Conor Oberst hat einen Hang zu ausgefallenen Details, sei es nun der „spectral decoder“, der an die schon längst vergangen scheinenden Kinderjahre und die damit verbundenen Gruselbücher mit gerade solcher Ausstattung erinnert, oder die Einleitung des ersten Songs seiner Platten.Denn gerade diese war auf Bright Eyes Platten immer etwas Besonderes. Seien es nun die Geräusche eines Autoradios bei Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground oder der anfangs hoffnungsvoll wirkende Monolog im Flugzeug bei I’m Wide Awake, It’s Morning. Das soll auch beim neuesten Werk nicht anders sein. Clairaudients (Kill Or Be Killed) beginnt mit einer Frauenstimme, die Wegbeschreibungen erläutert, begleitet von bedrohlich klingendem Surren, das sich immer mehr steigert, bis sich letztlich doch die leisen Rhythmen der Akustikgitarre und schließlich Obersts Stimme durchsetzen.
Würde man die Bright Eyes Diskographie ein wenig gliedern wollen, so wäre Cassadaga durch seine starken Folk- und Countryklänge eher als Nachfolger von I’m Wide Awake, It’s Morning einzustufen, als der des gleichzeitig erschienenen Digital Ash In A Digital Urn. Dass sich die Mitglieder von Bright Eyes bei ihrem neuesten Werk nicht nur auf die treue Akustikgitarre, sondern auch äußerst häufig auf Streicher und ein fröhlich anmutendes Piano verlassen haben, ist ein willkommenes neues Arrangement, das die Lyrics immer auf richtige Art und Weise zu unterstreichen vermeint.
Mit Four Winds, zweiter Song der Platte, wurde definitiv eine gute Wahl für die erste Single getroffen. Dieser findet nämlich unter anderem Unterstützung von Maria Taylor, die selbst gerade erfolgreich auf Solopfaden wandelt, sowie Andy LeMaster, Kopf von Now It’s Overhead. Die beiden geben dem Refrain durch ihre Back-Ups eine furchtbar sympathische Note, die energievoll mit dem gesamten eingängigen Folkcharakter des Songs harmoniert.
Aufmerksame Hörer haben Lieder wie Soul Singer In A Session Band oder I Must Belong Somewhere schon vor dem offiziellen Release des Albums gekannt, denn gerade letzteres war schon seit Ende 2005 ein elementarer Bestandteil jeder Bright Eyes Show.
Bei Make A Plan To Love Me holte sich die Band gleich einen kleinen Frauenchor, um im Hintergrund auf verspielte Art das Liebeslied mit dem unschuldigen Klang der weiblichen Stimmen und den Streichern zu vereinen. Hierbei gefallen vor allem Conors gewohnte Textzeilen, de man als Bright Eyes Hörer sicher nicht missen will.
Cassadaga birgt eine Reife, die man zuvor in diesem Ausmaß bei Bright Eyes noch nicht spüren konnte. Es wirkt weniger verzweifelt, an manchen Stellen aufgrund der Instrumentation gar sorgenfrei. Auch wenn Bright Eyes nun endgültig eine Band ist, ist die Handschrift zuvor veröffentlichter Alben immer noch deutlich auf den dreizehn neuen Tracks erkennbar und das ist auch sehr gut so.
Everything it must belong somewhere
I know that now, that’s why I’m staying here.
Gute Entscheidung, Herr Oberst.
VÖ: 07.04.2007