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Art Brut – Brilliant!Tragic!

Eddie. Argos. Singt. Naja, zumindest wendet sich der Art Brut-Frontmann auf Brilliant!Tragic! zusehens von eben dem nuschligen Sprechgesang ab, den er über drei Alben kultiviert hat. Das Ergebnis ist anders und doch unverkennbar Art Brut.

Produziert wurde die vierte Platte der Londoner, wie schon der Vorgänger, Art Brut vs. Satan, von Pixies-Frontmann Frank Black. Ob diesem Umstand auch der Sound der Platte geschuldet ist? Der Verdacht liegt nahe, denn der bewährte Art Brut-Sound kann sich einiger Pixies-esquer Einflüsse diesmal wirklich nicht erwehren. Vor allem der Opener „Clever Clever Jazz“ ruft im Chorus mit seinen Gitarren, sowie einem laut werdenden Eddie Argos Doolittle von den Pixies in Erinnerung. Eine Assoziation, die durchaus positiv konnotiert ist, obgleich sie für Art Brut auch einen Vorstoß in unerforschtes Terrain bedeutet.

Die erste Single „Lost Weekend“, schlägt zumindest namentlich den Bogen zu den früheren Werken Art Bruts, denn schon auf dem Debut Bang Bang Rock’n’Roll besang Argos sowohl ein „Good Weekend“, als auch ein „Bad Weekend“. Nur tat er dies damals noch auf die erwähnt gebrabbelte Art und Weise. Hier haucht Argos uns geradezu entgegen: „I’m sorry if I embarrassed you by saying something stupid like ‚I love you'“. Dies klingt anders und neu, ist jedoch geerdet in Eddie Argos‘ typischem Witz, den er beim Beobachten des menschlichen Miteinanders an den Tag legt. ‚Bad Comedian‘ liefert Altbewährtes: Eddie erleidet einen Rückfall in sein altes Geplapper, in welchem er den neuen Lover einer verflossenen Liebe denunziert. Dies tut er in gewohnter Manier gespickt mit (pop-)kulturellen Referenzen: „He dresses like he came free with the NME“ heißt es da unter Anderem über den Nebenbuhler. Im Refrain zeigt sich Argos erneut von einer lauteren Seite, was abermals darauf hinweist, dass man sich vom darin wohl bewanderten Produzenten hat inspirieren lassen.

Bei allem Gerede um die gesanglichen Qualitäten Eddies, lässt es sich eine postmoderne Band wie Art Brut allerdings nicht nehmen, selbst Bezug auf diese neu erworbene Fähigkeit zu nehmen: „I want to be played in the background, while couples drink their wine/ That would be a triumph with a voice like mine“, heißt es dazu in ‚Sexy Sometimes‘. Der ungewohnt ruhige Track lässt zwar die Quirligkeit früherer Art Brut-Songs vermissen, zählt aber trotz, oder gerade wegen der neuen Sanftheit zu den interessanteren Songs des Albums. Ebenso tragen die erwähnt selbst-referenziellen Lyrics zum Gefallen bei.

Thematisch unterscheiden sich die 10 Tracks von Brilliant!Tragic! dezidiert vom Vorgänger, auf welchem es noch um profane Alltagshandlungen, wie Busfahren und Ferienjobs ging. Sexier und tiefgründiger wollten sich Art Brut nach eigenen Aussagen auf diesem Album geben. Da ist natürlich nichts naheliegender, als Songs über Axl Rose oder Argos‘ neuentdeckte Hellseher-Fähigkeiten (‚I Am The Psychic‘) zu schreiben. Aus einer morbiden Laune heraus entlockte er seiner Schreibfeder dann noch einen Song für die eigene Beerdigung. Der Name? „Ice Hockey“! Klar.

Daran zeigt sich, dass Brilliant!Tragic!, bei allem Ausprobieren der neuen Stimmgewalt (ahem…), im Kern noch immer unverkennbar Art Brut ist. Dennoch handelt es sich nicht um ein tadelloses Album. Dass beispielsweise der schwächste Song „Is Dog Eared“ mit über sechs Minuten auch gleich der längste des Longplayers sein muss, stößt auf Unverständnis.

Und doch gelingt es Art Brut ungeachtet der im Opener postulierten Ansage „Stop shouting, play what you know!“ ihrer Musik mit funktionierenden Neuerungen frischen Wind einzuhauchen — der Rest ist Altbewährtes. Art Brut eben.

Wer die Jungs Live erleben möchte, hat dazu in den kommenden Wochen die Möglichkeit! Die Tourdaten findet ihr unter dem untenstehenden Link.

 


Art Brut – „Brilliant!Tragic!“ erscheint am 20. Mai 2011 über Cooking Vinyl.  

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