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Audrey – Visible Forms

Audrey - Visible FormsWenn man zwei Wochen lang einem einzigen Album den Großteil seiner Aufmerksamkeit geschenkt hat, dann kann dies zweierlei Auswirkungen haben. Entweder hängt einem das Album danach aufs Übelste zu den Ohren heraus oder man erinnert sich nach einer vielleicht zweitägigen Hörpause wieder daran, warum es so viel Aufmerksamkeit verdient hat und warum es diese auch weiterhin verdienen wird.
Audrey legen einem mit ihrer neuesten Veröffentlichung eine Musik ins Ohr, die einem in diesem ganzen Schul-/ Arbeits- oder auch Weihnachtsstress die Ruhe und Schönheit in den Alltag zurück bringt. Eine Aufforderung sich zurück zu lehnen, durchzuatmen und die Eindrücke des Tages Revue passieren zu lassen. Dabei wird einem ganz warm ums Herz und deswegen gehört ,,Visible Forms’’ zu genau den Alben, wegen denen man auch noch mittags im Bett liegen bleibt. Weil man es bis zur letzten Sekunde durchhören muss, obwohl man jeden Ton schon auswendig kennt und die Zeit im Zweifelsfall viel zu knapp ist, da einen der stressige Alltag stets durch die Gegend scheucht.

Die vier Schwedinnen lassen hier eine besondere Sehnsucht entstehen. Eine Sehnsucht nach Ferne, Weite und Schönheit, die sich in der klanglichen Tiefe dieser Musik widerspiegelt und dabei von einer unglaublichen Traurigkeit und Hoffnung begleitet wird. Was hier zusammen kommt sind ein elfengleicher Gesang, Streichinstrumente, Bläser, Piano, ein wahrlich schöner Gitarrensound und letztendlich der zögernde Snareschlag, der den breiten Soundteppich gekonnt abrundet.

In gewisser Weise passen die Damen mit der Atmosphäre, die sie schon von erster Sekunde an mit dem Opener (die Singleauskopplung ,,Mecklenburg’’) des Albums erzeugen, sehr gut nach Schweden, zu der dortigen Stimmung und erinnern dabei hin und wieder an andere Bands aus ihrer Heimat wie z.B. Logh, September Malevolence oder auch Low (die allerdings aus Minnesota stammen). Gleichzeitig verlieren sie aber keineswegs ihren eigenständigen Sound.

Diese Musik führt mir eine Erinnerung an Schweden vor Augen, wie ich früher immer in einem leckenden Holzboot auf dem See trieb, den leichten Regen auf der Haut spürte, dem Nebel zusah wie er über der Wasseroberfläche schwebte und den Duft der umliegenden Nadelwälder roch, wie sich dieser mit dem Ausdruck der weiten und einsam wirkenden Landschaft vermischte. Das soll heißen, eine emotionale Bindung zu diesen Liedern konnte bei mir einfach nicht ausbleiben und ich denke, dass es bei anderen vermutlich nicht anders aussehen wird. Auch, wenn sich diese Bindung von Person zu Person anders darstellen mag.

Wüsste man es nicht besser, würde man wohl kaum erahnen, dass es sich bei diesem von Paul Bothén (Kristofer Åström, The Bear Quartet) produzierten Stück um ein Debütalbum handelt. Zwar ist vorher schon eine selbstbetitelte EP erschienen, aber dieses Werk von Audrey klingt so ausgereift und anmutig und kann diese großen Gefühle hervorrufen, dass man schon äußerst gespannt sein muss, was die Damen in Zukunft noch alles abliefern werden! Besser kann es kaum noch kommen. Bravo!

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