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Björk – Biophilia

Im Vorfeld wurde fleißig über „Biophilia“ diskutiert. Es wurde darüber gesprochen, dass es iPad-Apps zu jedem der Songs gibt und dass Björk Workshops anbietet, in denen sie die Apps vorstellt. Doch was bei dem ganzen Hype fast vergessen wurde: „Biophilia“ ist vor allem ein neues Studioalbum von Björk. Das kann man hören, ganz ohne technischen Schnickschnack. Und das haben wir gemacht.

Die Isländerin hat nie großen Wert darauf gelegt, eingängige Musik zu machen. Sie ist viel mehr eine Klangkünstlerin, das war schon immer so. Aber bei „Biophilia“ treibt sie das Konzept der musikalischen Freiheit auf die Spitze. Die beiden vorab präsentierten Songs „Moon“ und vor allem „Crystalline“ sind dabei als wahre Meisterwerke entstanden. Letzterer arbeitet mit einem gewaltigen Feingefühl für faszinierende Melodien und baut zum Ende hin rasante Breakbeats mit ein. Sie singt von wachsenden Kristallen und die Musik verbildlicht dies. Das ist beeindruckend und ein wahres Erlebnis!

Doch leider kann das Album nicht auf voller Länge überzeugen. Die restlichen Songs plätschern vor sich hin und lassen keinen Anhaltspunkt zu. Man fühlt sich als Hörer ein wenig allein gelassen in diesen Klangwelten. Da kann Björk mit ihrer charakteristischen Stimme noch so gefühlvoll singen, das ändert leider nichts. Es gehen einem viele Gedanken durch den Kopf: Dass diese Platte einfach Zeit braucht oder dass man als Hörer möglicherweise zu doof ist, das alles zu verstehen. Man möchte Björk nicht kritisieren, das liegt in der Natur, dazu schätzt man ihre Musik zu sehr. Doch letzen Endes bleibt ein ernüchterndes Gefühl zurück. Ein Großteil der Songs ist nicht greifbar, wenn nicht sogar nervig. Das ändert sich auch nach mehrmaligem Hören nicht.

Alles in allem hinterlässt „Biophilia“ also gemischte Gefühle. Im einen Moment möchte man jubeln angesichts der Genialität und im nächsten fühlt man sich einfach schrecklich gelangweilt. Natürlich sitzt Björk auf einem hohen Roß und kann sich alles erlauben. Aber Kunst hin oder her, hörbar sollte so ein Album bitte schon sein – auch ohne iPad-App.


VÖ: „Biophilia“ erschien am 07.10.2011 auf Little Indian.

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