Nach ihrem Glanzstück „The Devil And God Are Raging Inside Me“ sind die Mannen von Long Island zurück mit einer Kollektion neuer Songs, deren Essenz den Atem ins Stocken geraten lässt. Wer allerdings der nahe liegenden Auffassung unterliegt, dass „Daisy“ – zu deutsch Gänseblümchen – eine repräsentative Assoziation der Tonkunst ist, muss sich eines anderen belehren lassen. So gradlinig zeigen sich Brand New bekanntlich nicht.
Komplex zeigt sich bereits der eröffnende Song Vices, der anfangs klingt wie eine Aufnahme aus den 20er Jahren. Rauschen, ein leichter dumpfer Schlag und schließlich eine tragende Klavierbegleitung, die die klare Stimme der Sopranistin untermalt. Plötzlich dann dissonante Klänge des Pianos und der unverhoffte Kollektiveinsatz der Band. Dieser Umbruch hat nicht nur das Potential, einen zu Tode zu erschrecken, sondern ist gleichermaßen auch Höhepunkt des Songs, der sich vor allem durch Textwiederholungen, plärrende Gitarren und den Schreikünsten Jesse Laceys auszeichnet.
Deutlich eingängiger und dynamisch hervorragend, präsentiert sich At the Bottom mit seinen düsteren Lyrics und nahezu harmonischer Instrumentation, die an das vergangene Album erinnern vermag.
Das darauf folgende Stück Gasoline ist durch ein drängendes Tempo und eine ausgefallen melodiöse Gesangsstimme geprägt.
Mit You Stole und Daisy befinden sich aber auch ruhiger angelegte Songs auf der Platte. Der namensgebende Titel verbindet viele Elemente, wie beispielsweise Audioaufnahmen oder Schilderungen eines Kindes, zu einer beachtlichen Vielschichtigkeit, welche schlussendlich in einen aussichtsreichen Gedankenfluss mündet.
Well if we take all these things and we bury them fast
And we’ll pray that they turn into seeds, to roots and then grass
It’d be all right, it’s all right, it’d be easier that way
Or if the sky opened up and started pouring rain
Like he knew it was time to start things over again
It’d be all right, it’s all right, it’d be easier that way
Zum Ende gelangt das Album mit dem elften Titel Noro schließlich genauso prunkend wie zu Anfang. Mit einem sechsminütigen musikalischen Vortrag und letztendlich der gleichen Stimme, die auch schon der Einleitung unverkennbaren Charakter verlieh.
Textlich auffallend ist der neue Langspieler zwar allemal, doch kann die Platte mehr mit seinen musikalischen Verspieltheiten glänzen. Verbal ist diese nämlich leider nicht so stark wie gewohnt, was allerdings simplerweise damit zu erklären sein sollte, dass die Lyrics vermehrt von Gitarrist Vinnie Accardi verfasst wurden und nicht wie zuvor überwiegend von Sänger Jesse Lacey. Dennoch ist mit Daisy ein Werk enstanden, mit dem man zwar wachsen muss, um die wahre Größe fassen zu können, dessen Facettenreichtum jedoch von Anfang an mehr als überzeugen kann.
VÖ: Daisy erscheint am 25.09.2009 bei Interscope/Universal.