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Der Ghostwriter

Für ein saftiges Salär soll der britische Ex-Premier Adam Lang in der Einöde eines nord-amerikanischen Eilands seine Memoiren zu Papier bringen. Was zunächst simpel klingt, entpuppt sich alsbald als brisanter Spießrutenlauf, nachdem zunächst Langs langjähriger Vertrauter und Sekretär Mike McAra unter mysteriösen Umständen leblos am Strand aufgefunden wird und der ehemalige Politiker sich der Anklage eines Kriegverbrechertribunals gegenübersieht.

Trotz all dem drängt der Verlag auf eine fristgerechte Veröffentlichung des Manuskripts, um sich das stetig anschwellende Interesse an Langs Person finanziell zu Nutze machen zu können. Ein neuer Ghostwriter, der die Gedanken des vormaligen Staatsmannes aufzeichnen soll, wird gesucht und über Umwege in einem eher politikverdrossenen Emporkömmling gefunden. Noch am selben Tag findet sich dieser in Langs Domizil wieder, das eher einem Hochsicherheitstrakt, als einem ländlichen Rückzugsort gleicht. Zudem erweist sich das zu bearbeitende Pampflet als uninspiriert und sein Gegenüber als jovialer, selbstverliebter Zeitgenosse, der eher an Sport, denn an der Fertigstellung seiner politischen Biographie interessiert zu sein scheint. Das jedoch ist bis dato keinesfalls das einzige Problem: Lang reist nämlich aufgrund der gegen ihn erhobenen Klage in punkto Irak-Krieg nach Washington, um die Unterstützung der ihm wohlgesonnenen US-Regierung zu erbitten. Zurück bleiben der Ghost sowie die Frau des Ex-Premiers Ruth, zwischen denen sich schnell eine delikate Beziehung entwickelt. Außerdem werfen die Verwirrungen rund um McAras Ableben brisante Fragen auf. Immer tiefer dringt der Ghost in die anscheinend intriganten Verflechtungen vor -sowohl politisch als auch familiär- und begibt sich damit selbst in Lebensgefahr, als er die Verbindungen mit dem amerikanischen Geheimdienst C.I.A. erkennt.

Roman Polanski zeichnet mit „Der Ghostwriter“ einen gewohnt düsteren Psycho-Thriller und bedient sich dabei einem hochklassigen Esemble. So interpretiert Ewan McGregor seine Rolle als Ghostwriter, in dem er seinem Kunden, wie er seine Auftraggeber, immerhin der britische Ex-Premier, beharrlich nennt, bezüglich Arroganz mindestens ebenbürtig ist. Pierce Brosnan brilliert in der Rolle des anzüglichen Politikers, der gleichermaßen mit offenkundiger Potenz und unterschwelliger Hilflosigkeit einer für ihn lebensverändernden Anklage gegenüber steht. Olivia Williams verkörpert dessen zynische Frau Ruth, die sich schlussendlich als intrigante Person entpuppt und die politischen Solutionen ihres Ehemannes entscheident manipulierte. „Sex and the City“-Pionierin Cim Catrall agiert als arbeitswütige Assistentin Langs. Kurzauftritte haben James Belushi und Hollywood-Legende Eli Wallach, der trotz seines hohen Alters akribisch an den überwiegend in Deutschland vollzogenen Dreharbeiten teilnahm. Apropos: Gedreht wurde unter anderem auf der Ostsee-Insel Usedom und Sylt.

Die Vorlage für das Drehbuch lieferte Robert Harris, auf dessen Roman „The Ghostwriter“ der gleichnamige Film basiert und dessen Feder auch die Skript-Fassung unter Mitarbeit Polanskis entstammt. Im Zuge der Arbeit an diesem Projekt wurden konstant Parallen zum vormaligen britischen Premier Tony Blair unterstellt, mit dem Harris eine Freundschaftpflegte, die jedoch in die Brüche ging. Als pure Abrechnung will der Schrifsteller sein Werk allerdings nicht verstanden wissen.

„Der Ghostwriter“ ist ein durchweg gut inszenierter Thriller, ohne jedoch gänzlich auf humoristische Anleihen zu verzichten – gerade McGregor in der Rolle des Ghosts lockert durch situativen Witz. Das Zusammenspiel aus imposanten Schauplätzen und der teils dahin fließenden, teils rasanten Handlung vermag seinen übrigen Beitrag zu leisten.

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„Der Ghostwriter“ erscheint am 16. September 2010 in verschiedenen Editionen via ArtHaus.

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