Normalerweise verdaut man an einem Ostermontag die Speisen des bereits vorangegangenen Feiertages oder man freut sich einen weiteren Tag über die Wiederaufstehung des Mannes mit den schicken Sandalen aus der Predigerkollektion. Was da nicht so wirklich in das Konzept passt ist ein Konzert der beiden Bands Frau Potz und Love A. Sollte man meinen, aber dann steht man doch an einem Ostermontag vor der eisernen Tür des Aether zu Köln.
Bereits der Bürgersteig vor dem Aether, das ohne jeglichen Hinweis auf Existenz, sowohl an der Tür als auch an der Häuserwand, daherkommt, ist gepflastert mit langen Gesichtern, die einem vor dem Eintreten das „Ist ausverkauft!“ entgegenraunen. Und das obwohl außer bei diversen sozialen Netzwerken keine große Werbung für das Konzert gemacht wurde. Somit wird dann auch der Ablauf des Einlasses zu einer Art Underground-Veranstaltung at its best: Klopfen an die Tür, wird geöffnet, „Ist ausverkauft! Sorry! … Gästeliste? Gut, dann reinkommen.„, Name sagen, Stempel auf die Haut und die Tür fällt wieder ins Schloss, während die langen Gesichter weiterhin auf dem verregneten Bürgersteig stehen.
Gut gefüllt ist die Veranstaltung dann wirklich. Alles aus privater Hand organisiert, auf die Beine gestellt und alles in allem ein Sprung in die alte JUZE-Zeit, nur ohne nervende Betreuer und mit Club Mate auf der Getränkeliste. Im Gegensatz zu der langsam ansteigenden Raumtemperatur ist der Anfang mit Love A dann eher ein wenig verhalten. Allerdings nicht auf Seiten der Band, sondern der des Publikums. Die Jungs, die vor einiger Zeit noch Love Academy hießen, beweisen zwar, dass das Geheimrezept aus der Mischung aus Punk und Indie mit deutschen Texten weiterhin funktioniert und Relevanz hat, aber wenn selbst aus den hinteren Reihen „Mehr Pogo!“ gefordert wird, weil sich wenig tut in diesem Bereich, kann man als Trierer Band noch so sehr mit guter Musik kontern: Da zählt im Endeffekt einzig und allein der Moment, wenn die ersten Töne von Frau Potz den Raum erfüllen.
„Brockenheim“. Da hinten steht sie wieder die Kapuzenpolizei. Doch hier verschränkt keiner die Arme vor der Brust. Vom ersten Moment passiert hier das, worauf man bei Love A vergeblich gewartet hat: Pogo, Bewegung, Aggression, Leidenschaft. Verbildlichter Hype sozusagen und zudem in jeder Phrase, die Felix Schönfuss rausgebrüllt und die vom Publikum entsprechend zurückgeworfen wird. Innerhalb von nur zwei bis drei Liedern rinnt der Schweiß, doch an Ausruhen denkt niemand. Frau Potz spielen sich einmal durch ihr komplettes Album. Als Schmankerl für Zwischendurch „Der Ire war nicht das Problem“ von der Split-7“ mit Findus und danach wieder zurück in Zorn und Wut. Wir Menschen sind viel stärker als ihr denkt. Dabei muss dann auch mal das Mikrofon den Weg der Schwerkraft nehmen, wenn bei zu viel Bewegung vor der Bühne der Ständer mitgenommen wird. Das ganze Konzert vergeht wie im Schnellraffer und auch den drei Jungs auf der Bühne bleibt wenig Zeit zum Luftholen zwischen den Songs. Als Zugabe am Ende natürlich noch „Ach, Heiner“. Der Hit quasi und ein letztes Mal der Bruch sämtlicher Dämme. Ein Abschluss mit Sinn. Beim Rausgehen dann der Blick auf die Uhr. Nur 100 Minuten sind seit dem Einlass vergangen. Ein perfekte Ergebnis für den Abend eines Ostermontags. Keine Längen, sondern alles runtergespielt, was man hat und danach weg. Kopfhörer aufgesetzt und wieder raus in den Regen. „ich steh hier in deutschland, und es ist taghell.„