganz cool fanden. Die Vorband von 4Lyn war Andthewinneris, welche damals noch fleißig Lieder von Sugar Ray coverten. Wie ich diese Tatsache berurteilen soll, weiß ich bis heute nicht ganz, aber die jungen Burschen setzten mit diesem Konzert große Begeisterung und eine Art Tradition in Gang. 4Lyn wurden zum Glück relativ schnell wieder vergessen, ATWI-Konzerte haben wir aber noch Jahre danach in regelmäßigen Abständen in unterschiedlichsten Städten besucht. Nach dem Konzert im Dezember 2004 brach diese Tradition jedoch aus unerklärlichen Gründen ab. Und da dies eher ein Versehen als gewollt war, haben wir es dieses Jahr mal wieder geschafft die Band live zu sehen. Anbei natürlich die große Spannung, ob die Herren würden halten können, was uns unsere rosige Erinnerung versprach.
Anlass der Veranstaltung im Chéz Heinz war ein alljährliches Konzert im Dezember, das ATWI mit befreundeten Bands veranstalten. Dieses Jahr waren Kju: aus Hannover und Jack Rose aus Hildesheim mit von der Partie.
Den Anfang machten die noch relativ jungen Jack Rose. Der Laden war bereits recht gut gefüllt und die Stimmung im Allgemeinen sehr fröhlich, wenn auch das Publikum sich nicht bequemen konnte, die große Lücke vor der Bühne zu schließen und mehr zu machen als vielleicht mit dem Kopf zu wippen. Die Jungs auf der Bühne haben sich jedenfalls sichtlich viel Mühe gegeben eine gute Show abzuliefern, während ich mir die ganze Zeit die Frage stellte, ob ihr Bandname eine Anlehnung and den Film Titanic sein soll.
Irgendwann tauchten dann zwei Typen rechts und links von der Bühne auf, die mit Lamettakanonen versuchten eine Art Pyroshow auf die Beine zu stellen, was aber nicht so ganz funktionieren wollte, da die eine Kanone nicht explodiert ist, und der große Effekt demnach leider verloren ging. Was soll’s, der Wille zählt.
Im Anschluss standen Kju: auf der Bühne. Klar, diese Herren sind in weiten Kreisen gut bekannt und trotzdem blieb eine große Stimmungssteigerung zunächst aus. Wer weiß warum, denn der Auftritt war wirklich nicht schlecht. Immerhin hat das Publikum die Lücke vor der Bühne verkleinert und die Aufmerksamkeit der breiten Masse schien nun auch um einiges größer zu sein.
Die Stimmung auf der Bühne war ziemlich gut, was sich vor allem in dem breiten Grinsen des Drummers widerspiegelte. Der Mann hat das tatsächlich durchgängig höchst überzeugend durchgehalten. Wie man es von kju: bereits gewohnt war, traten hier laute Musik, immer wieder das Geschrei des Sängers und recht eingängige Melodien aufeinander und die Folge aus all dem war ein gelungener Auftritt. Wer von der Band nun noch mehr haben will, kann sich ja im Januar das neue Album kaufen, wie man nun von den Werbeflyern weiß, die einem förmlich um die Ohren geschmissen wurden.
Zu guter letzt waren natürlich ATWI an der Reihe. Es schien als sei das Publikum in Feierlaune und plötzlich auch vom Pogo begeistert, was vorher erstaunlicher Weise ausblieb. Nun hieß es also aufpassen in welche sichere Ecke man sich stellt.
Ich glaube, es trug nahezu jeder in dem Raum ein breites Lachen im Gesicht, denn was die Band da abgeliefert hat, war so, wie man es wohl schon immer von ihnen kannte. Es hat sich im Vergleich zu früher eigentlich nichts geändert, außer der Liederabfolge vielleicht. Und das ist vollkommen gut so. Weil diese Shows einfach nie langweilig werden. Die fünf Herren stecken da offensichtlich immer viel Energie rein und toben so fröhlich über die Bühne, dass man als Zuschauer stets auf seine Kosten kommt.
Genauso muss man aber auch darauf achten, dass man nicht Ollis Mikro mit voller Wucht an den Kopf gehauen bekommt, wenn er es am Kabel so locker durch die Luft schleudert. Auf der alten Bandhomepage nannten sie das seinen ,,Special Move’’, wenn ich mich recht erinnere.
Außerdem schlich sich bei mir der Gedanke ein, dass Olli sein Englisch im Laufe der Zeit ein wenig verbessert hat. Gut.
Unter den zwei laut eingeforderten Zugaben spielten die Herren überraschender Weise ,,The Fastest Song We’ve Ever Written Played Slow’’ oder auch ,,Metalites – Satelightz’’, wie sie es so liebevoll auf ihrer Setlist nennen. Wie oft wir damals auf ihren Konzerten vergeblich auf dieses Lied gewartet hatten und nun war es wider Erwartens so weit. Zwar in einer deutlich schnelleren Version als auf der ,,No Need To Worry, She Is Already Dead’’ EP, aber hey, auch so hatte es seinen Reiz.
Insgesamt war das hier eine fabelhafte Show! Die Erinnerungen von früher bestätigt und wer weiß, vielleicht sieht man die Band ja noch in zehn Jahren genauso spielfreudig auf deutschen und internationalen Bühnen. Lustig wäre es allemal.
Fotos von dem Konzert gibt es hier!