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Foals – Antidotes

antidotes.jpgAls ich vor etwa einem Jahr Urlaub im wunderschönen Irland machte, kam ich in den Genuss des hierzulande längst verschwundenen Musikfernsehen. Jenes zeigte damals das frisch erschienene Video zu Hummer, der ersten Single der fünf Jungs aus Oxford, die den angenehmen Namen Foals tragen. Schon von den ersten Tönen positiv benebelt, hoffte ich, dass es wiederum Menschen geben würde, die dafür sorgen, dass hierzulande mal ein Album erscheint. Dieser Tage ist es soweit: Das Debütwerk Antidotes steht in den hiesigen Regalen und sorgt in allerlei Medien für Furore.

Zurück in Deutschland versuchte ich damals, jedem meiner Freunde von dieser einen Band zu berichten, die mich so schnell begeistern konnte. Des Spaßes halber machte ich sogar den Vorschlag, ein Label zu gründen und jene Herren von der Insel als Zugpferd zu verpflichten. Kühl entgegnete man mir jedoch vielerseits, Geld sei damit sowieso nicht zu verdienen. Groß werde das ganz sicher nicht. Die Tatsache, dass Antidotes inzwischen nahezu auf dem gesamten Planeten zu erwerben ist und bei dem tanzfreudigen Indiepublikum für viel Begeisterung sorgt, wird aber inzwischen selbst den größten Zweifler zum Schweigen gebracht haben.

Antidotes, Gegengift im Plural, beinhaltet elf Songs, die allesamt etwas ganz Eigenes zeigen und doch etwas gemeinsam haben: Kein einziger Akkord ist auf dem Langspieler zu hören. Vielmehr werden die Gitarren von Yannis und Jimmy so hoch wie irgend möglich geschnallt, damit die Finger problemlos über die Saiten über dem 12. Bund gleiten können. Dazu gibt es neben dezenten Synthies und einem gut ergänzenden Bass vor allem das für die gesamte Musik der Band essenzielle Schlagzeug des Jack Bevan, das jeden der elf Songs nach vorne peitscht und die zuhörenden Menschen zu keinem Zeitpunkt still stehen lässt. Dass jener Drummer persönlich lieber Electronica als Indierock hört, ist deutlich zu erkennen. Das kryptische Red Socks Pugie, welches der Planung nach die dritte Single werden soll, beginnt dabei mit an Drum’n’Bass erinnernde Drumpatterns und ist in seiner sonstigen Struktur bezeichnend für das ganze Werk: Tempuswechsel und Spannungsaufbau bis hin zur fast unausstehlich schwitzenden Klimax sind die musikalisch dominierenden Stilmittel. Einzig die aktuelle Single Cassius wirkt unter den elf Liedern als eher geschlossen, gibt es sich doch sehr geradlinig und einheitlich.

Die Stimme des Yannis Philippakis wirkt auf Antidotes eher als ein weiteres Instrument, obgleich er doch sehr wohl etwas zu sagen hat. Doch erweist sich seine Fähigkeit, seine meist sehr vertrackten aber gleichzeitig metaphorischen Texte der Struktur des entsprechenden Songs anzupassen als ein qualitativer Pluspunkt. So kann er es sich erlauben, in manchen Teilen des Albums bestimmte Textzeilen einfach nur immer und immer wiederholend zu schreien. So auch direkt im Opener, The French Open, das Yannis wohlwollend durch die wiederkehrenden Worte Un peu d’air sur la terre eröffnet.

Am Ende steht man verschwitzt und mit geöffnetem Mund vor den Lautsprechern und fragt sich, warum es so lange gedauert hat, bis es eine Band geschafft hat, Elemente typischer Tanzmusik mit höchster Intelligenz in Text und Musik zu verzieren. Und wer dabei sofort an Battles denkt, wird sich wundern, dass die Ähnlichkeit keine allzu große ist.

Schön also, dass ich nicht auf meinen nächsten Inselbesuch warten musste, sondern nun eine entsprechend schön gestaltete CD dieser noch so steigerungsfähigen jungen Band in meinem Regal stehen habe, die ich immer dann einlegen kann, wenn Beine und Tanzherz zu lange still standen.

2 comments

  1. Marcus says:

    Mir geht es genauso. Hab die CD auch vor einigen Tagen gekauft. Echt wundervolle Musik. Und das Review ist auch toll geworden.

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