Hier spricht der Titel für sich. Ein Remix-Album, wie man es passender nicht vorfinden könnte. Eingeteilt in zwei CDs remixed einmal Apparat selbst und wird auf der anderen Seite geremixed. „Things To Be Frickled“ – Ein Album für Freunde und von Freunden. Und das Ergebnis könnte vielschichtiger und atmosphärischer kaum klingen!
Schon die Aufmachung dieses Albums ist toll gemacht. Um die Titel zu lesen, muss man die CD drehen und wenden und selbst das Booklet erscheint auf den ersten Blick nur eine wirre Aneinanderreihung von Buchstaben zu sein. Beim genaueren Hinsehen werden dort aber nochmal alle Künstler erwähnt, die an dem Album mitgewirkt haben. Und das dann so kreativ wie möglich: Die Namen nur angerissen durch Fotografien von den einzelnen Buchstaben, stets schwarz auf hellbraunem Hintergund. Sieht schick aus, kann man nicht anders sagen.
Doch genug zum Äußeren, kommen wir mal zum Wesentlichen: Der Musik. Wer Apparat kennt, der erinnert sich nur zu gerne an das Vorgängeralbum Walls aus dem letzten Jahr. Auch Alben wie Multifunktionsebene und Duplex waren ein Genuss für die Ohren, aber Walls hat das Projekt Apparat einfach nochmal auf eine höhere Ebene gehoben. Die vorher größtenteils sphärisch-elektronische Musik wurde greifbarer und das Album beinhaltete richtige Popsongs. Um nur mal Arcadia zu nennen. Das hatte schon Radiohead-Charakter!
Nun also eine Remixplatte. Auf CD 1 remixed Apparat selber. Beruhigt legt man die CD in den Player, der gute Sascha Ring weiß schließlich, was er tut. Und das Ergebnis lässt sich wie erwartet hören. Auch wenn er sich keine kleinen Songs ausgesucht hat. Er legte zum Beispiel Hand an Shine Shine von BoysNoize. Ursprünglich ein BoysNoize-typischer bassintensiver Dance-Track, so lässt Apparat es eher ruhig angehen. Anfänglich! Der Song steigert sich selbst immer mehr hoch und dieses repetetive Geknarze lässt einen dann auch nicht mehr los. Auch sehr gelungen ist der Apparat Ibiza Remix von Fractales. Hier remixed Apparat sich selber! War Fractales auf Walls noch in Part 1 und Part 2 eingeteilt, so werden hier beide Teile verschmolzen und aufgewertet. Und das Attribut „Ibiza“ kommt auch nicht von ungefähr. Beim Hören sehnt man sich wirklich nach der weiten Ferne und die 5 Minuten träumt man sich auch gerne mal davon. Schöner Song. Welchen Titel man auch noch erwähnen sollte: Let Your Love Grow. Ein Song von Moderat, dem Projekt von Modeselektor (die spätestens seit der aktuellen Fettes Brot-Single Bettina, zieh dir bitte etwas an jedem etwas sagen müssten) und Apparat und hier von Apparat selbst in einer Live-Version neu aufgelegt. Meine Güte! Der Anfang dieses Songs ist so gigantisch. Da schleicht sich langsam ein Sound an, nur um dann bei Sekunde 14 zischenderweise laut auszubrechen. Das muss man gehört haben, in Stereo, auf Kopfhörer, bitte. Großartig! Auch die restlichen 5 Minuten dieses Lieds sind nicht zu verachten. Aber was soll man auch erwarten, wenn Apparat und Modeselektor zusammen etwas machen.
Kommen wir zu CD 2, Apparat wird geremixed. Vorsichtig betrachtet man die Tracklist – Und ist erleichtert! Die Finger wurden von Limelight gelassen. Ein Titel von Walls und einfach so perfekt und von Größe, da wäre jeder Remix daneben gehauen, egal, wie gut der Künstler auch ist. Die Titel, die geremixed wurden, sind die Poppigsten von Apparat. Holdon und Arcadia ist gleich mehrmals vertreten, auch Hailin From the Edge. Begeistert hört man jetzt also in den Modeselektor-Remix von Holdon und ist davon dann leider etwas enttäuscht. Das Feeling des Ursprungstracks ist fast gänzlich verlorengegangen, Modeselektor haben lediglich Saschas wunderschönen Gesang durch eine Art murrende Monsterstimme ersetzt. Musste das denn sein? Das ist irgendwo ziemlich daneben. Nun gut, man erhofft sich noch bessere Titel. Monolake remixen Steinholz von der Duplex. Und das klingt wirklich sehr schön! Erinnert in Teilen bereits an Pantha Du Prince, sehr räumliche Klangwelten, die sich hier aufbauen. Auch BoysNoize haben einen Remix beigesteuert, zu dem Song Arcadia. Eine Hand wäscht die Andere. Und man ist überrascht, von BoysNoize hätte man jetzt knallharten Electro erwartet. Die haben Arcadia aber nochmal eine Spur ruhiger gestaltet, als es im Original war. Ungewöhnlich für die Band, aber echt schön anzuhören, der Gesang toll verschlüsselt. Auch noch erwähnenswert ist ein Remix vom Lied Hailin From The Edge, da hat nämlich das Projekt Shrubbn!! dran gewerkelt. Der Name mag zwar witzig sein, aber die Namen die dahinterstecken sind keine Kleinen: T.Raumschmiere und Schieres. Und das Ergebnis lässt sich hören. Der Gesang wurde so wie er ist beibehalten, nur dumpfer. Die Musik dazu hämmernd, aber nicht laut, sondern melodisch. Klasse geworden.
Allgemein also eine wirklich tolle Angelegenheit, die Idee wurde fantastisch umgesetzt. Wie gesagt: Wir haben es hier nur mit elektronischer Popmusik zu tun. Wie aktuell so oft, das ist ja nichts Neues. ABER: Das hier ist unter Garantie mit das Beste, was man in dem Bereich derzeit zu hören bekommt.
VÖ: „Things To Be Frickled“ erscheint am 04.04.2008 auf Shitkatapult.