Das Adventure ist tot, es lebe das Adventure. Die Rede ist vom klassischen Grafik-Adventure wie es in den 80ern und 90ern unter anderem von LucasArts entwickelt wurde und die mit Spielen wie Manic Mansion, Zak McKracken und natürlich der Monkey Island-Reihe das Videospiel revolutionierten. Danach kam lange nichts, das Genre war am Ende. Die deutsche Firma Daedalic brachte im vergangenen Jahr „Edna bricht aus“ auf den Markt, ein Spiel, welches einen wahrlich an die gute alte Zeit erinnert.
Auf der Verpackung steht groß „Von den Leuten, die Monkey Island gut finden“ – und genau diese Zielgruppe spricht das Spiel auch an: Die, die früher wochenlang ihre Abende mit Guybrush Threepwood verbrachten, um Elaine vor LeChuck zu retten. Edna bricht aus kommt einem vom ersten Moment an vertraut vor. Die Comic-Optik, die Point and Click-Steuerung, die Geschichte und natürlich die abgedrehten Charaktere.
Das Spiel beginnt damit, dass Edna in einer Gummizelle einer Nervenheilanstalt aufwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Die Zelle teilt sie sich mit ihrem Plüschhasen Harvey, der natürlich Sprechen kann. Eins ist von vorne klar: Edna und Harvey werden in der Zelle zu unrecht festgehalten, sie fühlt sich vollkommen gesund und auch Harvey ist ihrer Meinung. Als erstes muss man als aus der Gummizelle fliehen, eine klassische erste Szene für ein Adventure. Hat man die Gummizelle hinter sich gelassen, erfährt Edna schnell, dass der Irrenarzt Doktor Marcel ihre Erinnerungen ausgelöscht hat. Was will der Doktor bloß vertuschen?
Um sich an Fähigkeiten von früher zu erinnern, zum Beispiel wie Edna früher Schrauben mit Hilfe von Fußnägeln lösen konnte, kann man eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. So erfährt man Stück für Stück mehr von Ednas Geschichte. Eine schöne Spielerei ist der Perspektivenwechsel, kommt Edna nicht weiter, kann man mit Hase Harvey weiter spielen und Edna auf die gesehenen Dinge ansprechen, da Harvey kein ‚Inventar‘ hat und nichts mitnehmen kann. Die Dialoge, die Edna und Harvey führen sind erstklassig und auch die auf den ersten Blick unsinnigste Kombination aus „Benutze … mit …“ führt doch oft zu einem Ergebnis. Oft gibt es auch lustige Anspielungen, bestellt man zum Beispiel beim Barmann einen Grog, berichtet dieser, dass Grog verboten wurde, da ein irrer Piratenanwärter damit mal die Gitterstäbe geschmolzen habe. Guybrush ist also fast 20 Jahre nach seinem ersten Abenteuer immer noch allgegenwärtig.
Auf dem Weg durch die Irrenanstalt trifft Edna ständig auf obskure Persönlichkeiten, die das Spiel neben den Rätsel ausmachen: Den Bienenmann, die nicht so gleichen siamesischen Zwillinge Hoti und Moti, den Alumann im Superhelden-Outfit oder den Schlüsselmeister. Hier werden alle Irrenanstaltsklischees auf eine lustige Art und Weise bedient.
Mit Edna bricht aus kann man viele spannende, lustige Stunden verbringen. Dabei wachsen einem die liebenswerten und schrulligen Charaktere sehr ans Herz. Das Spiel wurde komplett per Hand gezeichnet und hat dadurch besonders viel Charme und die Steuerung funktioniert ganz instinktiv.
Das einzige, was heute anders ist als früher mit den LucasArts spielen: Die Lösung des Problems ist heute dank Google nur einen Click entfernt. Musste man früher alle Rätsel in stundenlanger Friemelei selber knacken, gibt es heute die Gefahr, dass man das Spiel einfach durchspielt, aber da ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmied.
Daedalic hat mit Edna bricht aus jedenfalls einen Überraschungshit gelandet, für den sie den Entwicklerpreis zu Recht entgegen nehmen konnten. So bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft mit dem Adventure wieder weiter bergauf geht und Daedalic noch viele weitere lustige Abenteuer entwickeln wird.
„Edna bricht aus“ ist für PC seit Sommer 2008 erhältlich.