Vor kurzem erst spielte das isländische Quartett von For a Minor Reflection unter anderem im Vorprogramm von Ólafur Arnalds einige Konzerte in unseren Breiten. Die Begeisterung für die Intensität ihrer Livequalitäten blieb dabei nicht aus. Grund genug für uns, sich näher mit ihrem zweiten Langspieler „Höldum í átt að óreiðu“ zu beschäftigen.
Ein halbwegs frischer Export aus Island also. Bekannte Bands wie Sigur Rós und Musiker wie Ólafur Arnalds und Björk verstärken die gewisse Erwartungshaltung, die man den vier Jungs gegenüber einnimmt. Mit dem Wissen, dass es zu Sigur Rós auch enge verwandtschaftliche Beziehungen gibt und Produzent des self release Scott Hackwith ist, der immerhin schon mit Größen wie den Ramones und Iggy Pop Zeit im Studio verbrachte, steigert die Spannung umso mehr.
Melancholische, manchmal gar beklemmende Klänge sind teilweise auf den zehn Songs zu hören. Doch stellt Höldum í átt að óreiðu keinen expressiv dunklen Fluss dar, sondern findet ab und an eine Gabelung, die in eine fühlbar leuchtendere Natur führt. Das wohl beste Beispiel dafür ist das vierte Lied namens Dansi Dans. Wie der Titel auch ohne ausreichende Isländischkenntnisse schon vermuten lässt, tanzen die heiteren Klaviernoten förmlich um die restliche Instrumentation. Das Quartett weiß die Vielfalt ihrer elektrischen Gitarren zu nutzen und auch mit den Percussions sowie dem Schlagzeug geizen sie nicht. Das zeigt sich auf ihrem fast 15minütigen, dynamisch verstrickten Stück Sjáumst í Virginíu besonders deutlich. Ein ruhiges Ende findet sich schließlich mit dem vergleichsweise sehr kurzen und verhaltenen Séð til lands.
Mit instrumentaler Musik ein wirklich bahnbrechendes Album zu schaffen, ist mit Sicherheit eine extreme Herausforderung. Doch For a Minor Reflection wissen ganz genau, was sie da tun und können damit bestimmt, nicht nur bei uns, sondern vielerorts für Begeisterung sorgen.