Die gute Laune ist unausweichlich bei Friska Viljor. Mit alkoholgetränkter Euphorie beeindruckte die schwedische Band bereits auf ihrem ersten Album Bravo!. Ein Auftritt beim Immergut Festival 2007 führte zusätzlich zu einem erhobenen Status innerhalb der stetig wachsenden Independent-Szene, sodass Friska Viljor mit ihrem neuen Album For New Beginnings keineswegs ohne festen Boden unter den Füßen beginnen müssen. Ein Schritt nach vorne ist es jedoch trotzdem nicht.
Wer auf dem Dorf lebt, kennt dieses Gefühl: Eine neue Generation macht ihr Abitur und zieht in die Welt hinaus. Rituale werden verworfen, Freundschaften auf die Probe gestellt und neue Perspektiven geschnürt. Doch nicht alle teilen diese Wege. Ein kleiner Rest bleibt zurück und will nicht weg. Nicht lokal gesehen, sondern aus diesem alten Leben. Keine Gedanken verschwenden an Beruf, Karriere, Qualifikationen, und, und, und. Die meisten halten diese rebellische Haltung nur eine kurze Zeit durch und werfen sich dann doch schlussendlich unter. Manche jedoch bleiben standhaft und halten an den alten Werten aus purem Hedonismus fest. Bier als die Antwort auf die Frage des Lebens. Fragen, die sich die beiden Schweden Daniel Johansson und Joakim Sveningsson von Friska Viljor anscheinend gar nicht mehr zu stellen brauchen.
Eigentlich hätte man es auch gar nicht anders erwarten dürfen. For New Beginnungs ist ein Album, das man von Friska Viljor erwartet. Ein ruhiger Einstieg mit „Daj Daj Die„, in dem man sich über das stetig schneller werdende Leben auslässt, das nur noch Verstand und nicht mehr vom Herzen gelenkt wird. Das klingt schon beinahe nach romantischem Idealismus und ist es auch in gewisser Weise. „If I Die Now“ kommt danach mit beinahe schon gewaltiger Instrumentation daher, wenn die Streicher erklingen, ein Glockenspiel im Hintergrund intoniert und man sich danach doch nur auf Schlagzeug und Gitarre verlässt. Eigentlich auf ganzer Albumlänge ein immer wiederkehrendes Muster, das man dann zum Schluss aber dennoch für den Höhepunkt aufgibt. Should I Apologize als schief gesungene Selbsterkenntnis, mit Gitarre und einem Hauch Reue in der Stimme, der wenigstens ein wenig Bedenken zu zeigen scheint.
Dennoch bleiben keine neuen Erkenntnisse und alles irgendwie doch beim Alten. Friska Viljor entwickeln sich zum alteingesessenen Kneipengänger der Musikindustrie, die in der Ecke sitzend beim Bier jedem von ihrer sympathischen Lebensphilosophie der guten Laune erzählen. Solche Geschichten hört man ab und an ganz gerne, doch für ein ausführliches Gespräch fehlt dann irgendwann der Tiefgang. Gleiches Spiel daher auch für For New Beginnungs. Die Rebellen zeigen alte Geschichten, aber dann doch ein wenig Reue und vielleicht führt das wenigstens beim nächsten Album zu einer sich zeigenden Resonanz.
„For New Beginnings“ erschien am 23. Oktober 2009 auf Haldern Pop Recordings.