Was hat man mit den ersten Teilen der Spyro-Reihe für Zeit verbracht damals. Rätsel geknackt, alles nur Erdenkliche gesucht und gesammelt, bis der Controller brannte und nebenbei noch einige Gegner zunichte gemacht. Dass sich Spyro allerdings immer mehr in Richtung Actiongame, wo mehr Wert auf Grafik als auf Spielfreude gelegt wird, entwickelt, wurde schon mit den letzten Teilen klar. Kann „The Eternal Night“ den Ruf noch retten?
Zu Beginn des Spiels werdet ihr nach der Sprache gefragt. Wie bei allen Spielen, bei denen man die Auswahl hat, ist es auch hier nur zu empfehlen, die englische Sprachausgabe zu wählen. Zwar sind die deutschen Synchronstimmen verhältnismäßig annehmbar, aber die Namen, die der englischen Version die Stimmen leihen, sind wirklich nicht von schlechten Eltern. Spyros Mentor Ignitius wird von Gary Oldman (Harry Potter) gesprochen und Spyro selbst spricht durch den Mund von Elijah Wood (Herr Der Ringe).
Nun zu der Story: Das Übliche. Wir sind die Guten, die anderen die Bösen. Die Story knüpft an den Vorgänger „A New Beginning“ an. Diesmal hat sich Affenkönig Gaul mit seinem Primatenvolk daran gemacht, die Welt ins Dunkel zu stürzen und – sobald die Himmelsmonde sich zu einer großen Finsternis vereinen – den sogenannten „Dunkelmeister“ wiederzubeleben. Doch Spyro wird von Visionen geplagt, die ihm deutlich machen, welche Gefahr dort droht und er macht sich auf die Suche nach einem uralten und weisen Drachen, dem „Historiker“. Dieser kann ihm dabei helfen, die Visionen zu deuten und Spyro seine Macht zurückgeben, mit welcher er die Welt vor den schrecklichen Ereignissen bewahren kann.
Hier ein Trailer, der die Stimmung im Spiel gut widerspiegelt:
Was sich im Vergleich zu den Vorgängern der Serie drastisch verbessert hat, ist das Kampfsystem. In den aktuelleren Spyro-Games deutete es sich ja schon an, dass nun mehr Wert auf Action gelegt wird, aber gerne erinnert man sich noch an den ersten Teil, wo Spyro außer dem Feueratem, dem Rammangriff und dem Sprung nicht viel auf dem Kasten hatte. In diesem Teil jedoch kann Spyro bereits Eis-, Blitz- und Erdtechniken einsetzen, im späteren Verlauf des Spiels sogar Kugelblitze und Eisbomben. Und es gibt eine brandneue Technik, die sogenannte „Drachenzeit“. Damit kann man die Zeit manipulieren und so kommenden Angriffen oder Gefahren ausweichen oder schnell bewegende Plattformen ruhiger wirken lassen. All das natürlich nicht ohne Haken: Bei der Drachenzeit wird von der Drachenzeitleiste abgebucht und das relativ schnell. Die lädt sich allerdings von selbst wieder auf, wenn man lediglich wartet. Für Magieangriffe wie den Atem wird jeodch von der grünen Magieleiste gesaugt und diese lässt sich nur durch das Einsammeln grüner Edelsteine wieder füllen. Dies ist auf Dauer sehr nervig, konnte man in den früheren Games schließlich noch feuern, was der Hals hergibt.
So schön das alles auch klingt, die Umsetzung dessen ist leider ziemlich miserabel. Man bewegt sich durch dunkle Gegenden, die für Spyroverhältnisse relativ lieblos animiert sind, die Kämpfe sind dann zwar farbenfroher, aber auf Dauer eintönig – Und vor allen Dingen viel zu schwer! Dieses Spiel ist keinem Kind mehr ans Herz zu legen, hier dürfte schon der ein oder andere erfahrene Spieler mit schweren Kampfsequenzen zu hadern haben. Dazu kommt dann die Unübersichtlichkeit, mit mehr als 3 Personen auf dem Spielfeld wird es dann wirklich hektisch im Kampf. Und da liegt es dann nicht mehr an den Fähigkeiten des Spielers, manche Situationen sind einfach unfair gestaltet. Außerdem, so schmackhaft diese ganzen Actionszenen auch anzusehen sind, man kriegt manchmal kaum mehr mit, was dort auf dem Bildschirm so vor sich geht. Besonders Spyros sogenannte Schwallattacken bringen viel Farbe und Licht auf den Bildschirm, aber definitiv keinen Überblick. Und auch manche Jump-Szenen im Game sind ein wirklich harter Brocken, da dürften Anfänger auch mit zu kämpfen haben.
Was man bei all der negativen Kritik dazu sagen muss. Die Rücksetzpunkte sind sehr fair gewählt, so dass man nicht den Controller an die Wand werfen muss, wenn man eine Sequenz nicht gemeistert hat. Und auch der Humor im Game ist nicht zu verachten, besonders Spyros Begleiter Sparks, die Libelle, haut einen guten Spruch nach dem Nächsten raus. Auch die musikalische Untermalung im Spiel ist stets passend und selten aufdringlich oder nervig. Und auch in diesem Spyro darf man mit den alten, geliebten Rätseln rechnen. Diese stellen eine gelungene Abwechselung zu all der Kämpferei dar, allerdings im vergleich zu den Vorgängern vollkommen unterrepräsentiert. Ebenso dürfte die Sammelleidenschaft früherer Spyro-Spieler nicht mehr so ganz befriedigt werden. War dies schließlich früher Hauptaugenmerk in allen Spyro-Teilen, sammelt man jetzt nur noch beiläufig, um Extras freizuschalten. Diese Extras allerdings sind eine wirklich nette Idee, kann man zum Beispiel später das Spiel nochmal als „Dunkler Spyro“ durchspielen und schön gestaltete Artworks bewundern.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Spyro also deutlich in die Jahre gekommen ist. Das hier ist zwar kein schlechtes Spiel, aber einfach anders als zuvor, wird hier schließlich mehr gekämpft als alles andere. Spieler, die in diese Games-Reihe vernarrt sind, werden auch hieran wieder Gefallen finden. Für Sammelfreaks und Freunde der fröhlichen Umgebung ist Spyro allerdings keine Empfehlung mehr wert. Auch der kleine Drache muss anscheinend erwachsen werden.
VÖ: „Sypro – The Eternal Night“ ist seit dem 13.11.2007 auf Vivendi erhältlich.